Fall Litwinenko

Kowtun kommt auch als Täter in Frage

10.12.2006

"Zureichender Anfangsverdacht" - Die Litwinenko-Witwe will nicht mit den russischen Ermittlern kooperieren.

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Im Zusammenhang mit dem Gifttod des russischen Ex-Spions Alexander Litwinenko kommt für die deutschen Ermittler der russische Geschäftsmann Dimitri Kowtun auch als Täter in Frage. Nach der Auswertung der Spuren in mehreren Wohnungen im Großraum Hamburg gehe man davon aus, dass Kowtun nicht nur Opfer, sondern auch Täter sein könne, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Martin Köhnke am Sonntag in Hamburg.

Nach Erkenntnissen des Strahlschutzamtes handelt es sich bei den an mehreren Orten - unter anderem sogar in Kowtuns Akte in der Hamburger Ausländerbehörde - gefundenen Spuren um radioaktives Polonium 210. "Wir haben nach der Auswertung der Kontaminierungsspuren einen zureichenden Anfangsverdacht gegen Kowtun", sagte Köhnke. Gegen ihn werde unter anderem wegen des Verdachts des unerlaubten Umgangs mit radioaktiven Stoffen ermittelt.

Der Ermittlungsstand bedeute nicht zwingend, dass der 41-Jährige das strahlende Material von Moskau über Hamburg nach London gebracht habe, um den ehemaligen russischen Agenten Litwinenko zu vergiften, sagte Köhnke. Es könne auch bedeuten, dass er bei der Verpackung des Materials in Moskau anwesend gewesen sei und die Spuren anschließend an sich getragen habe. Kowtun soll ein Kontaktmann Litwinenkos gewesen und möglicherweise selbst mit Polonium vergiftet worden sein. Insgesamt 170 Beamte von Landeskriminalamt und BKA ermitteln in dem Fall.

Die Witwe des vergifteten Ex-Spions Litwinenko will bei der Aufklärung des Falls nicht mit den Ermittlern der russischen Justiz zusammenarbeiten. "Ich kann nicht glauben, dass sie die Wahrheit sagen werden", wurde Marina Litwinenko von der britischen Sonntagszeitung "The Mail on Sunday" zitiert. Sie setzt ihre Hoffnung stattdessen in die britische Polizei.

Ihr Mann, der in diesem Jahr britischer Bürger geworden sei, habe für den KGB und dessen Nachfolger FSB in Russland gearbeitet. Er sei aber kein Spion gewesen, sondern habe sich als Ermittler mit dem organisierten Verbrechen beschäftigt, sagte Marina Litwinenko. eine Kritik an den russischen Behörden habe wohl einige frühere Kollegen beim FSB aufgeschreckt.

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