Enron-Prozess

Mildes Urteil für Finanzchef Andrew Fastow

26.09.2006

Der ehemalige Finanzchef des US-Energiekonzerns Enron, Andrew Fastow, ist am Dienstag von einem Richter in Houston im US-Bundesstaat Texas zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.

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© reuters
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Er hatte sich bereits vor mehr als zwei Jahren zu den Hauptvorwürfen schuldig bekannt und eine Haftstrafe von zehn Jahren akzeptiert.

Strafe um vier Jahre reduziert
Seine Anwälte baten nun um eine Verringerung der Strafe, weil ihr Mandant der Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen gegen die ranghöchsten Enron-Managern Kenneth Lay und Jeffrey Skilling geholfen habe. Das Gericht im texanischen Houston folgte dem Antrag und reduzierte die Strafe um vier Jahre.

Als Grund für die relativ milde Strafe nannte Richter Ken Hoyt am Dienstag Fastows Zusammenarbeit mit den Ermittlern, seine sichtliche Reue sowie seine Hilfsbereitschaft gegenüber Geschädigten.

Fastow als Kronzeuge gegen Ex-Chefs
Fastow hatte mit den Staatsanwälten ursprünglich eine Haftstrafe von zehn Jahren ausgehandelt und im Gegenzug ein umfassendes Geständnis abgelegt. Im Hauptprozess gegen die ehemaligen Enron-Chefs Skilling und Lay trat Fastow im Frühjahr als Kronzeuge der Anklage auf und belastete seine früheren Vorgesetzten schwer. Beide wurden daraufhin wegen Betrugs und Verschwörung schuldig gesprochen.

Enron-Gründer Lay starb im vergangenen Juli im Alter von 64 Jahren an einem Herzinfarkt. Skilling drohen maximal bis zu 185 Jahre Gefängnis. Das genaue Strafmaß wird später festgelegt.

Enron war große US-Pleite
Im Mittelpunkt des Verfahrens standen Scheingeschäfte, mit denen ein überhöhter Konzerngewinn ausgewiesen wurde. Die Insolvenz von Enron war eine der größten Pleiten in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte, Tausende wurden arbeitslos, die Wall Street musste Milliardenverluste an Vermögenswerten verbuchen. Das Energieunternehmen zählte einst zu den zehn größten Konzernen der USA und beschäftigte weltweit 20.000 Mitarbeiter.

Sarbanes-Oxley-Gesetz eingeführt
Die Enron-Pleite und weitere Bilanzskandale führten schließlich zu dem Sarbanes-Oxley-Gesetz, das strengere Bilanzierungsregeln und härtere Kontrollen für börsennotierte US-Unternehmen brachte.

Wegen der massiven Auswirkungen auf Angestellte und Anleger war der Fall Enron auch über die Grenzen der USA hinaus zum Inbegriff von Wirtschaftskriminalität und unternehmerischer Arroganz geworden. Er erregte aber auch deshalb großes Aufsehen, weil Lay als Förderer der Republikanischen Partei ein enger Freund von US-Präsident George W. Bush und dessen Familie in Texas war. Bush pflegte Lay mit dem Spitznamen " Kenny-Boy" zu rufen.

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