ÖSTERREICH exklusiv

Möglicher CSU-Chef Erwin Huber im Interview

04.02.2007

Der bayrische Wirtschaftsminister und mögliche zukünftige CSU-Chef Erwin Huber im ÖSTERREICH-Exklusivinterivew.

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ÖSTEREICH: Wie geht es weiter in der CSU? Wann gibt es eine Entscheidung, ob Horst Seehofer oder Sie CSU-Chef werden?

Edmund Stoiber führt momentan Einzelgespräche, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. Ich werde an diesen Gesprächen selbstverständlich teilnehmen. Da gibt es aber keinen Druck, sondern nur Überlegungen, was ist die beste Formation für die CSU ist. Dann folgt noch einmal eine größere Runde mit den CSU-Spitzen. Beim nächsten Parteivorstand am 12. Februar wird es einen offiziellen Bericht über die bisherigen Gespräche geben.

ÖSTEREICH: Sind alle anderen Führungs-Szenarien vom Tisch? Also, dass ein Trio die CSU-Spitze anführen könnte oder Edmund Stoiber doch noch bleibt?

Edmund Stoiber hat klargestellt, dass ein Rücktritt vom Rücktritt ausgeschlossen ist. Das mit dem Trio ist missverständlich, weil die CSU sicherlich keine Lösung wie die Grünen mit zwei Vorsitzenden machen wird.

ÖSTEREICH: Wie ist Ihr Führungsstil zu beschreiben?

Ich bin immer ein Mannschaftsspieler gewesen, und das wird auch mein Führungsprinzip sein. Aber es wird natürlich nur einen Parteivorsitzenden und einen Ministerpräsidenten geben.

ÖSTEREICH: Weder Seehofer noch Sie haben eine Kampfabstimmung ausgeschlossen. Sie haben aber dafür plädiert, Verletzungen und Lagerbildungen zu vermeiden. Ist es dafür nicht schon zu spät?

Es ist nie zu spät. Ich habe von Anfang an gesagt, dass mir an einem fairen, demokratischen Wettstreit gelegen ist. Und das lässt sich auch so gestalten.

ÖSTEREICH: Wird dieser Wettstreit von Seiten Seehofers fair geführt?

Ich habe bisher von ihm ebenfalls diese sachliche Art erlebt. Und das ist auch meine Intention. Das heißt, wir sind in der Lage, das Ganze offen, sauber und fair zu gestalten.

ÖSTEREICH: Seehofers Vorwürfe, dass Sie und Günther Beckstein den Wettstreit über die Medien führen, ist für Sie noch in diesem sauberen Rahmen?

Das ist aus der Welt geschafft.

ÖSTEREICH: Und sein Sager, dass die CSU ein „Intrigantenstadl“ sei, den er den CSU-Spitzen an den Kopf geworfen hat?

Vorwürfe dieser Art sind nicht begründet. Ich habe meine Kandidatur erst angemeldet, als Stoiber zurückgetreten war. Es ist jedenfalls in keiner Weise in Hinterzimmern oder im Geheimbund gelaufen. Es braucht hier niemand ein Demokratiedefizit in der CSU zu suchen.

ÖSTEREICH: Stehen Sie und Seehofer eigentlich für verschiedene Inhalte oder geht es da rein um die Personenbesetzung?

Das ist kein Richtungsstreit innerhalb der CSU, aber wir setzen unterschiedliche Akzente. Ich bin überzeugt, dass ich die gesamte Breite einer modernen Volkspartei darstellen kann vom so genannten kleinen Mann bis zur Wirtschaftskompetenz, von der bayerischen Lebensart bis zur High Tech-Orientierung.

ÖSTEREICH: Was spricht für Seehofer?

Das fragen Sie ihn besser selbst

ÖSTEREICH: Glauben Sie, hat das Öffentlichmachen von Seehofers Privatleben einen Einfluss auf die Entscheidung?

Privat ist privat. Ich beteilige mich nicht an einer Spekulation, wie sich das auswirkt.

ÖSTEREICH: Seehofer meint, die CSU befinde sich in der größten Krise seit ihrem Bestehen ...

Das kann ich so nicht sehen. Die CSU ist handlungsfähig auf allen Ebenen. Wir sind voll im Einsatz. An dieser Entscheidungsfähigkeit ändert die Diskussion um die Führung nichts.

ÖSTEREICH: Was machen Sie anders als Stoiber, wenn Sie CSU-Chef werden?

Es gilt das Prinzip Kontinuität und Erneuerung. Es wird keine Brüche in der Programmatik geben. Aber wir werden die Dinge angesichts der Globalisierung, der Situation der Familie in der heutigen Gesellschaft und der demografischen Entwicklung sicherlich neu justieren. Und da bin ich mit meinen Ideen voll dabei.

ÖSTEREICH: Geht’s ein bisschen konkreter?

Wir werden die Ganztagsschul-Angebote und Kinderbetreuung ausweiten, weil dies in der heutigen Berufswelt wichtig ist, damit Familien den Mut zum Kind haben.

ÖSTEREICH: Können Sie Stoiber eigentlich das Wasser reichen?

Ich werde die Arbeit natürlich nicht sofort mit dem gleichen Gewicht fortsetzen können. Edmund Stoiber hat ein starkes Fundament gelegt, nun müssen wir Antworten auf neue Herausforderungen geben. Das traue ich mir zu.

ÖSTEREICH: Ist das derzeitige Prozedere der Kandidatensuche ein Zeichen dafür, dass in der CSU ein Demokratisierungsprozess stattfindet?

Die CSU ist seit 60 Jahren eine demokratische Partei, da gibt es keinen Nachholbedarf.

ÖSTEREICH: Ist die CSU eine Partei der Heuchler?

Nein. Es gab in Kreuth 20 Stunden offene und ehrliche Diskussion mit Edmund Stoiber. Und er hat als Ergebnis seinen Rücktritt bekannt gegeben.

ÖSTEREICH: Sind Sie der Frau Pauli für Ihren Vorstoß eigentlich dankbar?

Dazu besteht kein Anlass.

ÖSTEREICH: Soll sie als Vize kandidieren?

Das habe ich nicht zu entscheiden. Ich beteilige mich nicht an irgendeinem Postenschacher.

ÖSTEREICH: Wird es eine TV-Debatte zwischen Ihnen und Seehofer geben?

Ich werde mich allen sinnvollen Diskussionen stellen.

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