Experten erklären
Putins Kriegs-Drohung gegen Europa: DAS steckt dahinter
03.12.2025Mit einem einzigen Satz hat Wladimir Putin kurz vor seinem Treffen mit einer US-Delegation Europas Sicherheitspolitik erneut in Unruhe versetzt
„Wir haben nicht vor, mit Europa zu kämpfen. Aber wenn Europa gegen uns kämpfen will, sind wir sofort bereit.“
Hinter dieser Formulierung steckt weit mehr als bloße Rhetorik. Sicherheitsexperten sehen in Putins Worten eine strategische Botschaft – und verweisen auf vier zentrale Ziele, die der Kreml-Chef mit der Drohung verfolgt.
1. Druck im Streit um eingefrorene russische Gelder
Der Satz richtet sich laut Beobachtern gezielt gegen europäische Pläne, Erträge aus beschlagnahmten russischen Vermögen zur Unterstützung der Ukraine zu nutzen. Sicherheitsexperte Nico Lange (MSC) warnt bei der BILD: „Putin versucht, die Europäer von der Nutzung der beschlagnahmten russischen Gelder abzubringen. Gerade deswegen sollten wir das jetzt schnell tun.“
Putin setzt also auf Einschüchterung, um einen finanziellen Hebel zurückzugewinnen, der für Russland geopolitisch enorm wichtig ist.
2. Europa soll seine Position den USA angleichen
Das zweite Ziel betrifft die Spaltung zwischen europäischen Regierungen und Teilen der US-Politik. Militär-Analyst Carlo Masala (Bundeswehr-Uni München) ordnet Putins Satz so ein:
„Die verklausulierte Drohung dient dazu, die Europäer dazu zu bewegen, ihre Position auf die der USA zu verändern.“ Europa soll verunsichert werden – während Russland parallel seinen hybriden Krieg fortsetzt, etwa durch die regelmäßigen russischen Provokationen im NATO-Luftraum, die das Risiko eines Zwischenfalls erhöhen.
3. Waffenlieferungen an die Ukraine sollen wackeln
Ein dritter Punkt: Putins Drohung soll die Europäer davon abhalten, Kiew weiter zu unterstützen.
Politikexperte Thomas Jäger (Uni Köln) sieht darin eine klare Botschaft: „Putin will signalisieren, dass sich die Europäer aus Russlands Krieg gegen die Ukraine heraushalten sollen und am besten ihre Waffenlieferungen einstellen.“ Gleichzeitig soll bei den Europäern die Frage aufkommen, ob die USA im Ernstfall wirklich zu ihrem Beistand verpflichtet bleiben würden – ein gezielter Versuch, Zweifel an der NATO zu säen.
4. Europa soll die Schuld an gescheiterten Friedensgesprächen tragen
Auch auf diplomatischer Ebene verfolgt Putin eine Erzählung: Das Institute for the Study of War analysiert, Putin wolle Europa die Verantwortung zuschieben, wenn Russland alle Friedensplanvarianten zurückweist. Die Logik: Wenn Europa als „Aggressor“ dargestellt wird, kann der Kreml jede Verhandlung ablehnen – und gleichzeitig argumentieren, der Westen verhindere den Frieden.
Ein Muster – und eine Warnung
Putin wiederholt damit eine Propaganda-Mechanik, die bereits 2022 dem Angriff auf die Ukraine vorausging: Europa und die NATO als Aggressoren darstellen, um eigene Schritte rechtfertigen zu können.
Russische Provokationen – etwa Drohnen und MiG-Jets, die die NATO-Abwehr testen – erhöhen zusätzlich das Risiko, dass der Kreml im Falle eines Missgeschicks behaupten kann, Europa habe den ersten Schritt getan.
Aktuell allerdings halten Experten eine neue russische Militäroperation gegen Europa nicht für unmittelbar bevorstehend. Dennoch hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius bereits im Vorjahr gewarnt, die Bundeswehr müsse bis 2029 kriegstüchtig sein, „um zu verhindern, dass es zum Äußersten kommt“.
Wie berechnend Putins Worte waren, zeigte sich schließlich am Dienstag:
Die US-Delegation unter Trump-nahen Vertretern kam dem Kreml in den Verhandlungen weit entgegen – und erreichte dennoch keinerlei Zugeständnisse. Ein Szenario, das Putins Drohkulisse letztlich sogar stärkt.