Mehr Anschläge

Sicherheitslage im Irak weiter verschlechtert

19.12.2006

Die Sicherheitslage im Irak hat sich nach einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums weiter verschlechtert.

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So habe die Zahl der Anschläge von Mitte August bis Mitte November um 22 Prozent zugenommen, heißt es in dem Bericht, der am Montag dem US-Kongress übergeben wurde. Pro Woche sei es in den drei Monaten durchschnittlich zu 959 Angriffen auf Soldaten oder Zivilisten gekommen. Ein Grund dafür sei der übliche Anstieg der Gewalttaten während des Fastenmonats Ramadan. Der neue US-Verteidigungsminister Robert Gates will sich unterdessen sehr bald persönlich ein Bild von der Lage in den Irak machen.

Mehrheit der Opfer sind Iraker
Hauptziel der Anschläge seien mit 68 Prozent weiterhin die US-Truppen und ihre Verbündeten, die "überwältigende Mehrheit" der Opfer seien jedoch Iraker, so der Bericht. Die Mehrzahl davon (54 Prozent) ereigne sich in den Provinzen Bagdad und Anbar. Die Zahl der zivilen Opfer sei im beobachteten Zeitraum um zwei Prozent angestiegen.

Rund 3000 Tote GIs
Obwohl im vergangenen Vierteljahr weitere 45.000 irakische Sicherheitskräfte ausgebildet worden seien, habe es nur wenig Fortschritte bei den Bemühungen des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki gegeben, die zunehmende Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten einzudämmen, heißt es in dem Pentagon-Bericht an den Kongress. Seit Beginn des Krieges im März 2003 kamen im Irak fast 3000 US-Soldaten ums Leben.

Mehdi-Armee verantwortlich
Die negativsten Auswirkungen auf die Sicherheitslage hat dem Bericht zufolge die Miliz des radikalen Schiitenführers Muktada (Moqtada) al-Sadr, die so genannte Mehdi-Armee. Sie habe die irakische Zelle des Terroristennetzwerks Al Kaida als gefährlichste Kraft abgelöst. "Die Gewalt im Irak stellt eine ernsthafte Bedrohung für den politischen Fortschritt dar", heißt es in dem Bericht.

Irak-Versagen gefährdet USA
Der neue Verteidigungsminister Gates warnte unterdessen vor einem Scheitern im Irak. Bei seiner Vereidigung sagte er, ein Versagen würde die USA auf Jahrzehnte gefährden. Der 63-Jährige räumte allerdings ein, dass sich derzeit auch kein Sieg abzeichne. Er werde sehr bald in den Irak reisen, um sich von der Militärführung eine ehrliche Einschätzung über die Lage geben zu lassen, sagte Gates am Montag.

Suchen nach Strategie
Parteiübergreifend besteht in Washington die Hoffnung, dass Gates mit einem realistischen Blick auf die Lage im Irak eine akzeptable Strategie für die USA findet. Alle wollten die US-Truppen nach Hause holen, aber die USA könnten sich kein Scheitern im Nahen Osten erlauben, sagte Gates. Er stellte in diesem Zusammenhang auch klar, dass die USA nicht zulassen würden, dass Afghanistan wieder zu einem Rückzugsgebiet für Terroristen werde.

Bush lobt Gates
US-Präsident George W. Bush drückte während der Zeremonie die Hoffnung aus, dass Gates helfen könne, einen neuen Weg für den Militäreinsatz im Irak zu finden. Es sei entscheidend für den Frieden, dass die Terroristen und Radikalen besiegt würden. Bush nannte Gates einen Mann mit Visionen, Anstand und Erfahrung.

Der frühere CIA-Direktor Gates (63) tritt die Nachfolge von Donald Rumsfeld (74) an, der am Freitag nach knapp sechs Jahren Amtszeit mit militärischen Ehren verabschiedet worden war.

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