Hintergrund

Teddy Kolleks bewegtes Leben

02.01.2007

Im Alter von 24 Jahren wanderte er nach Palästina aus und gründete mit Jugendlichen aus Österreich und der Tschechoslowakei ein Kibbuz.

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Teddy Kollek wurde am 27. Mai 1911 im ungarischen Dorf Nagyvaszony bei Budapest geboren. Sein Vater benannte ihn nach dem Vater des modernen Zionismus, Theodor Herzl. Seine Eltern übersiedelten aber bald nach Wien, wo Kollek aufwuchs. Als Kind trat er der zionistischen Jugendbewegung Blau-Weiß bei. Er maturierte und bereitete sich auf seine Auswanderung nach Palästina vor.

Nach Palästina ausgewandert
Kollek fiel den Führern der zionistischen Weltbewegung auf und wurde 1935 in das Büro der Bewegung nach London berufen. Im Alter von 24 Jahren wanderte er nach Palästina aus und gründete mit Jugendlichen aus Österreich und der Tschechoslowakei den Kibbuz Ein Gev am Ostufer des Sees Genezareth. Ab Herbst 1938 war er wieder im Londoner Büro der zionistischen Bewegung tätig, wo er sich mit der Rettung von Juden aus von Nazis besetzten Ländern befasste. So erhielt er den Auftrag, mit der SS-Führung in Wien Kontakt aufzunehmen. Kollek verhandelte mit Adolf Eichmann über die Ausreise jüdischer Jugendlicher aus Österreich, worüber er 1961 im Eichmann-Prozess in Jerusalem aussagte.

Während des Zweiten Weltkriegs reiste Kollek in geheimer Mission nach Europa, um Juden vor der Vernichtung zu retten. 1942 wurde er zum Assistenten des Leiters der Abteilung für Kontakte mit den ausländischen Geheimdiensten bei der Jewish Agency berufen. Vor allem von Istanbul aus war er tätig, um Juden aus den von Nazi-Deutschland besetzten Teilen Europas hinauszuschmuggeln sowie um Agenten und Waffen für den Widerstand einzuschleusen. Noch im selben Jahr wurde Kollek Leiter der Vertretung der Hagana, der zionistischen Geheimarmee, in New York. Hier baute er ein Spionagenetz auf und kaufte mit Spendengeldern Schiffe für die illegale Einwanderung nach Israel und Waffen für die Hagana.

Beziehung Israel - USA gefördert
Ende 1948 kehrte Kollek nach Ein Gev im neu gegründeten Staat Israel zurück. 1950 wurde er Leiter der Amerika-Abteilung im neuen israelischen Außenministerium. In den folgenden Jahren war Kollek der zweite Mann der israelischen Botschaft in Washington. Dort legte er den Grundstein für die außerordentlichen Beziehungen zwischen Israel und den USA. Er förderte auch die Beziehungen zwischen den Geheimdiensten Mossad und CIA. Ein großer Erfolg war, als der Mossad 1956 eine Kopie der Geheimrede des sowjetischen Parteichefs Nikita Chrustschows über die Untaten Josef Stalins beschaffen konnte und Kollek diese an die CIA weiterleitete. Während seiner Tätigkeit in Washington kümmerte sich Kollek um die Finanzierung von Waffenlieferungen an Israel und hielt Kontakt zu Kongress-Abgeordneten.

1952 wurde Kollek von Ministerpräsident David Ben Gurion zum Kabinettschef berufen. Als solcher war er vor allem für Einwanderungsfragen tätig. Er nahm auch Kontakte mit der arabischen Bevölkerung auf. Während er maßgeblich für die Umsetzungen des US-Hilfsprogramms für Israel verantwortlich war, suchte er eine Lösung für das arabische Flüchtlingsproblems. Zugleich versuchte er, den Tourismus zu fördern und der Welt Israel näher zu bringen.

Stets für Toleranz eingetreten
Am 1. Dezember 1965 wurde Kollek zum Bürgermeister des damals geteilten Jerusalem gewählt. Im Sechs-Tage-Krieg 1967 wurden Ostjerusalem und die Altstadt, die unter jordanischer Herrschaft standen, von israelischen Truppen erobert, die beiden Stadtteile unter israelischer Herrschaft vereinigt. 1980 wurde das ungeteilte Jerusalem per Verfassungsgesetz ohne völkerrechtliche Wirksamkeit zur Hauptstadt Israels erklärt. Kollek baute die jüdischen Vorstädte aus und sorgte für eine Modernisierung der Infrastruktur der schnell wachsenden Stadt. Zugleich trat er für die friedliche Koexistenz zwischen jüdischen und arabischen Bewohnern ein. Dass er 1993 für eine siebente Amtszeit kandidierte, statt sich ehrenvoll zurückzuziehen, war ein strategischer Fehler. Es gewann der damalige Likud-Kandidat Ehud Olmert, der heute an der Spitze der Kadima-Partei israelischer Ministerpräsident ist.

Bei allem Einsatz für die Koexistenz mit den Palästinensern war Kollek stets gegen eine neue Teilung der Stadt. Kollek stand für ein harmonisches Zusammenleben im "ewigen, unteilbaren Jerusalem", in der die arabische Bevölkerung höchstens eine weitgehende Selbstverwaltung erhalten sollte. Von palästinensischer Seite wurde ihm mitunter vorgeworfen, er sei mitverantwortlich für den Bau israelischer Siedlungen im Großraum Jerusalem. Gleichwohl war der Vater zweier Söhne und von Großvater von vier Enkelkindern ein klarer Gegner des israelischen Siedlungsbaus im Westjordanland.

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