Blutige Kämpfe

UN-Truppen chancenlos gegen Rebellen im Kongo

28.10.2008

Zehntausende Menschen sind im Kongo bereits auf der Flucht, die Rebellen rücken weiter auf die Stadt Goma vor.

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UN-Blauhelmsoldaten haben sich am Dienstag vergeblich bemüht, die Rebellen im Osten des Kongos am Vormarsch auf die Provinzhauptstadt Goma zu hindern. Die Truppen schossen nördlich der Stadt aus Hubschraubern heraus auf die vorrückenden Rebellen, konnten diese aber nach Angaben von Augenzeugen zunächst nicht aufhalten. Die kongolesischen Soldaten zogen sich indes in Richtung Süden zurück. Mehrere Zehntausend Menschen waren auf der Flucht vor den Kämpfen.

Viele der Flüchtlinge trugen ihre Kinder auf dem Arm und schleppten ihr gesamtes Hab und Gut mit sich, darunter Kleidung, Geschirr und Bettwäsche. Selbst kleine Kinder, viele von ihnen barfuß, balancierten Säcke mit Lebensmitteln auf dem Kopf. Tausende Menschen verbrachten die Nacht auf dem schlammigen Erdboden, wo sie den tropischen Regenfälle schutzlos ausgeliefert waren.

Chaos in Flüchtlingslagern
Etwa 30.000 Flüchtlinge trafen in einem provisorischen Lager des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Kibati ein, zehn Kilometer nördlich von Goma, wie UNHCR-Sprecher Ron Redmond mitteilte. Die humanitäre Situation sei chaotisch, nachdem sich die Zahl der Menschen dort innerhalb weniger Stunden verdreifacht habe. Nach Angaben des Roten Kreuzes fliehen jeden Tag zusätzlich täglich etwa 100 Menschen, die meisten davon Frauen und Kinder, über die Grenze in das benachbarte Uganda.

Kongolesen hatten UN-Einrichtungen angegriffen
Am Montag hatten tausende aufgebrachte Kongolesen mehrere UN-Einrichtungen in Goma angegriffen, woraufhin Blauhelmsoldaten Warnschüsse abgaben. Nach Angaben der Behörden wurden drei Menschen getötet. Am Dienstag wurde das UN-Hauptquartier in der 600.000-Einwohner-Stadt an der Grenze zu Ruanda von mehreren gepanzerten Fahrzeugen der Vereinten Nationen bewacht. Die Kongolesen werfen der rund 17.000 Mann starken UN-Friedenstruppe vor, sie nicht vor den Rebellen zu schützen.

Auch am Dienstag warfen Flüchtlinge Steine auf UN-Panzer. Mehrere Hubschrauber der Vereinten Nationen kreisten über dem Kampfgebiet etwa zwölf Kilometer nördlich von Goma. Rebellenführer Laurent Nkunda hat angekündigt, die Stadt einzunehmen. Etwa 40 Kilometer nördlich von Goma war es am Wochenende zu heftigen Kämpfen gekommen. Die Rebellen brachten einen strategisch wichtigen Militärstützpunkt unter ihre Kontrolle und besetzten erstmals seit Beginn des Konflikts in der Provinz Nord-Kivu die Hauptverwaltung des Virunga-Nationalparks. Mehr als 200.000 Menschen wurden in den vergangenen zwei Monaten aus ihren Häusern vertrieben.

Foto: (c) Reuters

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