2,2 Millionen € für mehr Züge

Streit um Verbindung Graz-Salzburg

24.10.2011

Der private Anbieter WestBahn kritisiert die Bevorzugung der ÖBB.

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© ÖBB
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Immer noch heftig gerungen wird um die Zukunft der Bahnverbindung Graz - Salzburg. Wie mehrfach berichtet, wollen die ÖBB ab Mitte Dezember die Zahl der direkten Intercity-Verbindungen zwischen den beiden Landeshauptstädten halbieren und den letzten Zug Graz-Innsbruck ganz einstellen. Dagegen regte sich in den betroffenen Regionen heftiger Widerstand. Seit einigen Tagen liegt nun ein Kompromissvorschlag auf dem Tisch: Die wegfallenden Intercity-Züge sollen durch Regionalexpress- und Schnellzüge ersetzt werden, die Verbindung nach Innsbruck soll erhalten bleiben. Die neuen Zugverbindungen sind auch bereits in der ÖBB-Fahrplanauskunft enthalten, allerdings mit dem Hinweis, dass die Finanzierung noch nicht geklärt sei und deshalb der veröffentlichte Fahrplan noch nicht garantiert werden könne.

Heftiges Ringen um Finanzierung der Ersatzmaßnahmen

Um die Finanzierung der Zugverbindungen gibt es unterdessen ein heftiges Tauziehen: 3,2 Millionen Euro sollen die zusätzlichen Regionalexpress- und Schnellzüge als Ersatz für die gestrichenen Intercitys kosten, rechnen die ÖBB vor. Davon wollen die Bundesbahnen je eine Million vom Bund sowie den Ländern Steiermark und Salzburg erstattet, 1,2 Millionen Euro würde die Bahn selber tragen. Zusätzlich erhalten die ÖBB vom Bund fünf Millionen Euro im Jahr für die zwei Eurocity-Verbindungen von Graz Richtung Deutschland sowie eine Intercity-Verbindung Graz-Salzburg und zurück. Insgesamt fordern die ÖBB also 7,2 Millionen Euro pro Jahr für die Aufrechterhaltung des Zugverkehrs zwischen Graz und Salzburg.

Fahrgastvertreter: Mehr Geld für schlechteres Angebot

Fahrgastvertreter kritisieren, dass die öffentliche Hand in Zukunft für ein deutlich schlechteres Angebot erheblich mehr Geld bezahlen soll. Einige der ersatzweise angebotenen Züge fahren nämlich nicht täglich, außerdem sollen anstatt klimatisierter Fernverkehrs-Waggons ältere und deutlich schlechter ausgestattete Regionalzüge zum Einsatz kommen. Auch bei den betroffenen Bundesländern zeigt man sich hinter vorgehaltener Hand alles andere als begeistert über die Angebotsverschlechterung und die zusätzliche Belastung für die klammen Kassen.

WestBahn: Bieten Zweistundentakt und besseren Service
Scharfe Kritik an der Vorgangsweise des Verkehrsministeriums kommt außerdem von der privaten WestBahn AG, die ab Dezember auf der lukrativen Strecke Wien-Salzburg die ÖBB herausfordern wird. WestBahn-Chef und Ex-ÖBB-Personenverkehrschef Stefan Wehinger kritisiert, dass Bund und Länder die subventionierten Zugverbindungen Graz-Salzburg ohne Ausschreibung direkt an die ÖBB vergeben. Sein Unternehmen hätte gerne ein Angebot für die Strecke gelegt, sei aber nicht gefragt worden. Für 7,2 Millionen Euro könne die WestBahn einen Zweistundentakt anbieten, zudem mit deutlich besserem Service als die ÖBB, so Wehinger.

WestBahn-Züge Wien-Salzburg zunächst teilweise nur alle 2 Stunden
Auf der Westbahn zwischen Wien und Salzburg wird der neue private Anbieter hingegen zunächst nicht wie ursprünglich geplant im Stundentakt fahren. Zunächst sollen die Doppelstock-Triebwagen der WestBahn am Vormittag nur alle zwei Stunden von der Donaumetropole in die Mozartstadt und wieder zurück fahren. WestBahn-Chef Wehinger begründet dies mit der in der Anlaufphase nötigen Fahrzeugreserve. Die neuen, in der Schweiz gefertigten Zugsgarnituren müssten zunächst ihre Verlässlichkeit unter Beweis stellen, erläuterte Wehinger.

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