Großes Interview

Kim Schmitz: "U-Haft war wie eine Folter"

01.03.2012

Megaupload-Gründer hat hinter Gittern 16 Kilogramm abgespeckt.

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Auf dem Weg in die Freiheit, hatte der deutsche Megaupload-Gründer Kim "Dotcom" Schmitz noch gesagt, dass er sich bei den Verhören wie in einer Castingshow gefühlt hatte. Doch ganz so einfach dürfte die U-Haft doch nicht gewesen sein, wie das erste Interview nach der Entlassung nun zeigt. Dieses wurde in  der Zeitung "New Zealand Herald" am Donnerstag veröffentlicht. Darin hat Schmitz die Anschuldigungen der US-Justiz gegen ihn als "irreführend" und sogar "böswillig" zurückgewiesen. Einen Prozess gegen ihn werde die US-Justiz niemals gewinnen können, fügte er hinzu. Die US-Behörden werfen Schmitz Verletzung des Urheberschutzes und Betrug vor und fordern seine Auslieferung.

Luxus-Leben vor der Haft:


Megaupload ging gegen Raupkopien vor
Schmitz sagte dem Blatt, in der Anklageschrift fehlten "Beweise" dafür, dass er "persönlich" versucht habe, Raubkopierer daran zu hindern, ihr Material über Megaupload zur Verfügung zu stellen. Bei Megaupload seien 20 Leute damit beschäftigt gewesen, mögliche Raubkopien zu löschen.

"Für jede E-Mail in deren Anklageschrift habe ich hundert andere, die das Gegenteil beweisen", sagte Schmitz. "Ich saß in meiner Zelle und dachte: Wie können die sich auf eine so irreführende und böswillige Art einfach Vorwürfe herauspicken? Die können nicht gewinnen."

Es könne allerdings "Jahre dauern", seine Unschuld zu beweisen, sagte Schmitz weiter. Sein Kampf, gegen Kaution auf freiem Fuß bleiben zu können, sei nur der Anfang. Die "Schlacht" werde im August beginnen, wenn die erste Anhörung im Prozess um seine mögliche Auslieferung an die USA geplant ist. In den USA drohen dem 38-Jährigen bis zu 20 Jahre Haft.

16 Kilogramm abgenommen
Schmitz alias Kim Dotcom beschwerte sich über seine Behandlung nach der Verhaftung am 20. Jänner. In der ersten Nacht in Untersuchungshaft sei er alle zwei Stunden geweckt worden. "Ich sagte, das ist Folter, das ist Schlafentzug." Das einzig Positive an der Haft sei gewesen, dass er 16 Kilogramm abgenommen habe.

Er wolle auf Dauer in Neuseeland bleiben, sagte der in Kiel geborene Schmitz der Zeitung: "Dies ist das Land, in dem ich leben möchte und wo meine Kinder aufwachsen sollen. Ich liebe es hier." Schmitz kam Anfang 2010 nach Neuseeland. Er hat drei Kinder, seine Frau Mona ist schwanger mit Zwillingen.

Luxus-Villa kostet 630.000 Euro pro Jahr

Schaden von 500 Millionen Dollar
Megaupload bot seinen Nutzern seit 2005 an, Daten im Internet zu speichern und dort auch anderen zur Verfügung zu stellen. Dies ist an sich nicht illegal. Allerdings wurde die Plattform auch dazu genutzt, Raubkopien etwa von Musik, Filmen und Software zu verbreiten. Rechteinhabern soll so ein Schaden von 500 Millionen Dollar entstanden sein.

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