Dunkles Kapitel
Boris Becker plaudert aus: "Fans schickten mir Geld ins Gefängnis"
05.09.2025Boris Becker spricht offen über die dunkelste Zeit seines Lebens: Siebeneinhalb Monate saß die Tennis-Legende 2022 im Gefängnis – nun verarbeitet er die Haft in seinem neuen Buch „Inside“ und erzählt von Hunger, Angst und unerwarteten Freundschaften hinter Gittern.
Für Tennis-Legende Boris Becker (56) war die Zeit im Gefängnis die härteste Niederlage seines Lebens. Jetzt verarbeitet der dreifache Wimbledon-Sieger diese Erfahrung in seinem Buch „Inside“ (erscheint am 10. September) – und schildert schonungslos, wie der Alltag hinter Gittern aussah.
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Becker saß 2022 wegen Insolvenzstraftaten siebeneinhalb Monate im Gefängnis. „Ich bin da in Jogginghosen herumgelaufen und hatte die Kontrolle über mein Leben verloren. Die hatten dort andere“, erzählt er im Gespräch mit dem Spiegel. Mit dabei im Gepäck: die Biografie von Mode-Ikone Karl Lagerfeld (†85). Dessen berühmter Satz über Jogginghosen bekam für Becker plötzlich eine ganz neue Bedeutung.
"Schreie, die ganze Nacht"
Schon der Gang ins Gefängnis war surreal. Zur Urteilsverkündung packte er eine Tasche „für den Fall der Fälle“. Doch vieles blieb ihm verwehrt: schwarze Trainingsanzüge („die tragen nur Wärter“), Rasierklingen, Aftershave – ja, sogar eine Zahnbürste galt als potenzielles Risiko. Die erste Nacht war für Becker ein Schock. „Du hörst Schreie, die ganze Nacht. Es klingt, als würde sich in der Zelle nebenan jemand umbringen.“ Ein Mithäftling habe ihm bald geraten: „Gewöhn dich dran, irgendwann schläfst du ein.“
Die ersten Tage beschreibt Becker als Hölle: „Es waren die schlimmsten drei Tage meines Lebens.“ Gegen die Kälte half nur Schichtenlook – zwei Trainingsjacken, Handtuch um den Hals. Auch das Essen war eine Zumutung: Brei, halbrohe Bohnen, Würste. „Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich wirklich Hunger.“ Statt Luxusvilla gab es einen Mini-Fernseher mit zehn Filmen – „Rambo“ sah er elf Mal.
17 Euro pro Woche
Finanziell lebte Becker im Knast von 17 Euro pro Woche, die Hälfte davon für Telefonate. Manche Fans schickten ihm Geld – ausgehändigt wurde es allerdings erst nach seiner Entlassung. Rückblickend sieht er dennoch einen Sinn in dieser Zeit: „Ich hatte alles verloren, sogar meine Freiheit. Dadurch hatte ich genügend Zeit, mir zu überlegen, warum das passiert ist. Der Verantwortliche bin ich selbst.“
Trotz allem fand Becker Freunde hinter Gittern. Besonders verbunden fühlt er sich einem Mitinsassen aus Nigeria: „Ike hat mir das Leben gerettet. Er ist ein Bruder für mich.“
Lilian als Anker
Und auch privat gab es Halt. Freundin Lilian, 28 Jahre jünger als er, blieb während der ganzen Haft an seiner Seite. „Das größte Problem für mich war, dass Boris so berühmt war“, sagt sie im Interview. Die Corona-Zeit habe ihnen jedoch die Chance gegeben, einander richtig kennenzulernen. Vor der Urteilsverkündung hatte Becker sie gebeten, nicht auf ihn zu warten. Doch sie hielt zu ihm: „Ich denke, er ist besser aus dem Gefängnis rausgekommen, als er reingegangen ist. Er ist klarer.“
Heute gibt sich Becker geläutert: „Ich habe aus meinen Fehlern gelernt – und eine Partnerin zu Hause, die sehr vorsichtig mit Geld umgeht. Sie ist das Wichtigste für mich, sie ist jetzt sozusagen mein Kapitän.“