Statement

Ex-Korrespondentin Sagmeister: "ORF hat für topausgebildete Frauen keinen Platz"

20.10.2025

Der Fall der Journalistin zieht sich schon einige Jahre. Das sind die Hintergründe.

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© ORF, Getty
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Bereits vor einiger Zeit gab es einen Wirbel um ein Interview , das zur 2022 Eskalation führte: ORF-Redakteurin Sonja Sagmeister, damals in der "ZiB"-Wirtschaftsredaktion tätig, sah das ORF-Gesetz verletzt, weil sie von ihrer Vorgesetzten beauftragt wurde, ein Interview mit Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) zu führen. 

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Keine Einschränkung

Sagmeister wollte sich in ihrer Fragenstellung journalistisch nicht einschränken lassen. Und spürte heftige Konsequenzen - von Seiten des ORF. Nachdem sie Protest erhoben hatte, seien ihr daraus Nachteile erwachsen, gab Sagmeister an. So wurde sie in eine andere Abteilung versetzt, durfte nur noch Nachrufe aus Archivmaterial basteln, im sogenannten "Todesarchiv".

 

Todesarchiv

Sagmeister wörtlich und jüngst auch zur "Welt": "... nachdem ich als langjährige Wirtschaftsjournalistin Interventionen von innen und außen, intern im Unternehmen transparent zurück gewiesen habe, wurde ich als ORF-Redakteurin - für Österreich - ungewöhnlich methodisch kalt gestellt: nach Repressalien ins "Todesarchiv" versetzt (als Neo-Beauftragte für Nachrufe auf noch lebende Personen) und am Ende durch den Generaldirektor persönlich gekündigt."

Kein Platz für topausgebildete Frauen

Sagmeister wurde, nachdem sie in der ersten Instanz gewonnen hatte, freigestellt, durfte somit nicht mehr recherchieren. Nun wurde sie vom ORF gekündigt. Sie wolle allerdings nicht aufgeben, stellt fest, dass 50 kein gutes Alter derzeit sei beim ORF. Auf Nachfrage von oe24 erklärt sie: "Man bekommt den Eindruck, dass der ORF für topausgebildete Frauen über 50 keinen Platz mehr hat." Das sei der Fall, "wenn der Generaldirektor diese womöglich als unbequem einschätzt", so Sagmeister. Sie erklärt, dass sie "nie ein Schoßhündchen" gewesen sei und ihre Arbeit aber immer sehr ernst genommen hat. Die neuerliche Kündigung will sie jedenfalls nicht akzeptieren und wartet jetzt auf den Gerichts-Showdown in zweiter Instanz, der Anfang November über die Bühne gehen soll. 

Sagmeister selbst habe u.a. ein Doktoratsstudium absolviert, Bücher im In- und Ausland publiziert und sich journalistisch stetig weitergebildet. Auch Kolleginnen wie Birgit Fenderl oder Claudia Reiterer seien topausgebildet, aber eben "über 50". 

ORF kontert: "Persönliche Verfehlungen"

Der ORF meldete sich auch gegenüber oe24 zu Wort und erklärt, dass ihre Kündigung 2023 nichts mit der Einschränkung ihrer journalistischen Freiheiten zu tun habe. Dies habe auch das Gericht festgestellt: „Ihre Kündigung im Jahr 2023 erfolgte aufgrund persönlichen Fehlverhaltens im Zusammenhang mit nicht genehmigten Nebenbeschäftigungen, die sie trotz mehrmaliger Aufforderungen über Monate hinweg nicht beendet hat. Falsch ist, dass sie aufgrund eines politischen Interviews und somit aufgrund ihrer journalistischen Arbeit gekündigt worden sei. Auch das Bundesverwaltungsgericht hat keinerlei Fehlverhalten des ORF festgestellt: Sonja Sagmeister wurde in ihren Rechten als Journalistin nicht eingeschränkt."

Die neuerliche Kündigung jetzt im Oktober erfolgte laut ORF "wegen neuerlicher dienstlicher Pflichtverletzungen und zur Wahrung der Ansprüche des ORF. "

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