Haute Couture Week

Debüt für Maison Margiela: Glenn Martens liefert ein düsteres Meisterwerk

10.07.2025

Glenn Martens hat bei seinem Debüt für Maison Margiela die Haute Couture Week ordentlich aufgemischt. Gotische Masken, recycelte Materialien und dekonstruiertes Drama – selten war Couture so düster, schön und radikal.  

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© Maison Margiela - Instagram
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Also ehrlich – wenn es auf der Haute Couture Week 2025 so etwas wie einen Pokal gäbe, Glenn Martens hätte ihn sich wohl mit einem lässigen Schulterwurf geschnappt. Natürlich: Schiaparelli hat mit surrealen Dalí-Vibes in KI-Optik brilliert. Und bei Rahul Mishra war die Liebe auf jedem Stickfaden spürbar. Aber Martens? Der hat rasiert – kreativ, konzeptuell und ziemlich kompromisslos. 

Martens x Margiela: Wenn Gotik Couture wird

Martens – ursprünglich aus dem malerischen Brügge – hat für sein Debüt bei Maison Margiela tief in die Geschichte seiner Heimat gegriffen. Inspiration: die mittelalterliche Architektur Flanderns und der Niederlande. Ergebnis: eine Show, die irgendwo zwischen Albtraum in Brokat, Barock auf Speed und ästhetischem Overload pendelte – und dabei völlig hypnotisierte.

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Schon die Location war kein klassisches Runway-Erlebnis. Die Show fand in einem leicht morbiden Keller statt, dessen Wände mit floralen Tapeten aus geprägtem flämischem Leder aus dem 17. Jahrhundert bezogen waren. Weil: Warum auch nicht? 

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Dann: die ersten Looks. Gesichter hinter Masken, die gotisch anmuteten, düster, fast unheimlich – aber nicht weniger faszinierend. Skurril, gruselig, großartig. Glenn Martens inszenierte Couture wie ein Theaterstück, bei dem man nicht weiß, ob man applaudieren oder sich leicht erschauern soll. Man tut am besten beides. 

Stoffgewordene Illusionen und bewusstes Chaos

Wie einst Martin Margiela versteht auch Martens Mode nicht als bloßes Schönmachen. Seine Entwürfe sind visuelle Täuschung, Dekonstruktion, Philosophie in Stoffform. Es geht um Proportionen, die bewusst aus dem Gleichgewicht geraten. Um Körper, die verschleiert, verlängert, fragmentiert werden. Und um eine Couture, die nicht nur hübsch ist.

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Martens spielt mit Materialien wie ein Kind mit Lego. Recycelter Kunststoff, Vintage-Leder, Metallschrott: was eigentlich auf dem Müll landen sollte, wird bei Margiela zur Haute Couture. Und nicht irgendwie, sondern glitzernd, fragil, überwältigend. Kristalle aus Restbeständen zierten Kragen und Masken, Spitze wurde zur „Verlängerung der Haut“ und nasse Drapierungen brachten eine geradezu sinnliche Verwischung zwischen Stoff und Körper. 

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Upcycling, aber make it poetic

Was Martens hier auf den Laufsteg brachte, ist nicht nur Avantgarde – es ist ein liebevoll zerfleddertes Manifest. Couture, die nicht zurückblickt, sondern sich aus der Geschichte ihre Zukunft bastelt. Aus Gotik wird Glamour, aus Abfall wird Attitüde. Die Silhouetten? Manchmal wie gotische Türme, manchmal wie Schatten. Immer aber mutig. Und nie langweilig. 

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Glenn hat geliefert. Punkt.

Was bleibt? Große Kunst. Und das Gefühl, dass Maison Margiela unter Martens eine neue Ära begonnen hat. Eine Ära, in der Mode mehr provoziert, mehr fragt, mehr erzählt.

© Getty Images
 

 

Und das Beste daran? Es war erst sein Debüt. Bleiben Sie dran – das nächste Kapitel wird sicher nicht weniger spektakulär. 

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