Mutter im Interview
Freispruch für 10 Peiniger: "Meine Tochter ist am Boden zerstört"
30.09.2025Die Mutter des Mädchens erzählt ihre Version der Geschichte gegenüber oe24.
"Ich fühle mich wie in einem falschen Film", beginnt die Mutter das Gespräch mit oe24. "Es ist unglaublich, wie so ein brisanter Fall behandelt wird." Am Freitag alle zehn Angeklagte im Fall einer 12-Jährigen, die von einer Jugendbande über Monate hinweg sexuell genötigt worden sein soll, freigesprochen. Ein Skandal-Urteil!
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Das Mädchen soll laut Anklagte in Parkhäusern, Wohnungen und Kinderzimmern immer wieder zu Sex gezwungen worden sein. In der umfassenden Urteilsbegründung legte der Senat dar, dass es in den Angaben der Hauptzeugin große Widersprüche gab (oe24 berichtete).
Für die Opfer-Familie und die mittlerweile 15-Jährige ein verheerendes Urteil. "In der Begründung ist über die Tatverdächtigen kein einziges Wort verloren worden. Nur meine Tochter wurde als schuldig dargestellt, weil nicht jede Aussage übereinstimmte", erzählt die Mutter.
"Meinem Kind geht es natürlich nicht gut. Für meine Tochter ist das Urteil wie ein Schlag ins Gesicht, sie ist am Boden zerstört. Es wird so dargestellt, als hätte sie alles nur erfunden", so die Erziehungsberechtigte zu oe24. "Wir sind doch nicht zur Polizei gegangen, um irgendwelche Geschichten zu erzählen, die nicht stimmen." Außerdem sei es verständlich, dass eine 13-Jährige - so alt war das Mädchen bei der Einvernahme - nicht immer auf alles bei einem Verhör achten könne.
Auch wie die Familie zum Teil von einem der Verteidiger vor Gericht dargestellt wurde, ärgert die Enddreißigerin. "Wir sind ganz normal: Arbeit, Schule und keine Vorstrafen."
"Ich wusste, dass etwas mit meiner Tochter nicht stimmt"
"Mein Kind ist nicht schuld daran, was ihm passiert ist." Auch sie als Mutter hätte alles versucht, um zu helfen. "Ich wusste, dass damals etwas mit meiner Tochter nicht stimmt. Sie war total verschlossen und verstört zu der Zeit", erzählt sie weiter über die Zeit der Vorfälle im Jahr 2023.
Gemeinsam wären sie bei Psychiatern, Ärzten und Psychologen gewesen. Auch Drogentests, die negativ ausfielen, hätten sie machen lassen. Niemandem hätte die 12-Jährige damals etwas erzählt. Erst viel später kam der Skandal ans Licht, weil ein angeblicher "Freund" der Mutter von den Vorfällen erzählte.
Mittlerweile habe die Familie, die zuvor ganz in der Nähe der mutmaßlichen Tatorte gelebt hatte, den Wohnort gewechselt, außerdem ginge die heute 15-Jährige in eine andere Schule, wo sie auch anstrebt, die Matura zu machen.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt für Mutter und Tochter. Die Staatsanwaltschaft Wien legt eine Nichtigkeitsbeschwerde gegen alle zehn Freisprüche ein - auf Weisung des Justizministeriums. Nun ist der Oberste Gerichtshof am Zug und muss den Fall prüfen.