Bewohner ratlos

KGV Wasserwiese hoffte im Wiener Rathaus auf Gehör

25.06.2025

Weil sich die Bewohner des Kleingartenvereins Wasserwiese im Stich gelassen fühlen, verfassten sie einen offenen Brief und sprachen nun im Wiener Rathaus vor.

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© Paola Komanek
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Seit 1916 gibt es den Kleingartenverein Wasserwiese in der Leopoldstadt. Vor Kriegsende von Kaiser Franz Josef zum Anbau von Lebensmitteln angelegt, dient er 109 Jahre später noch immer als grüner Rückzugsort in der Millionenmetropole Wien. Derart turbulente Zeiten wie heute dürften seine Bewohner aber schon lange nicht mehr erlebt haben. Denn: Infrastrukturelle Probleme machen das Leben im einst so lauschigen Paradies am Donaukanal zunehmend schwieriger - und unbequemer.

Wie oe24 vor kurzem berichtete, werden die Bewohner der Wasserwiese aktuell auf eine harte Probe gestellt. Weil die Straßenbahnlinie 18 bis zum Ernst Happel Stadion verlängert wird, überschlagen sich hier regelrecht die Ereignisse. Mit der Umleitung des Busses 77A bis Herbst 2026 und dem Wegfall des 80A wären die Bewohner bis dahin vom öffentlichen Verkehrsnetz abgeschnitten. Hinzu kommen eine Durchfahrtssperre über die Prater Hauptallee sowie ein Halte- bzw. Parkverbot auf beiden Seiten der Stadionallee.

Termin im Rathaus

Die Bewohner des Kleingartenvereins Wasserwiese stehen an und wissen nicht mehr weiter. Seit nun zweieinhalb Jahren versuche man, sich Gehör zu verschaffen: Es gab bis dato zwei Petitionen mit über 5.000 Unterschriften, zudem wandte man sich an die Bezirksvertretung, die Stadtregierung sowie an Volksanwaltschaft und Bürgeranwalt -  jedoch ohne Erfolg.

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"Da wir uns im Moment sehr im Stich gelassen fühlen, bitten wir Sie, sich um eine Lösung der unten erwähnten Problematik, die durch die Bautätigkeit im Zuge der Verlängerung der Straßenbahnlinie 18 entsteht, zu kümmern", heißt es in einem offenen Brief an die Stadt Wien.

Unterstützung durch die Wiener ÖVP

Nun stand am 25. Juni ein Termin im Rathaus an, um die Problematik im Gemeinderat zu schildern. Sabine Keri, Gemeinderätin und Bezirksparteiobfrau ÖVP Leopoldstadt, unterstützte dabei den KGV tatkräftig. Eine Bewohnerin erzählte im Anschluss oe24 von dem Termin, über den sie sich enttäuscht zeigte: "Ich glaube nicht, dass wir wirklich gehört wurden, zumal einige Anwesende auf ihren Handys spielten oder gar den Saal verließen."

"Die rot-pinke Stadtregierung macht weiter wie immer: Planen und Umsetzen über die Köpfe der Wienerinnen und Wiener hinweg. Bürgerinteressen? Fehlanzeige. Wenn SPÖ und Neos so offen ignorieren, was die Menschen bewegt, stellt sich ernsthaft die Frage: Wozu überhaupt noch Petitionen einbringen? Bürgerbeteiligung bleibt in Wien ein trauriges Stiefkind. Entscheidungen fallen hinter verschlossenen Türen – Beteiligung wird nur vorgespielt. So verspielen SPÖ und Neos direkt zu Beginn der neuen Legislaturperiode Vertrauen", erklärt Sabine Keri, Gemeinderätin und Bezirksparteiobfrau ÖVP Leopoldstadt. 

Wie es weitergeht

Ans Aufgeben will man dennoch nicht denken. Vielmehr suche man auf privaten Wegen nach Alternativen, um sich das Leben in der Wasserwiese so weit als möglich wieder zu erleichtern. So stellen einige Bewohner auf Zweiräder um, weil diese kein Parkpickerl brauchen und so im bzw. in der Nähe des Kleingartenvereins abgestellt werden können.

Aufgrund der schlechten öffentlichen Anbindung sowie des überhand nehmenden Verkehrs-Chaos im KGV fürchten die Bewohner, dass das neu eröffnete Tupi im Goatn im Schutzhaus schon bald wieder zusperren könnte. Ihm bleiben nämlich die Gäste aus und der weite Weg zum nächsten Nahversorger ist für ältere und eingeschränkte Personen kaum bewältigbar, vor allem im Sommer nicht.

Ein Hoffnungsschimmer hat sich zumindest aufgetan: Wie die Wiener Linien am heutigen Mittwoch bekanntgaben, wird die Buslinie 77A während der Sommerferien bis zur Haltestelle Stadionbad fahren - und somit auch vorbei am KGV. "Mit großer Kraftanstrengung aller Projektbeteiligten ist es nun gelungen, aktuelle Bauphasen noch einmal anzupassen und im Sinne der Erholungssuchenden zu optimieren. Die Buslinie 77A wird heuer während der Sommerferien Richtung Rennweg noch einmal über die Meiereistraße und Stadionallee fahren. Fahrgäste können außerdem mit dem 77A vom Stadionbad kommend bei der Schlachthausgasse auf die U3 umsteigen", heißt es von offizieller Seite.

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