Straßenbahnverlängerung, fehlende Parkplätze und eine schlechte Nahversorgung machen den Bewohnern des Kleingartenvereins Wasserwiese das Leben derzeit schwer.
Der Kleingartenverein Wasserwiese liegt im 2. Wiener Gemeindebezirk, direkt zwischen der Stadionbrücke und dem Ernst Happel Stadion. Durch die Stadionallee ist das Areal (einer der größten Kleingartenvereine Europas) zweigeteilt - sie wird künftig von der verlängerten Straßenbahnlinie 18 befahren.
So weit, so gut. Nur: Abgesprochen habe die Stadt das Verkehrsprojekt mit den Bewohnern nicht. Im Gegenteil: Zwei Petitionen mit rund 5.000 Unterschriften stießen bei der Bezirksverwaltung auf taube Ohren. "Wir müssen das hinnehmen, Demokratie hin oder her. Nur was jetzt passiert, ist Chaos pur! Die Leute sind verzweifelt - man kann uns doch zumindest näher informieren", so eine verärgerte Bewohnerin.
"Chaos pur!"
Was "jetzt passiert" ist: Mit der Verlängerung der Straßenbahn kommt es auch zu einer Änderung des Busverkehrs rund um den Kleingartenverein. So wurde die Route des 77A umgeleitet - bis die Bauarbeiten der Bim-Verlängerung im Herbst 2026 abgeschlossen sind. Auch hier bemängelt besagte Bewohnerin, dass dies nicht ausführlich kommuniziert wurde.
Doch damit nicht genug: Ebenfalls seit Tagen fehlen laut Bewohnerin die Parkplätze auf der Stadionallee - die neuen Beschilderungen seien unzureichend, Alternativen weit entfernt und schlecht ersichtlich. Die Bewohner, vorwiegend Pensionisten, wüssten schlicht nicht, wo sie ihre Fahrzeuge abstellen dürfen. "Sie kommen auch nicht mehr zu hinteren Parkplätzen durch."
Weil der Bus nicht mehr beim Kleingartenverein hält, sorgen sich Bewohner um ihre Zukunft im selben. Ärgerlich sei überdies, dass man den ganzen Durchzugsverkehr - Autos, E-Scooter und Fahrräder - zwischen Stadionbrücke und Praterbrücke - jetzt "voll" abbekäme.
Keine Nahversorger
Zur Freude der Bewohner des Kleingartenvereins sperrte vor kurzem das Schutzhaus wieder auf. Mit der nunmehr unzureichenden Verkehrsanbindung bleiben diesem allerdings die Gäste aus. Vor wenigen Tagen erst soll dem Jungunternehmen eine 80-köpfige Gesellschaft abgesagt haben. Auch seien bis auf Weiteres keine anderen Festivitäten mehr geplant.
Sollte das Schutzhaus wieder schließen, gäbe es keinen Nahversorger mehr für die Kleingartensiedlung. Die nächste Einkaufsmöglichkeit sei rund zwei Kilometer entfernt - zu weit für Kinder und ältere sowie eingeschränkte Bewohner.
Bauarbeiten bis Herbst 2026
"Was den Bewohnerinnen und Bewohnern hier zugemutet wird, ist kein Schildbürgerstreich - es ist schlicht unverständlich. Und wo ist der Bezirksvorsteher? Wenn das die Richtung ist, in die Rot-Pink in den nächsten fünf Jahren gehen will, dann ist das ein schlechtes Signal - und das nur einige Tage nach der Angelobung", so Sabine Keri, Gemeinderätin und Bezirksparteiobfrau ÖVP Leopoldstadt.
"Große Infrastruktur-Bauarbeiten sind ohne Einschränkung leider nicht möglich. Wir planen Umleitungen so, dass trotz Einschnitten ein größtmöglicher Nutzen für unsere Fahrgäste und ihre Wege bleibt. Damit die Linie 18 bis zur U2 verlängert werden kann, wird der 77A zwischen Ludwig-Kößler-Platz und Donaumarina umgeleitet; damit wird die Verbindung zwischen 3. und 2. Bezirk und der Nutzen für die Mehrheit der Fahrgäste weiterhin gewährleistet", heißt es auf o24-Anfrage vonseiten der Wiener Linien.