Blick ins Buch
Gerald Grosz vs. Angela Merkel: Untergang oder Wir schaffen das
04.08.2025Gerald Grosz war vieles: Haider-Weggefährte, Vertrauter von FPÖ-Vizekanzler Herbert Haupt, letzter BZÖ-Chef und Bundespräsidentschaftskandidat. Jetzt hat der Polit-Blogger sein sechstes Buch geschrieben: einen Frontalangriff auf Angela Merkel.
Vor zehn Jahren sagte die damalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren berühmten Satz: "Wir schaffen das". Die einfache Formel, von Merkel auf der Bundespressekonferenz vor den Berliner Hauptstadt-Journalisten offenbart, wurde zum Kernsatz deutscher Willkommenskultur im Zuge steigender Fluchtbewegungen.
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Auf dem Weg nach Westen
Hintergrund: Tausende Flüchtlinge standen im August 2015 am Budapester Hauptbahnhof und warteten auf ihre Weiterfahrt nach Westen. Die Orban-Regierung hatte sich geweigert, die Flüchtlinge aufzunehmen. Die hektischen Tage des Sommers vor zehn Jahren waren der Beginn einer neuen politischen Großdebatte in Europa, die Anhänger einer liberalen Willkommenskultur und konservative Verfechter restriktiver Grenzpolitik unversöhnlich spaltete - bis heute.
Ein frühes Urteil
Das neue Buch von Gerald Grosz nimmt Bezug auf den 31. August 2015 und Merkels historischen Satz. Um von der Groszschen Analyse zum Meinungsschluss des Ex-Politikers zu kommen, muss man freilich nicht lange suchen. Sein Urteil steht mit dem Titel fest: "Merkels Werk. Unser Untergang."oe24 hat nicht nur auf den Titel geschaut, sondern ins Manuskript des Buches: Zwei große Blöcke macht Grosz auf: Seine eigene Erzählung der Genese und Folgen des Merkel-Satzes und eine chronologische Sammlung von Texten Gerald Grosz' aus den Jahren 2017 bis 2025.
Nur fast der Untergang
Im eigentlichen Hauptteil skizziert Grosz seine düstere Sicht auf die Politik von Angela Merkel. Er schreibt vom "Sündenfall", "Selbstmord" oder der "Schneise des Terrors" und kommt zu dem Schluss: "Europa hat sich abgeschafft". Damit erinnert er an den ehemaligen deutschen SPD-Politiker Thilo Sarrazin, der bereits 2010 sein Buch "Deutschland schafft sich ab" vorgelegt hatte und damit zum politischen Fahnenträger der Konservativen und Rechten wurde. Grosz schränkt seine Bilanz ein: Nur fast habe sich Europa schon abgeschafft. Der Autor meint damit den Westen - Österreich, Frankreich und Deutschland. Im Gegensatz dazu hat er in die andere Richtung Hoffnung: "Die östlichen Länder Europas sind mehr oder weniger verschont geblieben." Von Merkel, meint Grosz.
Man ist sich einig
Für sein Buch versammelt der Steirer Gleichdenkende. Er zitiert aus Interviews mit politischen Weggefährten: AfD-Chef Tino Chrupalla, Ex-Verfassungsschutz-Präsident Deutschlands Hans-Georg Maaßen, FPÖ-Chef Herbert Kickl oder auch Tschechiens ehemaliger Staatspräsident Václav Klaus. Wenn Grosz zu dem Schluss kommt: "Merkel hat großen, nachhaltigen Schaden angerichtet. Sie wird zweifelsohne als Spalterin Europas in die Geschichte eingehen. An unserer Generation und an allen folgenden wird es liegen, diese Schäden zu reparieren, das Haus Europa wieder aufzustellen. Sonst besiegeln wir Merkels Werk und unseren Untergang." Seine Interview-Partner werden Grosz nicht widersprechen. In diesem Buch ist man sich einig. "Merkels Werk. Unser Untergang" von Gerald Grosz erscheint am 18. August im Grazer Stocker-Verlag.