Vizekanzler mit Seitenhieb

Kogler im ORF-Sommergespräch über Mikl-Leitner: "Das sag i ja z'Fleiß!"

14.08.2023

Mit Vizekanzler Werner Kogler hat am Montag erstmals ein Regierungsmitglied Platz bei den "Sommergesprächen" des ORF genommen.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/EVA MANHART
Zur Vollversion des Artikels

Gleich zu Beginn der zweiten Ausgabe der diesjährigen Interviewreihe machte der Grünen-Chef klar, dass er seinen "präfaschistoid"-Sager in Richtung der niederösterreichischen ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner nicht zurücknimmt. Ums Klima zwischen Türkis-Grün fürchtet er dabei nicht, denn: "Ich habe keine Koalition mit der Frau Landeshauptfrau."

Kogler hatte Mikl-Leitners Aussagen zu "normal denkenden" Menschen als "brandgefährlich und darüber hinaus präfaschistoid" bezeichnet. Dabei bleibt er auch rund einen Monat später. "Ich habe drauf hingewiesen, dass so eine Herangehensweise und so eine Sprachverwendung dazu führt, dass diese vergleichbar ist mit Zeiten, die wir schon hatten", sagte er im "Sommergespräch". Nachsatz: "Ich glaube überhaupt nicht, dass die Frau Landeshauptfrau das so meint."

Kogler: "Das sag i ja z'Fleiß!"

Kurz darauf bezeichnete Kogler Mikl-Leitner dann als "Frau Landeshauptmann". Auf Moderatorin Susanne Schnabls Hinweis, es hieße doch "Frau Landeshauptfrau", antwortete der Vizekanzler keck: "Ja, das sag i ja z'Fleiß!", und verwies auf die schwarz-blaue Koalition in Niederösterreich, die einen Erlass gegen das Gendern im Landesdienst verabschiedet hat.

Mehrwertsteuersenkung als Ultima Ratio

Eins mit dem Koalitionspartner im Bund, der ÖVP, zeigte sich Kogler, wenn es darum ging, die Rezepte gegen die Teuerung zu verteidigen, die entgegen aller Kritik da seien. Also etwa Direktzahlungen, Steuersenkungen und Pensionserhöhungen. Eine Mehrwertsteuersenkung bei Grundnahrungsmitteln wäre lediglich die Ultima Ratio, sollten sich die Lebensmittelpreise etwa anders entwickeln als in Deutschland. Genau das wäre dann allerdings die viel kritisierte "Gießkanne".

© APA/EVA MANHART

Die Unzufriedenheit versteht Kogler auch, was das Ungleichgewicht zwischen den steigenden Kreditzinsen und den nach wie vor auf niedrigem Niveau verweilenden Sparzinsen betrifft. Man müsse aber aufpassen, die Banken nicht zum Feindbild zu erklären. Mögliche Antworten hier wären neben einer Übergewinnsteuer, die noch "nicht aus der Welt" sei, die Erhöhung der Bankenabgabe und bereits beschrittene Wege über den Konsumentenschutz.

Kogler glaubt an Klimaschutzgesetz

Beim eigentlichen Kernthema der Grünen, dem Klimaschutz, zeigte sich Kogler optimistisch, dass noch in dieser Legislaturperiode etwas weitergeht - auch wenn sich selbst im Parlament immer mehr Leugner des Klimawandels "zusammenrotten" würden und mit den "Putin-Freunden" der FPÖ fusionierten. Der Vizekanzler glaubt jedenfalls daran, das Klimaschutzgesetz noch durchsetzen zu können. "Man muss auch die Chancen sehen und nicht den Verzicht", appellierte er.

© APA/EVA MANHART

"Auch der Strache hat einen Anspruch darauf"

Im Justizbereich ist Kogler für Verbesserungen der Beschuldigtenrechte - und zwar vor allem abseits von glamourösen Fällen, wie jüngst bei seinem blauen Vorgänger als Vizekanzler, Heinz-Christian Strache. So müsse es mehr Ersatz geben, sollte sich herausstellen, dass gegen jemanden lange ermittelt wurde, der dann unschuldig ist. Kogler erinnerte dabei auch an den Tierschützer-Prozess, aber "auch der Strache hat einen Anspruch darauf".

© APA/EVA MANHART

Politikmüde zeigte sich Kogler nach außen nicht. Hinsichtlich der kommenden Nationalratswahl meinte er: "Ich bewerbe mich auch für die Spitzenkandidatur. Das ist meine Absicht."

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel