Unis überlaufen
D soll für Studenten in Ö zahlen
13.10.2009
In Österreich werden Rufe nach Ausgleichszahlungen laut - Außerdem wird wieder über die Einführung der Studiengebühren debattiert. Der Grund ist der Run auf die Universitäten.
Nach Hochschülerschaft und Grünen sprechen sich auch Rektoren für Ausgleichszahlungen Deutschlands wegen des Ansturms deutscher Studenten an österreichische Universitäten aus. "Kann man dem österreichischen Steuerzahler zumuten, dass er universitäre Infrastruktur zur Verfügung stellt für weite Teile Mitteleuropas, die jetzt unser Land überfluten, weil wir gratis Studienplätze zur Verfügung stellen?", fragt sich der Rektor der Universität Innsbruck, Karlheinz Töchterle, auf Ö1. Auch für Rektorenchef Christoph Badelt wären solche Ausgleichszahlungen "in einem Gesamtpaket eine sinnvolle Maßnahme".
- Verfassungsexperten sind nicht glücklich über die Neuregelung der Studiengebühren.
"Nur ein Vorgeschmack"
Für Töchterle, an dessen Uni
rund 3.000 Deutsche studieren, ist "das, was wir heuer erleben, nur ein
Vorgeschmack". Aufgrund der Verkürzung des Gymnasiums in Deutschland
von neun auf acht Jahre werden nach Bundesländern gestaffelt zwei Jahrgänge
gleichzeitig maturieren und damit entsprechend viele deutsche Abiturienten
an die österreichischen Unis drängen. Mehr Studenten ohne Studiengebühren
und ohne Ausgleichszahlungen würden für die Unis einen finanziellen
Drahtseilakt bedeuten, der nicht zu bewältigen sei, so Töchterle.
Politiker blockieren einander
Für Badelt wären solche
Ausgleichszahlungen allerdings nicht der Weisheit letzter Schluss. Der Staat
müsse sich "endlich dazu bekennen, wie viel Kapazitäten in den
einzelnen Studienrichtungen existieren, und er müsste diese Kapazitäten
finanzieren", erneuerte der Präsident der Universitätenkonferenz eine
alte Forderung der Rektoren. Dramatisch für die Unis sei aber, dass die
Politiker in dieser Frage einander blockierten und deshalb nichts passiere.
Ein Modell wie die diskutierten finanziellen Ausgleichszahlungen für deutsche Studenten in Österreich ist im Norden Europas bereits verwirklicht: An den Hochschulen der fünf Mitgliedsländer des Nordischen Ministerrates - Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden - herrscht seit über zehn Jahren jeweils freier Zugang für Studenten aus den anderen Ländern. Die für das Gastland entstehenden Mehrkosten werden auf Basis eines Abkommens aus dem Jahr 1996 im Rahmen der Beiträge zum Budget des Nordischen Rates abgegolten. |
Hahn gegen Ausgleichszahlungen
ÖVP-Wissenschaftsminister
Johannes Hahn spricht sich gegen Ausgleichszahlungen von Deutschland aus.
Österreich habe eine ausgeglichene Bilanz, es würden auch viele heimische
Studierende ins Ausland gehen, so Hahn vor dem Ministerrat. Das Problem der
Studienzuwächse ließe sich durch die Wiedereinführung von
Zugangsbeschränkungen lösen. Hahn will wieder quantitative Beschränkungen
bei jenen Fächern, bei denen in Deutschland der Numerus clausus gilt. Diese
Maßnahme habe auch in der Vergangenheit funktioniert. Hahn hofft, "dass
der Koalitionspartner hier eine hinreichende Flexibilität entwickelt".
Pröll für Studiengebühren
Natürlich ist der
Wissenschaftsminister nach wie vor für eine Wiedereinführung
der Studiengebühren. Auch Parteifreund, Finanzminister Josef Pröll
plädiert nach wie vor dafür. Finanzspritzen an die Unis kann sich Pröll
dagegen nicht vorstellen: "Geld ist in der Krise nicht vermehrbar", so
Pröll. Es werde eine Herausforderung, die österreichischen
Universitäten zukunftsfit zu machen.
Faymann bleibt dagegen
Bundeskanzler Werner Faymann bleibt bei
seinem Nein zu einer Wiedereinführung der Studiengebühren. Man dürfe keine
"finanziellen Schranken" setzen, diese seien aus seiner Sicht "keine
Lösung". Es habe heute im Ministerrat eine Diskussion gegeben, dass die
Bedingungen an den Universitäten "nicht gut" seien, räumt Faymann ein.
Trotzdem nehme man in der Debatte um eine Wiedereinführung der
Studiengebühren einen anderen Standpunkt als der Koalitionspartner ein.
Finanzielle Schranken seien keine Antwort.