ÖH fordert

"Zustrom deutscher Studenten einbremsen"

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Ein Abkommen mit Deutschland wäre aus Sicht der ÖH die Lösung des Numerus-Clausus-Flüchtlings-Problem.

Weder der große Andrang österreichischer Studenten noch jener von Numerus-Clausus-Flüchtlingen aus Deutschland rechtfertigen aus Sicht der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) die derzeitige Studienplatzbeschränkung in Medizin und Psychologie. "Die Problematik mit dem starken Zustrom von deutschen Studenten wäre einfach dadurch zu lösen, dass Österreich mit Deutschland ein bilaterales Abkommen schließt", appellierte die ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer (Grüne und Alternative StudentInnen, GRAS) an Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP).

Emergency Room als Beweggrund fürs Medizin-Studium
Als generelle Ursache für den Ansturm auf einige wenige Fächer sieht Maurer mangelnde Information und Beratung vor Studienbeginn, das Berufsbild werde derzeit vor allem durch Fernsehsendungen und die Eltern geprägt. "Derzeit studieren Leute Medizin, weil sie so gerne Emergency Room anschauen. Oder sie studieren Psychologie weil sie glauben, sie können danach als Psychotherapeut arbeiten", beklagte Maurer. Dies sei auch der Grund für die hohen Drop-Out-Raten bei diesen Studien.

Die ÖH-Minderheitenexekutive aus GRAS, dem Fachhochschul-Club FEST (Fraktion Engagierter Studierender) und dem Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) will deshalb in den kommenden zwei Jahren die Beratung vor dem Übertritt von der Schule an die Unis oder Fachhochschulen verbessern.

"Für jeden soll ein Studienplatz da sein"
Doch selbst wenn es trotz einer Verbesserung der Studienentscheidung "weiterhin so viele Studierende gäbe, was ich nicht glaube, sollte für jeden ein Platz da sein", beharrte Maurer auf einen Ausbau der Studienplätze in den Massenfächern. Das Uni-Budget stagniere seit 1999, mit einem kleinen Plus 2006. "Die 400 Mio. Euro, die da derzeit als Mehrinvestition verkauft werden, sind Infrastrukturmillionen. Da werden etwa Krankenhäuser in das Universitätsbudget eingerechnet zum Beschönigen."

Ansturm an Uni Salzburg
Während die Zahl der Studienanfänger an den übrigen österreichischen Unis im Vergleich zum Vorjahr vorerst stagniert bzw. nur leicht steigt, erlebt die Universität Salzburg schon jetzt einen regelrechten Ansturm. Die Gesamtzahl der Studenten ist bereits jetzt um rund 15 Prozent höher als im Vorjahr. Besonders kritisch wird die Lage in der Kommunikationswissenschaft, wo es auf Wunsch der Politik keine Zugangsbeschränkung mehr gibt: Im Vorjahr starteten 240 Anfänger, heuer gibt es hingegen schon rund 500 Anmeldungen.

Etwa 14.000 Studierende zählte man in den vergangenen Jahren an der Paris Lodron Universität, heuer werden es 16.000 bis 17.000 sein.

An der Kommunikationswissenschaft sind keine Zutrittsbeschränkungen mehr möglich, was zur Verdoppelung der Studienanfänger geführt hat. Um irgendwie einen geregelten Lehrbetrieb zu ermöglichen, müssen daher alle Neulinge in der ersten Hälfte des Wintersemesters zwei Vorlesungen absolvieren. Erst wer diese auch bestanden hat, kann in den normalen Studienbetrieb einsteigen.

Hoher Anteil deutscher Studenten in Salzburg
"Grenzwertig" ist für Rudolf Mosler, Vizerektor für Lehre an der Uni Salzburg, auch der Anteil an Studienanfängern aus Deutschland in einzelnen Fächern. In der Psychologie kommen bereits über zwei Drittel aus dem Nachbarland, an der Kommunikationswissenschaft sind es 45 bis 50 Prozent. "Das ist schon sehr, sehr viel." Aber auch hier liege der Ball bei der Politik. Jedenfalls seien die deutschen Studierenden in der Regel sehr gut.

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