Das sagt Österreich

Wahl läuft anders als die Umfragen

20.05.2017

Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

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© ÖSTERREICH/ Artner
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Über die neueste Umfrage von „Research Affairs“ kann man nur staunen:

Sebastian Kurz zieht mit der „neuen ÖVP“ allen davon, wirkt mit 35 % wie der sichere Wahlsieger. Warum? Weil er als einziger den „Neustart“, den Mut zu neuer Politik verkörpert.

Die FPÖ hält sich mit 26 % respektabel (als fast fixer Koalitionspartner) – aber für Platz 1 fehlt (seit Kurz) die Offensive.

Kanzler Kern und die SPÖ werden in der Umfrage mit nur 20 % regelrecht abgestraft – die Quittung für das rote Chaos in Wien und die feige Sesselkleber-Strategie der letzten Tage.

Die neue Umfrage zeigt aber nur die Startposition fürs Gemetzel. Der Wahlkampf 2017 wird anders laufen:

Die kommende Wahl wird zum Persönlichkeits-Match zwischen drei exzellenten Kandidaten: dem Kanzler, dem Außenminister und dem Oppositions-Chef. In der Kanzler-Frage steht es nur noch 36 % (Kurz) zu 35 % (Kern) zu 28 % (Strache). Im wirklichen Persönlichkeits-Wahlkampf liegen alle drei Kandidaten also hauchdünn beisammen.

Erst im Wahlkampf wird sich ­zeigen, ob Österreich wirklich

  • den 30-jährigen Newcomer und den „Neustart“ wählt,
  • auf den 51-jährigen Kanzler setzt, der Wirtschafts-Aufschwung und sinkende Arbeitslosenzahlen verspricht,
  • oder wütend den 48-jährigen Protest-Kandidaten wählt.

Kurz wird den aufwendigsten Wahlkampf führen – mit den neuen und kreativen Ideen. Und mit dem meisten Geld.

Kern wird den bürgernahen Wahlkampf führen – er kann (siehe Pizza) am besten auf die Leute zugehen.

Strache wird den brutalsten Wahlkampf führen – er sucht aber noch Geld (nach dem Hofburg-Marathon ist die FPÖ „neger“) und nach einer neuen Linie (Anti-EU- und Anti-Asyl alleine sind zu wenig).

Strache muss aufpassen, dass er im Duell Kurz – Kern nicht zu „uninteressant“ wird.

Alles ist möglich am 15. Oktober: Ein Kurz-Triumph à la Macron, ein Kanzler-Comeback Kern à la Merkel. Oder eine Strache-Sensation, weil plötzlich keiner gegen ihn mobilisierte.

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