Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Über die neueste Umfrage von „Research Affairs“ kann man nur staunen:
Sebastian Kurz zieht mit der „neuen ÖVP“ allen davon, wirkt mit 35 % wie der sichere Wahlsieger. Warum? Weil er als einziger den „Neustart“, den Mut zu neuer Politik verkörpert.
Die FPÖ hält sich mit 26 % respektabel (als fast fixer Koalitionspartner) – aber für Platz 1 fehlt (seit Kurz) die Offensive.
Kanzler Kern und die SPÖ werden in der Umfrage mit nur 20 % regelrecht abgestraft – die Quittung für das rote Chaos in Wien und die feige Sesselkleber-Strategie der letzten Tage.
Die neue Umfrage zeigt aber nur die Startposition fürs Gemetzel. Der Wahlkampf 2017 wird anders laufen:
Die kommende Wahl wird zum Persönlichkeits-Match zwischen drei exzellenten Kandidaten: dem Kanzler, dem Außenminister und dem Oppositions-Chef. In der Kanzler-Frage steht es nur noch 36 % (Kurz) zu 35 % (Kern) zu 28 % (Strache). Im wirklichen Persönlichkeits-Wahlkampf liegen alle drei Kandidaten also hauchdünn beisammen.
Erst im Wahlkampf wird sich zeigen, ob Österreich wirklich
- den 30-jährigen Newcomer und den „Neustart“ wählt,
- auf den 51-jährigen Kanzler setzt, der Wirtschafts-Aufschwung und sinkende Arbeitslosenzahlen verspricht,
- oder wütend den 48-jährigen Protest-Kandidaten wählt.
Kurz wird den aufwendigsten Wahlkampf führen – mit den neuen und kreativen Ideen. Und mit dem meisten Geld.
Kern wird den bürgernahen Wahlkampf führen – er kann (siehe Pizza) am besten auf die Leute zugehen.
Strache wird den brutalsten Wahlkampf führen – er sucht aber noch Geld (nach dem Hofburg-Marathon ist die FPÖ „neger“) und nach einer neuen Linie (Anti-EU- und Anti-Asyl alleine sind zu wenig).
Strache muss aufpassen, dass er im Duell Kurz – Kern nicht zu „uninteressant“ wird.
Alles ist möglich am 15. Oktober: Ein Kurz-Triumph à la Macron, ein Kanzler-Comeback Kern à la Merkel. Oder eine Strache-Sensation, weil plötzlich keiner gegen ihn mobilisierte.