Muss Schöttel gehen?

Bei Rapid ist nach Pleite Feuer am Dach

12.11.2012

Edlinger kündigte Veränderungen an - "Habe kein System erkannt."

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Die Mannschaft erschreckend schwach, die Fans enttäuscht. Bei Fußball-Rekordmeister Rapid ist nach der bitteren 0:2-Heimniederlage gegen den WAC am Sonntag Feuer am Dach. Die Hütteldorfer werden nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen, auch Peter Schöttel scheint nicht mehr sicher im Trainersessel zu sitzen. "Dass wir Veränderungen vornehmen müssen, ist klar", kündigte Rapid-Präsident Rudolf Edlinger eine genaue Analyse der Gesamtsituation an, ohne auf Details einzugehen.

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Schöttel wackelt
Rapids Vereinschef war von der Vorstellung seiner Mannschaft schockiert. "So schlecht, wie wir heute gespielt haben, das ist nicht zu verstehen. Ich habe kein System erkannt", kritisierte der Ex-Politiker. Deshalb müsse man über alles nachdenken. "Ich bin kein Freund von Schnellschüssen. Wir werden alles in Ruhe überlegen, in einer sehr fairen Art und Weise diskutieren", sagte Edlinger.

Edlinger schließt Rücktritt aus
Dass er selbst seinen Posten räumen könnte, schließlich richtete sich der verbale Fan-Protest in Richtung des Vorstands, schloss Rapids Vereinschef so gut wie aus. "Es ist alles offen, aber in so einer Situation verlässt man den Verein nicht", sagte Edlinger. Etwaige Entscheidungen sollen "innerhalb der nächsten Tage" getroffen werden.

Coach glaubt an Verbleib
Schöttel selbst gab sich nach außen hin gelassen. "Ich gehe davon aus, dass ich auch am Samstag gegen Mattersburg Trainer sein werde", meinte Rapids Coach. "Ich glaube schon, dass ich die Mannschaft noch erreiche." Im Pappelstadion muss sein Team im Duell zweier kriselnder Clubs Wiedergutmachung betreiben, um nicht noch tiefer abzurutschen.

Schöttel als Realist
Die Wiener haben aus den jüngsten fünf Runden nur vier Punkte geholt, zuletzt gab es zwei Niederlagen. Die Tabellenspitze scheint außer Reichweite, der Abstand auf den Erzrivalen Austria (9 Punkte) und Titelverteidiger Salzburg (7) wuchs deutlich an. Zudem ist für die Hütteldorfer auch Rang drei in Gefahr, Sturm ist bis auf zwei Zähler herangerückt. "Salzburg ist außer Frage und die Austria vom Gesamtpaket besser als wir. Es überrascht mich nicht, dass wir mit Sturm um Platz drei spielen", schätzte Schöttel die Situation realistisch ein.

Erschreckende Vorstellung
Viel bitterer als die Tabellensituation war die Vorstellung der Wiener gegen den Aufsteiger. Selten hat sich eine Rapid-Mannschaft vor eigenem Publikum so ideenlos und harmlos präsentiert. Eine Doppelchance von Christopher Trimmel unmittelbar nach dem 0:2 war die einzige nennenswerte Ausbeute. Zudem wurden einmal mehr Mängel in der Defensive deutlich, die "Rapid-Schreck" Christian Falk (6., 48.) ausnützte.

Schöttel übernimmt Verantwortung
"Es war eine ganz schlechte Leistung von uns, für die ich als Trainer die Verantwortung trage. Wir waren nicht kreativ, mutlos und sowohl körperlich als auch geistig nicht frisch", resümierte Schöttel. Die fünf Veränderungen gegenüber dem 0:3 in der Europa League gegen Bayer Leverkusen brachten nicht den gewünschten Erfolg.

Youngsters enttäuschen
Die Talente Dominik Wydra (18), Dominik Starkl (19) und Lukas Grozurek (20) konnten ohne einen Leithammel wie Steffen Hofmann nicht überzeugen. "Es sind nachweislich große Talente österreichweit, heute hat es aber gar nicht funktioniert", war sich auch Schöttel bewusst. Der Rapid-Trainer nahm seine Youngsters aber in Schutz. "Du brauchst eben zehn bis 20 Spiele, bis du in der Bundesliga angekommen bist."

Spieler verstehen Fan-Protest
Nicht förderlich für das Rapid-Spiel war auch der Auszug der Fans auf der West- und Osttribüne ab Minute 60, die "Auf Wiedersehen" skandierten und das Stadion verließen. "Es hat mich überrascht, aber es ist ihre Entscheidung. Sie haben gezeigt, dass sie sehr unzufrieden sind", meinte Rapids Trainer. Die Kicker waren selbstkritisch und konnten die Aktion ihrer Anhänger verstehen. "Es war ein rabenschwarzer Tag. Wenn man so eine Leistung ansehen muss, kann man die Fans verstehen", sagte Rapid-Goalie Lukas Königshofer. "Wir müssen uns bei den Fans entschuldigen", ergänzte Guido Burgstaller.

Ursachenforschung bei Rapid
Auch für Markus Katzer war klar, dass die Anhänger unzufrieden sind. "Wir haben eine schwierige Zeit. Da müssen wir durch und wieder gewinnen, dann wird es mit den Fans auch wieder passen", sagte der Abwehr-Routinier. Auf der Suche nach einer Erklärung wurde der Außenverteidiger zum Teil fündig. "Man muss mit Schwankungen rechnen, wenn man Ausfälle hat und eine sehr junge Mannschaft."

Für Schöttel ist die Dreifach-Belastung ein Hauptgrund für die Misere. "Bis zur Europa-League-Gruppenphase ist es ganz gut gelaufen. Jetzt ist die Mannschaft immer wieder geschwächt, wir haben kaum Möglichkeiten zu trainieren. Dieser Kader kann das nicht auffangen", meinte Rapids Trainer.

"Müssen wieder eine Einheit werden"
Vor allem das Fehlen von Hofmann macht den Hütteldorfern zu schaffen. "Wir finden momentan keine Lösung gegen Mannschaften, die geschickt verteidigen", sprach Schöttel eine große Schwäche an. Hofmann wird wohl auch nächste Woche nicht dabei sein, die Mannschaft muss sich also ohne ihren Kapitän aus dem Sumpf herausziehen. "Wir müssen mehr kämpfen und wieder eine Einheit werden, wie zu Beginn der Saison", sprach Königshofer Klartext.

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