4:1-Gala gegen Zenit

Champions League: Austria setzt ÖFB-Meilenstein

12.12.2013

Meister erzielte als erster ÖFB-Vertreter vier Tore in einem CL-Spiel.

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Am Ende ihres Debüts in der Fußball-Champions-League hat die Austria für ein Highlight gesorgt. Nach dem 4:1 gegen Zenit St. Petersburg am Mittwoch strahlten die Kicker auf der Ehrenrunde im Happel-Stadion um die Wette. Vier Tore in einer Partie war zuvor noch keinem anderen ÖFB-Team in der Königsklasse gelungen. Wermutstropfen blieb, dass in der Gruppe mehr als Platz vier möglich gewesen wäre.

Austria beendet ÖFB-Durststrecke
Der befürchtete Prügelknabe war die Austria auf der großen Bühne nicht. Fünf Zähler sammelte Österreichs Meister mit zwei Remis in St. Petersburg und Porto sowie dem Heimerfolg gegen die Russen, dem ersten Sieg eines österreichischen Clubs seit über zwölf Jahren (Sturm Graz 2:1 im Februar 2001 gegen Panathinaikos Athen). Dies ist die beste Ausbeute aller Gruppenvierten. Porto schaffte mit ebenfalls fünf Punkten den Umstieg in die Europa League, Zenit steht trotz der bescheidenen Ausbeute von sechs Zählern im Achtelfinale.

"Wir haben auf einen Sieg gehofft, aber ein 4:1 hätten wir nicht erwartet. Das ist fantastisch für uns alle", meinte Torschütze Philipp Hosiner. Der zum "Man of the Match" ausgezeichnete Angreifer ("Es war an der Zeit für meinen ersten Treffer") zeigte mit zwei Toren und einem Assist auf der großen Bühne endlich auf. Dies entlockte auch Nenad Bjelica ein Lächeln. "Philipp hat in der ganzen Champions League sehr gut gearbeitet, heute hat er einfach richtig reagiert in den entscheidenden Szenen", meinte der Austria-Trainer.

Randale trüben Stimmung
Nach Zenits Führung durch Alexander Kerschakow (35.) trafen Hosiner (44.), Tomas Jun (48.) und erneut Hosiner (51.) in acht Minuten vor und nach Seitenwechsel dreimal. Roman Kienast (93.) setzte den Schlusspunkt unter dem laut Vorstand Markus Kraetschmer "Fußballfest zum Abschluss". Getrübt wurde die Bilanz der Austria-Verantwortlichen durch Zuschauerausschreitungen russischer Fans sowie einer Greenpeace-Aktion vor Anpfiff. Eine Geldstrafe vonseiten der UEFA wird unumgänglich sein.

Zenit-Coach ratlos
Sportlich präsentierte sich Violett in bester Verfassung. Der Doppelschlag nach der Pause knickte die Russen, die zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits mit dem Achtelfinale planen durften. Atletico lag gegen den auf einen Sieg angewiesenen FC Porto nach 45 Minuten schon 2:0 voran. "Wir wollten gewinnen und davon unabhängig sein. Aber ich weiß nicht, was nach unserer guten ersten Spielhälfte passiert ist", meinte Zenit-Star Axel Witsel. Kräfte geschont habe man laut dem Belgier nicht.

"Wir haben den Zwischenstand in Madrid gesehen, aber ich denke nicht, dass uns das beeinflusst hat. Wir sind glücklich über den Aufstieg, aber nach so einem Spiel kann man trotzdem nicht lachen", betonte Witsel.

Veilchen sorgen für Premiere

Der Austria konnte dies egal sein. Vier erzielte Treffer in einem Champions-League-Spiel waren zuvor noch keiner österreichischen Mannschaft gelungen. Salzburg 1994 (3:1 bei AEK Athen) sowie zweimal Sturm Graz in den Jahren 1999 (3:2 gegen Marseille) und 2000 (3:0 gegen Galatasaray) schafften jeweils drei Tore. "Wir haben ein neues Ziel stecken müssen, da ein Überwintern nicht mehr möglich war. Wir haben gesagt, es fehlt nur noch ein Sieg. Letztendlich hat das super geklappt", sagte Torhüter Heinz Lindner.

Einen kleinen bitteren Beigeschmack hatte der Sieg jedoch. Den Austrianer wurde bewusst, dass in der Gruppe vielleicht mehr möglich gewesen wäre. Beim 0:1 gegen Porto zum Auftakt wäre ein Punktgewinn verdient gewesen. Außerdem spielte Zenit in die Karten, dass Atletico beim 1:1 am fünften Spieltag nicht mit allen Stars nach Russland reiste. Es war der einzige Punkteverlust der die Gruppenphase klar dominierenden Madrilenen.

Hosiner: "Unterschied nicht so groß, wie wir geglaubt haben"
"Es ist bitter, dass Atletico nicht alle sechs Spiele ernst genommen hat. Sonst hätten sie auch in St. Petersburg gewonnen. Aber das wäre vielleicht zu viel des Guten gewesen", sagte Hosiner. "Auf fünf Punkte konnten wir nur hoffen, realistisch war das nicht. Aber der Unterschied war doch nicht so groß, wie wir geglaubt haben. Das stimmt uns positiv für die Zukunft, vielleicht bekommen wir ja noch einmal die Chance", sagte der Stürmer.

Ähnlich klangen Hosiners Teamkollegen. "Wir haben fünf Punkte geholt gegen nicht irgendwelche Mannschaften. Darauf können wir stolz sein", betonte Markus Suttner. Torhüter Lindner merkte an, dass der Austria nach der Auslosung niemand zugetraut habe, in der Gruppe mithalten zu können. "Dass wir Punkte in St. Petersburg und Porto holen und nun den Sieg - darauf kann der ganze Verein und auch Österreich stolz sein."

Bjelica stolz auf sein Team
Stolz war ob des Geleistetem auch der nach weniger berauschenden Leistungen in der Liga nicht unumstrittene Bjelica. Der Stöger-Nachfolger sammelte in der Champions League erneut Pluspunkte in der Fan-Gunst. "Wenn man den Einsatz meiner Mannschaft in den sechs Spielen gesehen hat, dann hätten wir uns den Aufstieg meiner Meinung nach als Zweiter verdient", sagte Bjelica, der die Kilometerstatistik hervor strich.

"Wir sind 121 Kilometer gelaufen, 114 ist der Durchschnitt. Wir waren in allen Spielen darüber. Nun haben wir endlich die richtige Belohnung erhalten", sagte er. Er gab am Donnerstag trainingsfrei. Regeneration ist angesagt, da am Sonntag bereits der Liga-Schlager in Salzburg ansteht. Auch in der Bundesliga will die Austria künftig begeistern. "Wir müssen schauen, diesen Schwung in die Meisterschaft mitzunehmen. Wenn wir so spielen wie heute, schaut es ganz gut aus", meinte Kienast.

 

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