Scharapowa-Interview

"Finde mich gar nicht sexy"

24.10.2006

Tennisstar Maria Scharapowa über die Popularität, die Tenniskarriere und über das österreichische Schnitzel.

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Eine große Journalisten-Runde erwartete im VIP-Bereich des Generali Ladies in Linz den Superstar des Turniers. Maria Scharapowa erscheint und erledigt souverän ihren Job. Der Tennis-Star ist erst 19 Jahre alt, aber eine der am meisten fotografierten Frauen der Welt. Keine Spur von Allüren oder Zickigkeit der US-Open-Siegerin und Weltranglisten-Dritten.

Sie sind zum ersten Mal in Österreich. Wie sind Ihre ersten Eindrücke?
Scharapowa: "Ich bin gestern ein bisschen herumspaziert. Ihr habt großartiges Essen, dass ist ein großes Plus für mich, denn ich liebe Essen. Ich hatte gestern ein nettes Abendessen und habe mich ein bisschen ausgerastet. Bevor ich fahre, möchte ich unbedingt noch das Lentos-Museum besuchen."

Was hat Ihnen denn so gut geschmeckt?
Scharapowa: " Schnitzel. Ich glaube ich werde hier jeden Tag Schnitzel essen. Aus irgendeinem Grund lachen die Leute, wenn ich danach frage. Ich glaube, es ist wie ein Hamburger für die Leute."

Wie können sie dann Ihre Figur so halten?
Scharapowa: "Essen ist eine meiner größten Schwächen. Ich liebe Essen und auch Süßigkeiten. Aber natürlich muss ich die Dinge unter Kontrolle halten. "

Fühlen Sie sich eigentlich als der Popstar im Tennis?
Scharapowa: "Ich glaube nicht, dass ich ein Vorbild bin. Es ist einfach ein individueller Sport und ich mache meinen Sport wie jedes andere Mädchen. Ich komme zum Turnier und will es gewinnen."

Wie gehen Sie mit Ihrer Popularität um?
Scharapowa: " Es nicht so schlimm wie es klingt. Es macht mir gar nichts aus, wenn mich Leute erkennen oder mich um ein Autogramm fragen. Es macht dir doch nur klar, dass du etwas geschafft hast, das die Leute dazu bringt. Wenn ich nicht mehr in den Zeitungen bin, dann muss ich anfangen, mir Sorgen zu machen."

Sie werden immer wieder zur "most sexy woman on earth" erklärt, was sagen Sie dazu?
Scharapowa: "Ich finde mich überhaupt nicht sexy. Es bedeutet mir auch gar nichts."

Sie sind laut Umfragen die bestbezahlte Sportlerin.
Scharapowa: "Ist das wirklich wahr? Haben Sie alle anderen Sportlerinnen befragt?"

Denken Sie oft über ihre Herkunft nach? Von Sibirien kommend ins sonnige Florida?
Scharapowa: "Manchmal frage ich mich: Wow, passiert das alles wirklich? Allein in den vergangenen drei Jahren hat sich so viel geändert. Es ist aufregend, all die Dinge, die mir gehören. "

Fühlen Sie sich wirklich als Russin?
Scharapowa: " Wenn man mit 7 Jahren in die Staaten geht und mehr als die Hälfte des Lebens dort verbracht hat, ist das kein Wunder. Ich beklage mich bei niemanden, der das denken mag. Natürlich habe ich mich an diese Kultur gewöhnt, aber ich habe es für meine Karriere getan."

Sie mussten nach dem Wimbledon-Titel über zwei Jahre auf den nächsten Grand-Slam-Titel warten. Hat sie das gestört?
Scharapowa: "Ich hätte nie erwartet, dass ich mein erstes Major mit 17 gewinne. Und wenn es passiert, dann denkt irgendwie jeder automatisch, dass du jetzt alles gewinnen musst, aber das ist nicht möglich, egal wie gut du bist. Und ich bin immer noch weit davon entfernt."

Spielen Sie jetzt, nach dem US-Open-Titel, mit weniger Druck?
Scharapowa:
"Ich hatte nie das Gefühl in meiner Karriere, dass ich etwas beweisen muss. Ich lebe in einer realistischen Welt und habe nie Druck gespürt. Meine Mutter und mein Vater haben mir immer gesagt, am Boden zu bleiben, egal, was die Leute sagen."

Wie können Sie Ihr Spiel weiter verbessern?
Scharapowa: "Mit einem Wort: Zeit. Ich weiß, dass ich physisch immer noch viel stärker werden muss. Ich muss auch noch mehr Erfahrung sammeln. Mit jedem vergangenen Monat fühle ich mich erfahrener."

Ihr sportlicher Traum?
Scharapowa: "Als ich aufwuchs, war das Wimbledon. Das ist abgehakt. Ich möchte wieder Nummer 1 der Welt werden. Und ich würde gerne die French Open gewinnen, weil das wahrscheinlich für mich am schwersten ist."

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