Interview

Mama Kohl glaubt an ihrer Berni

21.07.2008

Ingrid Kohl ist die stolzeste Mutter des Landes. Denn ihr Berni ist drauf und dran, das Unmögliche möglich zu machen – den Sieg der Tour de France.

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© TZ ÖSTERREICH/ Fally
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Eine zierliche, quirlige Frau kommt aus der Bawag-Filiale in der Wiener Nussdorferstraße – es ist Ingrid Kohl, und heute kann die Bankangestellte einmal nicht an ­Zahlen denken. Im ÖSTERREICH-Talk erzählt Bernhard Kohls Mutter, wie der einst so kleine Bub so selbstbewusst wurde.

ÖSTERREICH: Heute ist die nächste Etappe der Tour de France. Glauben Sie, dass Bernhard noch weiter nach vorne kommt?
Ingrid Kohl: Also, ich trau dem Berni wirklich alles zu. Seit der zwölf Jahre alt ist, wusste er, dass sein Leben das eines Radprofis ist. Und dafür hat er auch wirklich alles gegeben.
ÖSTERREICH: Meinen Sie damit, er hat viele Entbehrungen durch den Spitzensport hinnehmen müssen?
Kohl: Berni hat ab dem Zeitpunkt gewusst, was er will. Er hat die Schule ruckzuck fertig gemacht und hat dann eine Lehre als Rauchfangkehrer begonnen, weil sich das am besten mit den Trainingszeiten ausgegangen ist. Er hat sich durch Ehrgeiz und seinen festen Glauben dorthin gebracht, wo er jetzt steht.
ÖSTERREICH: Er war ein sehr kleiner Junge. War das ein Problem?
Kohl: Anfangs schon, denn er war mit 15 Jahren so groß wie ich – und ich bin 1,49 Meter. Dann sind wir sogar ins AKH gefahren und haben das anschauen lassen. Und plötzlich ist er gewachsen, jetzt ist er 1,72 Meter groß. Aber wahre Größe hat er durch sein Selbstbewusstsein erreicht und er hat nie aufgegeben. Dabei haben ich und auch sein Vater ihn immer unterstützt.
ÖSTERREICH: Bernhard hat sich auf die Tour sehr intensiv vorbereitet, ist die ganze Strecke vorher abgefahren. Haben Sie sich auch vorbereitet?
Kohl: Ich bin sehr nervös und kann mir die Etappen nicht einmal live im Fernsehen anschauen, weil ich mich vor einem Sturz fürchte, aber ich bin vor der Tour nach Mariazell gefahren und hab für ihn gebetet.
ÖSTERREICH: Sind Sie mit Bernhard jetzt in Kontakt?
Kohl: Ja, wir SMSen täglich, aber nachdem er Zweiter geworden ist, hat er mich angerufen und ganz aufgeregt gemeint: „Mutti, das ist ein Wahnsinn, was sich hier abspielt.“
ÖSTERREICH: Ich hab gehört, Sie sind beim Finale in Paris dabei?
Kohl: Ja, das hat der Berni aber schon vor zwei Monaten gebucht als Überraschung. Vielleicht kommt ja noch ­eine dazu.

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