Ingrid Kohl ist die stolzeste Mutter des Landes. Denn ihr Berni ist drauf und dran, das Unmögliche möglich zu machen – den Sieg der Tour de France.
Eine zierliche, quirlige Frau kommt aus der Bawag-Filiale in der Wiener Nussdorferstraße – es ist Ingrid Kohl, und heute kann die Bankangestellte einmal nicht an Zahlen denken. Im ÖSTERREICH-Talk erzählt Bernhard Kohls Mutter, wie der einst so kleine Bub so selbstbewusst wurde.
ÖSTERREICH: Heute ist die nächste Etappe der Tour de France. Glauben Sie,
dass Bernhard noch weiter nach vorne kommt?
Ingrid Kohl: Also, ich trau
dem Berni wirklich alles zu. Seit der zwölf Jahre alt ist, wusste er, dass
sein Leben das eines Radprofis ist. Und dafür hat er auch wirklich alles
gegeben.
ÖSTERREICH: Meinen Sie damit, er hat viele Entbehrungen durch
den Spitzensport hinnehmen müssen?
Kohl: Berni hat ab dem Zeitpunkt
gewusst, was er will. Er hat die Schule ruckzuck fertig gemacht und hat dann
eine Lehre als Rauchfangkehrer begonnen, weil sich das am besten mit den
Trainingszeiten ausgegangen ist. Er hat sich durch Ehrgeiz und seinen festen
Glauben dorthin gebracht, wo er jetzt steht.
ÖSTERREICH: Er war ein
sehr kleiner Junge. War das ein Problem?
Kohl: Anfangs schon, denn er
war mit 15 Jahren so groß wie ich – und ich bin 1,49 Meter. Dann sind wir
sogar ins AKH gefahren und haben das anschauen lassen. Und plötzlich ist er
gewachsen, jetzt ist er 1,72 Meter groß. Aber wahre Größe hat er durch sein
Selbstbewusstsein erreicht und er hat nie aufgegeben. Dabei haben ich und
auch sein Vater ihn immer unterstützt.
ÖSTERREICH: Bernhard hat
sich auf die Tour sehr intensiv vorbereitet, ist die ganze Strecke vorher
abgefahren. Haben Sie sich auch vorbereitet?
Kohl: Ich bin sehr
nervös und kann mir die Etappen nicht einmal live im Fernsehen anschauen,
weil ich mich vor einem Sturz fürchte, aber ich bin vor der Tour nach
Mariazell gefahren und hab für ihn gebetet.
ÖSTERREICH: Sind Sie
mit Bernhard jetzt in Kontakt?
Kohl: Ja, wir SMSen täglich, aber
nachdem er Zweiter geworden ist, hat er mich angerufen und ganz aufgeregt
gemeint: „Mutti, das ist ein Wahnsinn, was sich hier abspielt.“
ÖSTERREICH:
Ich hab gehört, Sie sind beim Finale in Paris dabei?
Kohl: Ja, das
hat der Berni aber schon vor zwei Monaten gebucht als Überraschung.
Vielleicht kommt ja noch eine dazu.