1:1 gegen Portugal

Thiem gewinnt hitzige Davis-Cup-Schlacht

04.03.2016

ÖTV-Ass drehte Match gegen Elias und stellt auf 1:1. Melzer verlor zuvor gegen Sousa.

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Ein sehr stark spielender Gastao Elias, der Jet lag und auch einige sehr strittige Schiedsrichter-Entscheidungen: Dominic Thiem ist der erste Sieg in seiner Davis-Cup-Karriere am Freitag in Guimaraes alles andere als leicht gemacht worden. Doch am Ende des ersten Tages gegen Portugal steht es wie erwartet doch 1:1.

Hitziges Duell
Zuvor hatte Thiem aber ein hochemotionales Match und 3:21 Stunden körperliche wie mentale Anstrengungen abgerungen. Der 22-jährige Niederösterreicher, der erst am Montag von seinem Erfolgsrun in Lateinamerika zurückgekehrt war, rang Elias am Ende mit 3:6,7:5,6:3,1:6,7:6(6) nieder. Ein Fünf-Satz-Sieg, der für den erhofften Aufstieg in die zweite Runde der Europa-Afrika-Zone von elementarer Wichtigkeit war. "Wenn ich das Match verloren hätte, dann wäre schon fast alles vorbei gewesen. Jetzt mit einem 1:1 ist es doch um einiges besser", atmete Thiem gegenüber der APA - Austria Presse Agentur durch. Denn Gerald Melzer hatte sich davor dem Weltranglisten-37. Joao Sousa nach exakt zwei Stunden mit 1:6,5:7,2:6 geschlagen geben müssen.

Wie sehr der Druck der vergangenen Wochen und vor allem die teilweise sehr laute und geladene Stimmung in der Halle Thiem belastete, zeigte sich im fünften Satz. Da zerhackte er völlig untypisch für ihn seinen Schläger im zweiten Game. "Das hat raus müssen, es hat sich einiges aufgestaut. In den letzten Wochen war einiges los, dann war es hier extrem laut in der Halle. Dann war ich einfach ein bisserl angepisst, das sollte natürlich nicht so oft vorkommen, aber hin und wieder muss es sein, dass die Emotionen rausgehen", erklärte Thiem diese Situation.

Dramatisches Einzel
Im insgesamt fünften Davis-Cup-Match für Österreich stellte Thiem in seinem dritten Länderkampf seine Bilanz auf 1:4 (1:3 im Einzel, 0:1 im Doppel). "Es war spielerisch sicher keine Glanzleistung, aber es war ein spezielles Match und eine extrem gute Stimmung in der Halle. Ab Ende des dritten Satzes habe ich ein bisserl den Jetlag gespürt, von dem her bin ich überglücklich, dass ich das Match irgendwie rausgezogen habe", freute sich Thiem.

Das dramatische zweite Einzel hatte so gar nicht nach dem Geschmack Thiems begonnen. Innerhalb von nur 26 Minuten stellte Elias mit einem Blitzstart auf 6:3. In der Folge gelang es ihm, besser ins Match zu kommen und im zweiten Durchgang zum 7:5 sein erstes Break mit dem zweiten Satzball zu schaffen.

Zweifelhafte Entscheidungen
Nachdem Thiem mit einem 6:3 die Weichen zum Sieg eigentlich schon gestellt hatte, passierte etwas für den Davis Cup Typisches: Im vierten Satz bei Breakball Elias sah das Publikum einen Thiem-Schlag im Aus und schrie dieses auch lautstark heraus. Ein irritierter Thiem verschlug den Ball und er und Kapitän Stefan Koubek protestierten heftig gegen die offensichtliche Störung. Doch das Break war Realität und der Spielfluss des Niederösterreichers nachhaltig unterbrochen. Elias schöpfte Hoffnung, steigerte sich und gewann Satz vier mit gleich vier Assen en suite klar mit 6:1.

Es kam in der Folge zu einer Vielzahl von Diskussionen wegen zweifelhaften Schiedsrichter-Entscheidungen des portugiesischen Stuhlschiedsrichters. Koubek agierte in dieser Phase emotional wie selten und später hatte er dafür auch eine Erklärung. "Es ist natürlich schwierig, wenn du auf der Bank sitzt und nicht mitwirken kannst. Das ist Davis Cup, das macht letztendlich auch Spaß - alle sind wie auf Feuer gesessen", sagte Koubek.

"Emotion in das Spiel bringen"
"Ich habe versucht, ein bisschen einen Bruch da reinzubringen, weil Elias hat unglaublich gespielt. Ich wollte ein bisserl Emotion in das Spiel bringen", sagte der Kärntner, auch weil Thiem die Anstrengungen der vergangenen Wochen ebenso wie der Jetlag plagten. "Domi ist ein bisserl müde geworden Ende dritter Satz, der hat ja eine Wahnsinns-Turnierserie hinter sich und dann musst du so eine Partie spielen. Er hat gesagt, er muss munter werden und ich habe gesagt, ich mache alles in meiner Macht stehende, um dir zu helfen", verriet Koubek lachend.

Thiem erhielt am Ende aber eine für ihn schöne Belohnung: Seine Freundin Romana Exenberger war erstmals bei einem Davis Cup dabei und schenkte Österreichs Shooting-Star ein Siegerbusserl.

"Größeres Hindernis als erwartet"
Der Länderkampf der Europa-Afrika-Zone I wird damit fix erst am Sonntag entschieden. Davor wird am Samstag (16.00 Uhr MEZ/live ORF Sport +) das wichtige Doppel gespielt, für das ÖTV-Kapitän vorerst Alexander Peya und Dennis Novak nominiert hat. Bis spätestens eine Stunde vor dem Match wird aber noch eine Änderung erwartet, denn es wird wohl eher Thiem statt Novak einlaufen. Koubek wollte die Entscheidung gemeinsam mit Peya und Thiem treffen, öffentlich gemacht wird sie aber erst eine Stunde vor dem Doppel.

Der erste Punkt im Davis Cup für Thiem ist geschafft, aber kein Grund für ihn zu verfrühtem Jubel. "Sicher war es ein größeres Hindernis als erwartet, aber es geht morgen sofort weiter. Das Match bringt gar nichts, wenn wir am Ende verlieren. Ich hoffe, dass wir uns eine gute Ausgangsposition für Sonntag schaffen." Auch er selbst wollte noch nicht sagen, ob er sich für das Doppel fit fühlt. "Auch die anderen spielen genauso gut und Alex ist unser mit Abstand bester Doppelspieler."

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