Schwimm-WM

Unendliche Causa bei Jukic gegen Verband

02.08.2013

Konflikt Jukic gegen OSV zieht immer weitere Kreise.

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2009 in Rom hat es eine realistische Chance auf Österreichs erstes Langbahn-WM-Gold gegeben und 2011 in Shanghai schwamm Markus Rogan zumindest um die Medaillen mit. Dinko Jukic war bei diesen Events Sechster bzw. Siebenter über 200 m Delfin und schien für Barcelona 2013 gewappnet. Doch mittlerweile ist er aufgrund des mehr als ein Jahr dauernden Konflikts mit dem Österreichischen Verband (OSV) abgetaucht.

Die WM-Entscheidung in seiner Paradedisziplin hat er am Mittwoch aus Übersee mitverfolgt, wo er sich derzeit aufhält. Das Rennen fand am Jahrestag des Olympia-Finales statt, in dem er mit dem OSV-Rekord von 1:54,35 Minuten Vierter geworden war. Zwei Tage später wurde er im Semifinale über 100 m Delfin Neunter, womit sich am (heutigen) Freitag sein bisher letzter hochwertiger Schwimm-Einsatz erstmals gejährt hat.

Seither war der 24-Jährige nur Mitte März in Trnava/SVK im Wettkampfbecken, sonst prägt der ausufernde Disput mit dem OSV die Schlagzeilen. Dass Jukic aktuell als Österreichs erster Langbahn-Weltmeister mediale Aufmerksamkeit bekommen hätte können, ist ihm bewusst. "Die Chance wäre da gewesen", sagte Jukic der APA - Austria Presse Agentur hinsichtlich der WM-Siegerzeit (1:54,32), nur 3/100 besser als seine London-Zeit.

Olympia-4. kritisierte WM-Team und OSV-Boss samt Familie
"Der Grund meines Nichtantretens ist aber bekannt", fügte der Student jedoch an. "Da mir der Verband heuer jegliche staatliche Unterstützung gestrichen hat, werden sie dementsprechend auf Fördermittel aufgrund meiner Ergebnisse verzichten müssen." Eine gütliche Einigung ist nicht in Sicht, vielmehr folgt eine Klage der anderen, über die Medien wird die Auseinandersetzung Jukic gegen OSV immer härter geführt.

Anfang der Woche hat der zweifache Ex-Europameister in einem Interview mit dem Sport-Onlineportal laola1.at seine Sportler-Kollegen mit folgender Aussage mit hineingezogen: "Das Ergebnis unserer WM-Schwimmer wird wie vor 20 Jahren lauten: Alle sind heil zurückgekehrt, niemand ist abgesoffen." Beim österreichischen Barcelona-Quartett ist das verständlicherweise nicht gut angekommen.

Jakub Maly hat mit bisher zwei persönlichen Bestzeiten überzeugt. "Ich habe den größten Respekt vor seinen sportlichen Leistungen", meinte Maly über Jukic, "jedoch finde ich, dass einen wahren Sportler nicht nur seine Leistungen, sondern auch sein Verhalten ausmacht. Von den Leistungen her ist Dinko ein Weltklassesportler. Was das Verhalten (Sportlichkeit, Fair-Play, usw.) angeht, ist noch Entwicklungspotenzial zu sehen."

Fragwürdige Doping-Andeutung Meidlingers
Für Lisa Zaiser sind ihre ersten Langbahn-Weltmeisterschaften nicht ganz nach Wunsch verlaufen, der 18-Jährigen gehört nichtsdestotrotz die Zukunft. "Ich finde es extrem unsportlich, dass jemand so etwas während einer WM sagt. Es ist eine brutal harte Aussage, die kränkt", bezog sich die Kärntnerin auf die Stellungnahme von Jukic, an dessen Adresse zuletzt aber auch eine Reihe von fragwürdigen Anfeindungen gegangen sind.

So hat OSV-Präsident Christian Meidlinger Jukic und seinem Umfeld den Verbandsaustritt nahegelegt, nachdem auch sein Sohn und seine Frau angegriffen worden waren. Zudem deutete der OSV-Boss an, dass Jukic ein Problem mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) habe. Nach APA-Recherchen handelt es sich aber nur um einen - oft bei Aktiven vorkommenden - erstmaligen Meldepflichtverstoß.

Jukic freilich sieht sich einerseits gar nicht mehr als OSV-Mitglied, da er zunächst suspendiert worden war und dann auch sein Club SC Austria Wien ausgeschlossen wurde. Jukic: "Außerdem hatte ich in diesem Jahr, in dem ich nicht geschwommen bin, acht Urin- und fünf Blut-Kontrollen, die alle negativ sind. Ich habe in meinem Leben über 300 Kontrollen gehabt und gehe von vielen weiteren in meiner Karriere aus."

Diskussion um WM-Akkreditierung seiner Frau
Jukic-Anwalt Thomas Krankl sieht sich von den Meidlinger-Vorwürfen auch persönlich getroffen, da er sich zum Jukic-Umfeld zählt. "Ich kann mir nichts vorwerfen, habe nichts Verbotenes gemacht", erklärte Krankl der APA. "Ich werde Dinko Jukic vorschlagen, Konsequenzen zu ergreifen." Auch eine Klage von Meidlinger wegen der Jukic-Aussagen gegen sich und seine Familie würde nicht überraschend kommen.

In Barcelona versuchen die OSV-Aktiven, ihrem Sport positive Schlagzeilen zu geben, wie nun noch Caroline Reitshammer (50 m Brust) und Jakub Maly (400 m Lagen). Der strebt die OSV-Topplatzierung der Titelkämpfe an. "Das Ziel sind die Top 16, für die ich nach meinen Einschätzungen eine Zeit unter 4:19 brauche", sagte der 21-Jährige. In Wahrheit können die Aktiven die öffentliche Negativmeinung aber nicht stoppen.

Denn die Spirale hat sich durch das Einschalten von Karin Meidlinger weitergedreht, die Frau des OSV-Chefs war für ihre WM-Akkreditierung kritisiert worden. Auf zwei A4-Seiten wehrt sie sich als Leiterin der Sektion Schwimmen beim ASV Wien gegen Rufschädigung, Lüge, Verleumdung. Den Sportler Jukic bezeichnet sie als Person, die "der weltgrößten Entbehrung an Persönlichkeit, menschlicher Größe und sportlicher Einstellung leidet".

Am 6.9. außerordentlicher Verbandstag
Ihre WM-Akkreditierung als "Support Staff" bei der privat finanzierten und am Dienstag beendeten Barcelona-Reise bezeichnet Karin Meidlinger als nicht geplant, aber nötig. "Um das Essen im Hotel zur gleichen Zeit einnehmen zu können, um die Fahrt im Bus zur Sportstätte nützen zu dürfen und einen Platz im Zuschauerraum einnehmen zu dürfen." Freilich müssen das viele andere ohne Akkreditierung hinbekommen.

Frau Meidlinger habe die Akkreditierungskosten bezahlt, Anstoß war aber ohnehin die Akkreditierung nur eines OSV-Trainers (Marco Wolf). Mehr habe man laut OSV nicht geplant gehabt. Maly-Coach Walter Bär musste daher daheimbleiben. Zaiser-Trainer Ferdinand Kendi ist aber doch vor Ort und hat am Dienstag nach der Abreise von Sportdirektor Moschos Tavlas dessen Agenden als Delegationsleiter übernommen.

Der OSV hat nun knapp ein Jahr nach dem Aufsehen erregenden Linzer Verbandstag mit der Bestätigung der Jukic-Suspendierung und der Wahl Meidlingers für 6. September einen außerordentlichen Verbandstag angesetzt. Es wird u.a. um eine Statutenbereinigung und den Austria-Wien-Einspruch gegen den Ausschluss gehen. Zudem wird der in der Kritik stehende Finanzreferent Walter Benesch sein Amt zur Verfügung stellen.

 

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