B-WM

Schwieriger Spagat für Teamchef Viveiros

05.04.2012

Eishockey-Teamchef strebt kurz- und langfristigen Erfolg an.

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Die österreichische Eishockey-Nationalmannschaft startet in die vorletzte Testspielphase vor der WM der Division I (B-WM) ab 15. April in Ljubljana. In Villach geht es am Freitag (20.20) unter Ausschluss der Öffentlichkeit und Samstag (18:30) Uhr gegen die A-Nation Weißrussland. Teamchef Manny Viveiros hat die Spieler der beiden EBEL-Finalisten Linz und KAC sowie NHL-Legionär Michael Grabner noch nicht zur Verfügung.

Im Interview gibt sich der seit Sommer amtierende ÖEHV-Teamchef zufrieden mit den ersten Schritten und skizziert seine langfristige Perspektive. Bei der WM hofft er auf den Aufstieg, auch wenn dies vom Verband nicht als primäres Ziel vorgegeben worden ist.

Frage: Sie sind nun ein halbes Jahr im Amt. Sind Sie mit der Unterstützung und der Kooperation zufrieden?
Viveiros: "Es läuft sehr gut. Die Kommunikation zwischen Verband und Liga ist viel besser geworden. Wir haben ein Ziel, wollen gemeinsam in eine Richtung gehen und eine Identität in die Mannschaft bringen. Diese sechs Monate sind nur eine kurze Zeit, aber wir haben etwas verbessert. Aber trotzdem ist es eine langfristige Planung. Wichtig ist, wo wir in fünf Jahren stehen."

Frage: Also ist das erst der Start?
Viveiros: "Ja, aber der Start fängt nicht mit der Seniorenmannschaft an, sondern mit der U16, mit den jungen Spielern. Da müssen wir Masse produzieren. Heuer haben wir 40 Spieler, vielleicht haben wir in fünf bis zehn Jahren 140 Spieler. Das ist unser Ziel. Aber das geht nicht von heute auf morgen."

Frage: Sind wir da auf dem richtigen Weg?
Viveiros: "Das ist die Frage. Wir müssen viel mehr in den Nachwuchs investieren. Nicht nur beim Verband, sondern auch bei den EBEL-Clubs. Wir müssen jetzt anfangen, weil das braucht viel Zeit. Die Losung ist einfach: Ein Ausländer weniger und dafür investieren in den Nachwuchs."

Frage: Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Mannschaft zusammengestellt?
Viveiros: "Wir müssen vorne schneller werden und hinten beweglicher. Die Jungen bringen viel Energie, sind alle eisläuferisch gut. Das ist für mich die Nummer eins, wir müssen eine schnellere Mannschaft werden. Wir suchen eine gute Mischung mit erfahrenen und jungen
Spielern. Ich hoffe, dass ich das gefunden habe. Wir haben gesagt, wir geben den jungen Spielern die Chance, Erfahrung zu sammeln und zu schauen, wie es ausschaut für die Zukunft. "

Frage: Wo sehen Sie die Problemzonen?
Viveiros: "Der Talente-Pool ist in Österreich zu klein. Wir haben gute Spieler, der Plan ist aber, mehr gute Spieler zu produzieren."

Frrage: In den vergangenen Jahren wurden meist die fehlenden Verteidiger bemängelt.
Viveiros: "Talentierte Verteidiger werden nicht nur in Österreich gesucht, sondern auf der ganzen Welt, auch in der NHL. Das Problem im Nachwuchs ist, dass so viel Druck da ist, dass die Kinder Tore schießen müssen. Nicht alle Kinder müssen Tore schießen, es gibt auch andere Positionen. Wir müssen schauen, dass ein junger Spieler die Chance hat, ein guter Verteidiger zu werden. Es gibt so viel Druck auf Punkte, Punkte, Punkte; aber eine gute Mannschaft braucht  eine gute Mischung."

Frage: Werden Sie für die WM auch Stürmer zu Verteidigern umfunktionieren?
Viveiros: "Das ist ein Thema. Wir haben den Vorteil, dass zum Beispiel Hundertpfund beim KAC im Play-off einen klasse Verteidiger gespielt hat. Aber er will vorne spielen. Welser will vorne spielen. Heinrich kann vorne und hinten spielen. Wir müssen das positiv sehen, wenn etwas passiert, haben wir Spieler, die hinten und vorne spielen können."

Frage: Heuer wurde vom Verband als primäres Ziel nicht der Wiederaufstieg, sondern der langfristige Aufbau einer Mannschaft ausgegeben. Ist es schwierig, die Balance zwischen heute  und der Zukunft zu finden?
Viveiros: "Natürlich ist unser Ziel, dass wir zurück in die A-Gruppe gehen. Ich glaube, wir haben eine Mannschaft, die das auch schaffen kann. Aber trotzdem wissen wir, wo wir stehen. Wir wollen nicht in die A-Gruppe und dann wieder zurück. Wir wollen länger bleiben. Druck ist nicht dabei, aber mit dieser Mischung glaube ich, dass wir eine Chance haben."

Frage: Grabner kommt aus der NHL, vielleicht auch Vanek. Wird da die Zielsetzung nicht anders, also der Druck größer, aufsteigen zu müssen?
Viveiros: "Wir bleiben bei unserem Plan. Aber natürlich, wenn solche Spieler sagen, dass sie für das Nationalteam spielen wollen, ist das sehr, sehr positiv. Auch für junge Spieler, die die  Chance haben, von diesen Spielern zu lernen. Bringt das mehr Druck? Nein. Aber es verbessert unsere Chancen."

Frage: Was erwarten Sie von Grabner?
Viveiros: "Mein Eindruck ist, dass er eine super Persönlichkeit und ein super Teamspieler ist. Da können junge Spieler viel lernen. Nicht nur, was er auf dem Eis macht, sondern auch, was er abseits des Eises macht. Wie er in der Kabine ist, im Training, wie er lebt. Was es heißt, auf NHL-Niveau zu sein. Das ist unbezahlbar."

Frage: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die WM? Wann ist die WM für Sie ein Erfolg?
Viveiros: "Die Erwartung ist, dass wir voll dabei sind, gut spielen und diese neue Identität entwicklen. Dass alle wissen, dass es gegen Österreich ein hartes Spiel ist, dass es eine aggressive und schnelle Mannschaft ist. Wir haben auch interne Ziele, das ist besser so."


 
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