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Haneke will "mal richtig ausschlafen..."

19.02.2013

Los Angeles! Die Oscars! Ankunft in der Kalifornien-Metropole, in der es nur mehr ein Gesprächsthema gibt:

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© Reuters
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Die 85. Academy Awards! Ich blogge das Oscar-Wochenende aus L.A.: Die Dramen, die Sieger, die Rekorde, der berühmteste Rote Teppich der Erde – Eindrücke, Analysen, Skandälchen, Reaktionen…

Freitag 19 Uhr: Bin vor dem Empfang im eher schmucklosen Büro-Gebäude jener Institution, welche die begehrtes Trophäen der Welt vergibt: Die "Academy of Motion Picture Arts and Sciences" (AMPAS), das Kürzel klingt so sperrig wie der Name einer UN-Organisation. Geladen wurden die Macher der besten fremdsprachigen Filmen, darunter natürlich Österreichs Oscar-Star Michael Haneke.

Die Sicherheitsleute am Wilshire Boulevard sind reichlich nervös. wollen zuerst – erfolglos – die internationalen Reporter aus den Ländern der Preisträger vom öffentlichen Gehsteig vertreiben. Ich bleibe vorerst geduldig, doch stelle dann doch trocken fest, dass die übliche Pressegängelei durch die Oscar-Macher hier seine verfassungsrechtlichen Grenzen erreicht. ("We the people" und so...)

Haneke kommt als einer der letzten sichtlich erschöpft nach der Reise aus Madrid via Zürich nach L.A.. "Mal richtig ausschlafen" wolle er sich vor der Oscar-Gala am Sonntag, erzählt er mir. Und er fühle sich auch ein wenig machtlos: "Ich kann ja nichts mehr tun, alles was bleibt, ist abzuwarten..." Was er nicht aussprechen will: Der Oscar, für jeden im Film ein Lebenstraum, ist jetzt zum Greifen nahe! Die Anspannung muss dementsprechend sein.

Doe 85. Academy Awards bieten neben der starken Präsenz aus Austria auch sonst jede Menge Rekorde und Superlativen:

# Dazu gehören natürlich die jüngste Oscar-Nominierte Quvenzhané Wallis (9) und die älteste, Emmanuelle Riva, die genau am Oscar-Sonntag 86 wird.

# Alle fünf Nominierten in der Kategorie bester Nebendarsteller haben dazu bereits den Oscar - es wird daher definitiv einen der seltenen Doppel-Oscar-Preisträger geben. Favorit ist weiterhin Christoph Waltz. Der könnte Geschichte schreiben: Noch kein Österreicher erhielt zwei Goldstatuen.

# Und "Silver Linings Playbook" ist der erste Film seit 31 Jahren mit Nominierungen für bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch und allen vier Top-Schauspielkategorien.

 

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Freitag 15 Uhr: Am Roten Teppich herrscht bereits Hektik - obwohl es noch zwei Tage bis zur großen Starparade sind. Die TV-Sender, die den Event das Jahres am Sonntag einer Milliarde Menschen zeigen werden, bereiten ihre Positionen vor, Licht, Ton, genügende Stromverteiler - alles wird penibel getestet. Zwischendrinnen pinseln Arbeiter noch an den Dekoration.

Die riesigen Oscar-Statuen, die dem Aufmarsch von Hollywoods A-Liste fast das Ambiente einer römischen Siegerparade verleihen werden, sind noch in Plastik eingewickelt. Auffallend: Diesmal sind keine Vorbereitungen für Regen auszumachen, die Veranstalter erwarten Kaiserwetter am Sonntag.

Den noch wenig verstopften "Red Carpet", insgesamt so groß wie ein halbes Fußballfeld, nützen internationale Reporter für Erinnerungs- und Sujet-Fotos. Der Glanz der Oscars zieht bereits die Metropole in den Bann.

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Die 85. Academy Awards - die Dramen, die Sieger, die Rekorde, der berühmteste Rote Teppich der Erde. Und die Partys danach, Glamour-Feste der Superlative! Ich blogge das Oscar-Wochenende aus LA, Eindrücke, Analysen, Skandälchen, Reaktionen:

Beginnen wir mit den Chancen der Österreicher am Sonntagabend im "Dolby Theatre", mit Nominierungen in sechs Kategorien sind es ja wahre, rot-weiß-rote Festspiele heuer. Aber wie vielen Goldstatuetten werden es wirklich? Der Oscar des besten fremdsprachigen Films ist Meisterregisseur Michael Haneke kaum zu nehmen, sind sich hier alle einig. Das Sterbedrama Amour (Liebe) hat alle wichtigsten Preisgalen (Cannes, Globes, BAFTAs etc.) bisher abgeräumt.

Favorit für den zweiten Oscar für Österreich ab diesem Abend ist weiterhin Christoph Waltz als redseliger deutscher Zahnarzt und Kopfgeldjäger in Tarantinos Sklavenwestern "Django Unchained". Waltz punktete am letzten Abstimmungswochenende bei den fast 5900 Juroren mit seinem fulminanten TV-Auftritt bei der Klamauksendung SNL als rachsüchtiger Jesus mit Samurai-Schwert und einem über die Geldanlage beratenen Pensions-Papst. Doch anders als vor drei Jahren bei "Inglourious Basterds" Ist dem Wiener Oscar Nr. 2 in der Kategorie bester Nebendarsteller heuer nicht ganz so sicher. In einem wahren Thriller werden auch Robert DeNiro (Silver Linings) und Tommy Lee Jones (Lincoln) als Anwärter gehandelt. Immerhin: Alle Nominierten haben bereits einen Oscar in der Glasvitrine (oder sonstwo), hier herrscht also Chancengleichheit.

Doch sind noch mehr Ösi-Oscars drinnen? Es wäre eher eine Sensation, urteilen Kenner: Offen ist am ehesten noch das Rennen um die beste Darstellerin, wo Jennifer Lawrence (Silver Linings) leicht favorisiert wird. Doch Amours Emmanuelle Riva will noch niemand ganz abschreiben. Und: Sie ist die älteste jemals Nominierte, feiert ausgerechnet am Oscar-Tag ihren 86. Geburtstag. Das könnte Juroren gerührt haben.

Eher chancenlos ist Haneke als bester Regisseur und Amour als bester Film. Doch allein die Nominierungen in diesen Königsdisziplinen war bereits eine Weltsensation für die Filmemacher.

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