Venezuela

Chavez: Diktatoren erweisen letzte Ehre

08.03.2013

Ahmadinejad und Castro bei Trauerfeier in Caracas.

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© reuters
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Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad und sein kubanischer Kollege Raul Castro haben mit etwa 30 anderen Staats- und Regierungschefs Abschied von Venezuelas verstorbenem Präsidenten Hugo Chavez genommen. Ahmadinejad erhielt am Freitag stehende Ovationen, als er beim Staatsbegräbnis seinen Platz in der Ehrenwache vor dem Sarg einnahm und seine Faust zu einem sozialistischen Gruß ballte.

"Es ist, als ob Hugo Chavez die ganze Welt zusammenbringt", sagte Venezuelas Außenminister Elias Jaua. Der amtierende Staatschef und von Chavez auserkorene Nachfolger, Nicolas Maduro, legte die Kopie eines Schwertes des südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfers Simon Bolivar auf dem Sarg ab. Maduro rief mit zitternder Stimme: "Kommandant, hier bist du unbesiegt, rein, lebst für alle Zeit."

Zwei Millionen Menschen am Sarg
Der Körper des am Dienstag im Alter von 58 Jahren an Krebs verstorbenen Präsidenten wird nach der offiziellen Trauerfeier einbalsamiert und für die Ewigkeit aufgebahrt - ähnlich wie es nach ihrem Tod mit den kommunistischen Führern Lenin, Stalin und Mao gemacht wurde.

Maduro verlängerte kürzlich die Staatstrauer um sieben Tage, um noch mehr Venezolanern die Möglichkeit zu geben, sich von einem der weltweit buntesten und umstrittensten Politikern zu verabschieden. In der Hauptstadt taten dies nach Regierungsangaben seit Mittwoch mehr als zwei Millionen Menschen vor seinem Sarg mit gläsernem Deckel in der Militärakademie von Caracas. Vor Beginn des Staatsbegräbnisses versammelten sich Massen, um an der Trauerfeier teilzunehmen. Vielen trugen rot - die Farbe der regierenden sozialistischen Partei, hielten Fotos von Chavez in die Höhe und winkten mit venezolanischen Fahnen.

USA schickten Delegation
Auch die USA schickten eine Delegation zu der Trauerfeier, obwohl Chavez die Regierung in Washington regelmäßig mit scharfen Verbalattacken provozierte. Zudem nahmen Ecuadors Präsident Rafael Correa teil sowie Brasiliens früherer Staatschef Luiz Inacio Lula da Silva und Weißrusslands umstrittener Präsident Alexander Lukaschenko. Auch US-Bürgerrechtler Jesse Jackson Sr. sowie Hollywood-Star Sean Penn waren unter den Gästen. Bei der Trauerfeier erklangen diverse traditionelle Lieder.

Raul Castro verwies auf Chavez' vier Siege bei Präsidentenwahlen. "Er war unbesiegbar", sagte der Bruder von Fidel Castro. Anhänger der Opposition zeigten sich kritischer. "Er hat Venezuela mehr geschadet als irgendjemand anders", sagte ein 66-Jähriger. "Das Land ist in zwei Teile zerbrochen, jede Seite hasst die andere. Das war Chavez' Werk."

Fiel am Montag ins Koma
Aus Regierungskreisen verlautete, der Präsident sei am Montag ins Koma gefallen, nachdem sich sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert habe. Hintergrund sei, dass der ursprünglich im Beckenbereich diagnostizierte Krebs sich auf die Lunge ausgeweitet habe. Die genaue Erkrankung wurde stets geheim gehalten. Ein Teil der Behandlung fand auf Kuba statt.

Chavez hatte das ölreiche Land über 14 Jahre lang mit einer Politik der Umverteilung und Verstaatlichung regiert. Sein Stellvertreter und erklärter Wunschnachfolger Maduro leitet die Amtsgeschäfte kommissarisch. Zwar sieht die Verfassung Neuwahlen innerhalb von 30 Tagen vor. In Regierungskreisen hieß es allerdings, die Frist könne aus organisatorischen Gründen vielleicht nicht eingehalten werden. In Umfragen lag Maduro im Vergleich zu Oppositionskandidat Henrique Capriles zuletzt deutlich in Führung. Maduro hat angekündigt, dass er Chavez' Politik fortsetzen werde.

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