Gigantischer Riss

Dieser Kontinent zerbricht – und ein neuer Ozean wird geboren

06.07.2025

In Ostafrika vollzieht sich derzeit ein geologischer Prozess von enormem Ausmaß: Der afrikanische Kontinent bricht allmählich auseinander – angetrieben von einem pulsierenden Magmastrom unter der Afar-Senke in Äthiopien.

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© BBC/Julie Rowland, University of Auckland
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Dort treffen drei Grabenbrüche aufeinander: der Ostafrikanische Graben, der Grabenbruch des Roten Meeres und jener des Golfs von Aden. Hier pulsiert eine Wolke aus geschmolzenem Gestein, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal "Nature Geoscience". Diese geodynamischen Pulse reißen die Erdkruste auf, was langfristig zur Entstehung eines neuen Ozeans führen wird.

© Wikipedia/Sémhur, translated by NordNordWest

Messungen zeigen, dass sich die Afrikanische und die Somalische Platte mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten auseinanderbewegen – bis zu 15,5 Millimeter pro Jahr im Golf von Aden, deutlich langsamer im Ostafrikanischen Graben. Diese Bewegungen bewirken Erdrisse wie 2018 in Kenia, wo die Erde plötzlich aufbrach. Der Große Afrikanische Grabenbruch erstreckt sich über 6.000 Kilometer vom Roten Meer bis nach Mosambik.

 

 

Früher ging man davon aus, dass dieser Prozess 20 bis 60 Millionen Jahre dauern könnte. Neue Forschungen legen jedoch nahe, dass der Kontinent bereits in 500.000 bis 1.000.000 Jahren geteilt sein könnte. Dann würde Wasser in die Bruchzonen eindringen und ein neuer Ozean entstünde. Regionen wie Uganda oder Sambia könnten Küstenzugang erhalten, Äthiopien und Somalia könnten zur Insel werden und der Nil möglicherweise seinen Lauf ändern.

Besonders wahrscheinlich ist laut aktuellen Modellen, dass ein einziger sogenannter Manteldiapir unter dem Abbe-See liegt, aus dem sich das Magma entlang der drei Grabenbrüche verzweigt. Ähnlich wie das Rote Meer vor 25 Millionen Jahren entstanden ist, vollzieht sich hier erneut die Geburt eines Weltmeeres – mitten in Afrika.

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