Mohammadi
Empörung nach Festnahme von Friedensnobelpreisträgerin
13.12.2025Die erneute Festnahme der iranischen Friedensnobelpreisträgerin und Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi ist international auf scharfe Kritik gestoßen.
Das norwegische Nobelkomitee forderte am Samstag ihre sofortige Freilassung. Auch bei internationalen Menschenrechtsorganisationen stieß das Vorgehen der iranischen Behörden gegen Mohammadi auf Kritik.
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Das Komitee sei "zutiefst besorgt über die brutale Festnahme von Narges Mohammadi und einer Reihe anderer Aktivisten", hieß es in einer Mitteilung auf der Webseite des Friedensnobelpreises. Das Komitee forderte die iranischen Behörden auf, umgehend mitzuteilen, wo sich Mohammadi befinde, und ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen sicherzustellen sowie sie ohne Bedingungen freizulassen.
Machado: Festnahme ist Eingeständnis von Angst
"Angesichts der engen Zusammenarbeit zwischen den Regimen im Iran und in Venezuela nimmt das Norwegische Nobelpreiskomitee zudem Notiz davon, dass Frau Mohammadi genau dann festgenommen wurde, als der Friedensnobelpreis der venezolanischen Oppositionsführerin María Corina Machado verliehen wurde", hieß es in der Mitteilung weiter.
Machado selbst äußerte sich später ebenfalls zu der Festnahme, die sie als "Eingeständnis von Angst" bezeichnete. "Die Islamische Republik versteht, was Diktaturen immer verstehen: Eine furchtlose Stimme, einmal vernommen, kann nicht mehr ungehört bleiben", schrieb sie in einer Mitteilung auf X.
EU fordert Freilassung Mohammadis
Die Europäische Union forderte den Iran am Samstag zur Freilassung der Friedensnobelpreisträgerin und acht weiterer Aktivisten auf. Die Festnahmen seien "zutiefst beunruhigend", sagte EU-Sprecher Anouar El Anouni am Samstag in Brüssel. Die iranischen Behörden sollten Mohammadi "auch wegen ihres fragilen Gesundheitszustands freilassen, genauso wie all die anderen Personen, die bei der Ausübung der Meinungsfreiheit unrechtmäßig festgenommen" worden seien.
Laut Opposition 40 Festnahmen bei Gedenkfeier für verstorbenen Anwalt
Mohammadis französischer Anwältin Chirine Ardakani zufolge wurde die 53-Jährige am Freitag bei der Gedenkfeier für den vor wenigen Tagen verstorbenen Anwalt Chosrow Alikordi festgenommen. Der Tod des Verteidigers, der auch politische Gefangene vertrat, hatte große Bestürzung unter iranischen Menschenrechtsaktivisten ausgelöst. Alikordi war am 5. Dezember im Alter von 46 Jahren tot in seinem Büro aufgefunden worden. Die Justiz gab in den Staatsmedien als Todesursache einen Herzinfarkt an. Menschenrechtsgruppen fordern jedoch eine Untersuchung seines Todes.
Mohammadis Anwältin Ardakani erklärte auf X, ihre Mandantin sei vor ihrer Festnahme geschlagen worden. Ein Video, das Mohammadi ohne den vorgeschriebenen Schleier auf einem Auto stehend mit einem Mikrofon zeigen soll, verbreitete sich in den sozialen Medien. Darin ruft sie der Menge zu: "Lang lebe der Iran." Berichten in sozialen Medien zufolge ist ihr Aufenthaltsort unbekannt.
Behörden: Mohammadis Festnahme zu ihrem eigenen Schutz
Die Behörden in Maschhad hatten die Festnahme laut lokalen Medien bestätigt und behauptet, die Menschenrechtsaktivistin sei lediglich "vorübergehend und zu ihrem eigenen Schutz" in Gewahrsam genommen worden. Bei der Gedenkveranstaltung seien Proteste und scharfe Parolen gegen die Führung des Landes gerufen worden. Man habe gewaltsame Zusammenstöße mit Anhängern des Systems verhindern wollen.
Oppositionsquellen widersprachen dieser Darstellung und berichteten über exzessive Gewaltanwendung und vulgäre Beleidigungen durch die Sicherheitskräfte während der Festnahme. Demnach sollen insgesamt 40 Aktivistinnen und Aktivisten festgenommen worden sein.
Der Gouverneur von Maschhad, Hassan Hosseini, sagte dem iranischen Staatsfernsehen am Freitag, die Staatsanwaltschaft habe die vorübergehende Inhaftierung mehrerer Teilnehmer der Zeremonie angeordnet. Er nannte Mohammadi jedoch nicht namentlich.
Nobelkomitee war bereits im Sommer um Mohammadi besorgt
Mohammadi war 2023 vom norwegischen Nobelkomitee mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Sie erhielt den prestigeträchtigen Preis für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen im Iran sowie für ihren Einsatz für Menschenrechte und Freiheit für alle. Sie verbüßte zuletzt eine langjährige Haftstrafe im berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran. Wegen gesundheitlicher Probleme hatte sie vor gut einem Jahr Hafturlaub bekommen.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen teilte mit, bei der Gedenkfeier seien auch vier Journalisten und weitere Teilnehmer festgenommen worden. Gouverneur Hosseini begründete die Festnahmen mit "normverletzenden" Parolen. Die in den USA ansässige Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) teilte mit, die Menge habe auch "Tod dem Diktator" gerufen, eine Anspielung auf den Obersten Führer Ayatollah Ali Khamenei.