ÖSTERREICH-Reporter vor Ort

"Jeder, der jetzt raus will, wird erschossen"

18.10.2016

ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl ist seit Dienstag in der nordirakischen Stadt Erbil.

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Tag zwei der Großoffensive gegen die IS-Hochburg Mosul: Auf der Straße von Erbil Richtung Mosul rollen ununterbrochen neue Truppeneinheiten in Richtung Front­linien. Die Männer, kurdische Peschmerga, sind hochmotiviert, siegessicher. 80 Kilometer sind es von hier bis zur Stadtgrenze von Mosul. Vom Süden rücken irakische Soldaten vor, die Peschmerga agieren vom Osten und Norden aus. 17 Stellungen der IS entlang der Straße haben sie mithilfe von US-Luftschlägen bereits zerstört. Der größte Teil der Verbindungsstraße von Erbil nach Mosul ist wieder frei, sagen sie.

 

ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl berichtet direkt aus dem Irak

Das größte Problem der vorrückenden Einheiten: Autobomben. Niemand weiß, wo die Sprengfallen aufgestellt sind, wann sie ­gezündet werden.

Je enger der Ring um die IS-Hochburg Mosul gezogen wird, desto dramatischer werden auch die Berichte aus der 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt. Blogger berichten, dass IS-Milizen auf Motorrädern durch die Stadt fahren: „Jeder, der raus will, wird erschossen“, drohen sie via Megafon.

IS droht: Kinder als lebendige Schutzschilde

Alle strategisch wichtigen Punkte seien vermint. Auch drohen sie, Frauen und Kinder als lebende Schutzschilde zu verwenden, sollte die Allianz bis in die Stadt vor­rücken. Munition und schweres militärisches Gerät wurden in Wohngebiete verlagert. Sicherheitsexperten befürchten, dass in Mosul ein erbitterter Straßen- und Häuserkampf bevorsteht. Auch der Einsatz von chemischen Waffen wird nicht ausgeschlossen. Karl Wendl, Erbil

EU warnt: Sieg in Mosul treibt Terroristen zu uns

Der Terror ist kaum zu besiegen. Längst gilt in vielen europäischen Staaten eine erhöhte Terror-Warnstufe. Jetzt sorgt EU-Sicherheitskommissar Julian King für Aufsehen: „Die Rückeroberung der nordirakischen IS-Hochburg Mosul kann dazu führen, dass gewaltbereite IS-Kämpfer nach Europa zurückkommen“ – das sagte er der Zeitung Welt.

Vor IS-Rückkehrern warnen etliche Experten. Auch die europäische Polizei Europol schlägt Alarm: Derzeit warten offenbar Hunderte ehemalige IS-Kämpfer aus dem Irak oder Syrien in Europa auf ihren Einsatz.

Leichte Einreise in EU mit gefälschten Dokumenten

Als Gegenmaßnahme plädiert EU-Kommissar King dafür, die Sicherheit von Reisedokumenten zu verbessern. Es sei viel zu leicht, die EU-Außengrenzen mit gefälschten Dokumenten zu passieren.

UNO: 500.000 Kinder kämpfen um Überleben

Die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft leiden wieder einmal am meisten unter dem Konflikt. „Kinder könnten nun zwischen die Frontlinien oder ins Kreuzfeuer geraten“, warnt Peter Hawkins, Leiter des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF in Mosul.

Mobile Teams betreuen traumatisierte Kinder

Die erschreckenden Details: 500.000 Kinder sind in der umkämpften Stadt vom Krieg betroffen – sie befinden sich in Lebensgefahr. Die Maßnahmen von UNICEF lassen auf schlimmste Folgen schließen: Mobile Teams werden in das Kriegs­gebiet geschickt, um schwer traumatisierte und verletzte Kinder zu betreuen. Außerdem werden Hilfsgüter für 350.000 Menschen an­geliefert. „Wir arbeiten rund um die Uhr, um Kindern, wo auch immer sie sich aufhalten, zu helfen“, so der UNICEF-Chef.

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