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Putin offenbar nicht zu Kompromissen bereit

28.03.2022

Alle Entwicklungen im Ukraine-Krieg im oe24-Liveticker. 

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© AFP/APA
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Russlands Präsident Wladimir Putin ist einem hochrangigen Vertreter des US-Außenministeriums zufolge offenbar nicht zu Kompromissen bereit, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Darauf deute "alles, was ich gesehen habe", sagte der Insider Reuters. Die Stadt Irpin bei Kiew ist ihrem Bürgermeister zufolge wieder komplett in ukrainischer Hand. "Es gibt heute gute Nachrichten", erklärte Alexander Markuschyn in einem Telegram-Video. "Irpin ist befreit worden."

Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. In Kiew starben laut Bürgermeister Vitali Klitschko seit Kriegsbeginn mehr als 100 Menschen. Darunter seien vier Kinder, betonte er in einer Ansprache an den Rat der italienischen Partnerstadt Florenz. In der Hauptstadt seien inzwischen 82 mehrstöckige Gebäude zerstört worden, hieß es weiter.

Unterdessen haben ukrainische Streitkräfte eine Ortschaft nahe der ostukrainischen Großstadt Charkiw zurückerobert. Ein AFP-Journalist berichtete am Montag von toten russischen Soldaten und zerstörten Militärfahrzeugen in Mala Rohan, das bis vor einigen Tagen noch unter russischer Kontrolle gestanden hatte. Nach Angaben des Bürgermeisters von Charkiw hatten die russischen Truppen von dem Dorf aus die Stadt mit Artillerie beschossen.

"Unsere Truppen befreien Mala Rohan, und das ist von großer Bedeutung, weil sie von dort aus ständig Wohngebiete der Stadt beschießen", betonte Ihor Terechow. Die Ortschaft liegt etwa vier Kilometer östlich von Charkiw. Nach Einschätzung der USA haben ukrainische Truppen zudem den Ort Trostjanez südlich von Sumy wieder eingenommen.

Der ukrainische Militärgeheimdienst veröffentlichte indes Namen und Kontaktdaten von 620 Menschen, die nach seinen Angaben als Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB an kriminellen Aktivitäten in Europa beteiligt gewesen sein sollen. Die Liste wird auf der offiziellen Seite des ukrainischen Dienstes auf Russisch veröffentlicht. Eine Stellungnahme der Regierung in Moskau liegt nicht vor.

Einem Medienbericht zufolge gab das russische Verteidigungsministerium Angriffe auf 41 Militärziele in der Ukraine in den vergangenen 24 Stunden bekannt. Unter anderem seien große Munitionsdepots in der Region Schytomyr zerstört worden, zitiert die Nachrichtenagentur  

Russland: Sturz von ukrainischer Führung nicht geplant

Russlands Sicherheitsratschef Nikolai Patruschew hat Berichte über eine angeblich geplante Auswechslung der ukrainischen Führung als Falschnachricht zurückgewiesen. "Das Ziel unserer Spezial-Operation in der Ukraine ist nicht - wie sie es im Westen darzustellen versuchen - ein Wechsel des Kiewer Regimes, sondern ein Schutz der Menschen vor einem Genozid, die Entmilitarisierung und die Entnazifizierung der Ukraine", sagte Patruschew am Montag der Agentur Interfax zufolge.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am 24. Februar den Einmarsch ins Nachbarland befohlen und ihn auch mit einer angeblichen Befreiung der Ukraine von "Nazis" begründet. Vermutet wird immer wieder, dass Moskau auch die ukrainische Regierung um den jüdischstämmigen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stürzen wollte. Der Kreml bekräftigte allerdings mehrfach, dass Moskau Selenskyj als legitimen Staatschef anerkenne.

"Nowaja Gaseta erscheint nicht mehr"

Die kremlkritische Zeitung "Nowaja Gaseta" stellt ihr Erscheinen wegen des Drucks von russischen Behörden bis zur Beendigung des Krieges in der Ukraine vorübergehend ein. Die Ausgaben im Internet und auf Papier werden bis "zum Ende der "Spezialoperation auf dem Gebiet der Ukraine"" nicht mehr erscheinen, teilte die Redaktion am Montag im Kurznachrichtendienst Twitter mit, der in Russland blockiert ist.

Die von Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow geführte Zeitung ist eines der letzten verbliebenen unabhängigen Medien in Russland.

Das russische Justizministerium stufte unterdessen die Deutsche Welle als "ausländischen Agenten" ein. Es setzte den deutschen Auslandssender auf eine entsprechende Liste von Medienorganisationen, die in Russland so bezeichnet werden und all ihre Veröffentlichungen einer gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnung versehen müssen. Die Website der Deutschen Welle war bereits Anfang März von der staatlichen Medienaufsicht Roskomnadsor blockiert worden wegen des Vorwurfs der Verbreitung von Falschnachrichten über die russische Invasion der Ukraine

Gegen-Offensive: Ukraine erobert Städte zurück

Die russische Offensive in der Ukraine stockt an mehreren Fronten bereits seit Wochen. Nun deutet sich sogar ein Wendepunkt im Krieg an: Immer öfter gehen ukrainische Truppen zur Gegenoffensive über. Am Wochenende wurden binnen 24 Stunden fünf von Russland besetzte Orte zurückerobert. Im Süden starteten ukranische Soldaten eine Gegenoffensive auf Cherson. Am Sonntag wurde Tomyna Balka, ein Dorf 30 Kilometer westlich der Stadt eingenommen.

In Cherson selbst, der einzigen größeren bisher von russischen Truppen eroberten ukrainischen Stadt, protestierten am Sonntag laut Augenzeugenberichten rund 500 Menschen gegen die russischen Besatzungstruppen. Die friedliche Demonstration sei mit Tränengas und Rauchgranaten aufgelöst worden, sagte ein Rettungssanitäter telefonisch der Nachrichtenagentur AFP.

Östlich von Kiew wurde die 20.000-Einwohner-Stadt Trostianets befreit.

Bei Charkiw, der Millionenstadt im Osten des Landes, begannen ukrainische Truppen vorzurücken. Am Samstag wurden zwei Vororte von Charkiw zurückerobert, am Sonntag auch das an einer strategisch wichtigen Kreuzung gelegene Dorf Husarivka.

Auch in Kiew gibt es Grund zur Erleichterung. 50 Kilometer entfernt ist der Ort Lukyanovka wieder in ukrainischer Hand. Von dort aus wurden Russlands Truppen für die Offensive auf die Hauptstadt mit Nachschub versorgt.

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