Treffen in Alaska

Keine Einigung bei historischem Trump-Putin-Gipfel

15.08.2025

US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin haben ihr Gipfeltreffen in Alaska ohne Äußerungen zu einer möglichen Waffenruhe im Ukraine-Krieg beendet.

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Historische und packende Bilder aus Alaska: US-Präsident Donald Trump empfing seinen russischen Gegenüber zum Gipfel am Luftwaffen-Stützpunkt Elmendorf AFB in Anchorage. Schicksalsstunden für die Ukraine. Die Jets der Weltführer – die Boeing-747-„Air Force One“ und eine russische Ilyushin Il-96-300PU – schwebten im Abstand weniger Minuten unter einem grauen Wolkenschleier ein.

Putins Flieger erhielt sogar eine Eskorte von vier US-Kampfjets. Die Begrüßung am Rollfeld? Überraschend herzlich. Trump klatschte, als Putin mit energischen Schritten auf ihn zukam. Ein langer Handschlag. Beide plauderten locker auf dem Weg zu Trumps gepanzerter Limo „The Beast“. Der Wagen rollte mit beiden am Rücksitz zum Verhandlungsort.

Trump wollte den international geächteten Putin, der 2022 das Kriegsblutbad in der Ukraine (mehr als eine Million Tote) startete, wohl auch mit Martialischem imponieren: Hinter einem kleinen Podium standen zwei B-2-Tarnkappenbomber, Amerikas modernste und tödlichste Kampfjets. US-Experten waren schockiert. Der Tenor: Jeder, der aus dem russischen Flieger stieg, "ist ein Spion", so Ex-Trump-Berater John Bolton.

Herzliche Begrüßung, knallharter Poker

Die ganze Symbolik war ein knallharter Trump-Poker, auch wenn die Herzlichkeit der Begrüßung Schockwellen vor allem durch Europa schickte. Immerhin: Trump hatte es ermöglicht, den geächteten Paria Putin zurück auf die Weltbühne zu hieven.

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Aber: Der US-Präsident hatte schon beim Siebenstunden-Flug von DC nach Anchorage klargemacht, dass er Putins Zustimmung zu einem raschen Waffenstillstand erwartet. Er drohte: Wenn sich der Kreml-Despot sträube, könnte es ein „kurzer Gipfel“ werden. Auch: Ein zuerst geplantes Vieraugen-Gespräch wurde gestrichen: Die Präsidenten verhandelten mit je dreiköpfigen Delegationen an ihrer Seite.

Makaber: Beide Machtmänner hatten ihre jeweiligen Atom-Koffer in der Nähe, die Code-Portale für die zwei weltgrößten Arsenale an Nuklearwaffen der Welt. „Es steht viel auf dem Spiel“, hatte Trump vor dem Alaska-Treffen noch gepostet. Keine Übertreibung. Europa – und besonders das Kriegsland Ukraine – hielten den Atem an. Trump war zwei Tage vor dem Gipfel in einer virtuellen Schalte mit Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj, sowie europäischen Staats- und Regierungschefs „aufmunitioniert“ worden, keine signifikanten Zusagen zu machen. Trump versprach es.

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Gespräch dauerte nur 2 Stunden und 45 MInuten

Nach nur 2 Stunden und 45 MInuten waren die Verhandlungen fürs erste überraschend früh beendet. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz verkündeten die zwei Anführer der beiden großen Weltmächte das Ergebnis ihrer Gespräche.

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Einen "Deal für den Ukraine-Frieden gibt es (noch) nicht, dafür haben die USA und Russland wirtschaftlich und diplomatisch wieder zueinander gefunden. Putin ergriff zuerst das Wort: "Es gab konstruktive und sehr respektvolle Gespräche. Ich möchte mich bei Donald Trump bedanken, hier nach Alaska zu kommen. Wir sind ja doch nahe Nachbarn. Ich habe meinen Kollegen als 'lieben Nachbarn' begrüßt. Und trennt ja nur ein kleiner Ozean von 4 Kilometern."

"Russland hat ein reichliches, kulturelles Erbe auch hier in Alaska, auch im zweiten Weltkrieg haben wir hier zusammengeholfen, dass wir siegen. Dieses Erbe wird uns auch helfen, mit den USA eine bessere Beziehung wieder aufzubauen. Seit vier Jahren herrschte hier Funkstille, wir mussten von der Konfrontation zum Dialog übergehen. Zusammen mit Präsident Trump haben wir jetzt eine neue Basis geschaffen", so der russische Präsident.

"Geht um die Sicherheit Russlands"

Dann ging er auf den Ukraine-Krieg ein, vermied aber das Wort Krieg vehement: "Eine der schwierigsten Umstände ist natürlich der Konflikt mit der Ukraine. Trump möchte natürlich, dass wir diesen Konflikt beilegen, aber wir sehen es immer noch als eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit"

Putin meint weiter: "Trump möchte den Konflikt mehr verstehen. Wir haben die Ukraine immer als unser Brudervolk betrachtet, aber wir haben die gleichen Wurzeln und es ist eine Tragödie, was hier passiert. Wir sind davon überzeugt und interessiert, dass dieser Konflikt beendet wird, aber..."

Bedingungen an Kiew

"Dafür müssen die Gründe über diese Krise beigelegt werden und die Sorgen Russlands auch berücksichtig werden. Trump möchte Sicherheitsgarantien und ich bin zuversichtlich, dass wir den Frieden bald wiederherstellen können", stellt der Russland-Machthaber seine Bedingungen. Putin spielt den Ball weiter an Ukraine-Präsident Selenskyj, der bislang nicht bereit war etwa auf Gebietsabtretungen an Russland einzugehen: "Wir hoffen, dass diese Umstände auch in Kiew positiv aufgenommen werden und sich nicht nur quergelegt wird."

Putin schwenkt rasch wieder auf die Beziehung zwischen den USA und Russland um: "Es heißt aber auch, dass die USA und Russland sich wieder besser verständigen, unsere Länder haben sich so viel gegenseitig zu bieten. Danke, Donald Trump für diesen warmen, herzlichen Empfang. Er hat großes Verständnis für russische Interessen."

"Trump hat gesagt, wenn er damals schon Präsident gewesen wäre, hätte es diesen Krieg nie gegeben. Diese Worte glaube ich ihm auf jeden Fall. Wir haben jetzt einen guten und vertrauensvollen Weg gefunden", streut Putin Trump Rosen.  Auch der sonst teils forsche US-Präsident verhielt sich streichelweich: "Vielen Dank, Herr Präsident!" Doch Donald Trump, sagt aber auch: "Es gibt keinen Deal!"

"Muss viel telefonieren"

"Ich werde in Kürze die NATO anrufen und auch Selenskyj kontaktieren. Wirtschaftlich haben wir großartige Fortschritte erzielt. Ich hatte immer eine gute Beziehung mit Wladimir, auch sehr, sehr harte Gespräche", verrät Trump.

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"Es war ein extrem produktives Treffen, ich muss jetzt sehr viel telefonieren. Wir haben eine gute Chance auf eine Einigung", lässt der US-Präsident auf baldigen Frieden hoffen.

"Das nächste Mal in Moskau"

"Wir werden dafür sorgen, dass es endet. Wir werden uns sehr bald wieder sehen, ich danke dir Wladimir", waren Trumps Abschlussworte. Putin schickte gleich eine Einladung hinterher: "Das nächste Mal in Moskau!"

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