Katastrophale Bedingungen in Mariupol
Drohnen-Video zeigt vom Krieg zerstörtes Mariupol
23.03.2022In Mariupol herrschen katastrophale Bedingungen, es gibt kaum Essen, Wasser und Strom.
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Kiew/Moskau/Genf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zu vielen Teilen der Ukraine trotz dringenden Bedarfs an medizinischer Hilfe keinen Zugang. Zum Beispiel habe ein geplanter Konvoi in die von russischen Einheiten belagerte Stadt Mariupol wegen des Sicherheitsrisikos nicht aufbrechen können, berichtete WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf. "Die humanitäre Lage verschlechtert sich in vielen Teilen des Landes weiter", sagte Tedros bei einer Pressekonferenz. Besonders kritisch sei die Situation in der Hafenstadt Mariupol und in Butscha bei Kiew.
Für die Rettung der Zivilbevölkerung aus umkämpften Städten und Dörfern in der Ukraine waren am Mittwoch nach Angaben aus Kiew insgesamt neun Fluchtkorridore vorgesehen. So sollte die Evakuierung der belagerten Hafenstadt Mariupol fortgesetzt werden, wie Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk in einer Videobotschaft sagte. Für die Fahrt in die südukrainische Großstadt Saporischschja stünden rund zwei Dutzend Busse bereit. Nach russischen Angaben halten sich in Mariupol am Asowschen Meer noch 100.000 bis 150.000 Menschen auf. Dort herrschen katastrophale Bedingungen, es gibt kaum Essen, Wasser und Strom.
Drohnen-Video zeigt vom Krieg zerstörtes Mariupol
Ein Drohnen-Video zeigt die Zerstörung, die Putins Krieg in der Hafenstadt Mariupol angerichtet hat, wo einst 440.000 Einwohner lebten. Inzwischen ist die Stadt fast komplett zerstört (siehe oben).
Nächster russischer Top-General in der Ukraine getötet
Russland hat den nächsten Top-General im Ukraine-Krieg verloren. Nach Angaben Kiews wurde Alexei Sharov, Kommandant der 810. Marine Brigade, bei Kämpfen getötet. Es handelt sich dabei bereits um den 15. russischen Top- Militär, der im Ukraine-Krieg ums Leben kam. Insgesamt wurden in der Ukraine bereits 10.000 russische Soldaten getötet.
Medienberichten zufolge starb Sharov bei Kämpfen in Mariupol. Zuvor vermeldete ein ukrainischer Offizier den Tod auf Twitter.
Klitschko : Das ist ein Genozid
Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, hat den russischen Angriff auf sein Land als Völkermord bezeichnet. "Das ist ein Genozid", sagte der 50 Jahre alte ehemalige Profiboxer am Mittwoch in einer Live-Schaltung mit dem Stadtrat der Kiewer Partnerstadt München. "Die vernichten die Zivilbevölkerung, die vernichten unser Land."
Seine Stadt werde mit Raketen beschossen, die "in einem Radius von 500 Metern jedes menschliche Leben" töteten, sagte Klitschko. Das sei kein Angriff auf das Militär, sondern auf die Bevölkerung. Wie viele Ukrainer bisher gestorben seien, könne er nicht sagen: "Wir können die Leichen nicht zählen."
Jeden Morgen, bevor er die Augen öffne, glaube er kurz, "dass es ein schlechter Traum war". "Das ist alles ein Alptraum, was passiert." Doch: "Ich mache meine Augen auf und sehe: Es ist eine harte Realität, sehr harte Realität."
Selenskyj sieht Fortschritte
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht ungeachtet der schweren Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen kleine Fortschritte in den Verhandlungen mit der Regierung in Moskau. "Wir arbeiten weiterhin auf verschiedenen Ebenen, um Russland zu ermutigen, sich in Richtung Frieden zu bewegen", sagte er in einer Mittwoch früh gesendeten Ansprache. Unterdessen wurden aus verschiedenen Landesteilen Kämpfe gemeldet.
Der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft zufolge wurden in dem Krieg bisher 121 Kinder getötet und 167 verletzt. Die ukrainischen Streitkräfte halten nach Angaben ihres Generalstabs die Stellung trotz fortdauernder russischer Luftangriffe. Der Vormarsch des Gegners werde an mehreren Fronten gestoppt, zum Beispiel bei Slowjansk im Gebiet Donezk im Südosten, teilte der Generalstab in Kiew am Mittwochmorgen mit. Auch Mykolajiw im Süden werde verteidigt, ebenso Tschernihiw im Nordosten.
Dramatische Lage in Mariupol
Zur Lage in der seit Wochen besonders heftig umkämpften südostukrainischen Hafenstadt Mariupol teilte die Militärführung lediglich mit, die ukrainischen Kräfte verteidigten sich gegen Angriffe aus allen Richtungen. Die Berichte aus der Kampfzone waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, Kampfhubschrauber vom Typ Ka-52 hätten ein ukrainisches Munitionslager zerstört. Ein Ort wurde nicht genannt. Die ukrainische Seite hatte zuvor von Angriffen dieser Hubschrauber im Raum Charkiw im Osten des Landes berichtet. Die Angaben beider Seiten über das Kriegsgeschehen lassen sich derzeit nicht überprüfen.
Selenskyj warf den russischen Streitkräften vor, Evakuierungen von Zivilisten aus Mariupol zu vereiteln. In der Hafenstadt würden 100.000 Menschen unter unmenschlichen Bedingungen leben. Sie seien ständigem Beschuss ausgesetzt. Ihnen fehlten Lebensmittel, Wasser und Medikamente.
Schwere Kämpfe in Charkiw
Ukrainische Einheiten haben nach eigener Darstellung bei neuen Kämpfen um Charkiw im Osten des Landes einen Angriff russischer Truppen abgewehrt. Dabei seien am Dienstagabend von russischer Seite auch Kampfhubschrauber vom Typ Ka-52 eingesetzt worden, wurde der regionale Befehlshaber Oleg Sinegubow von der "Ukrajinska Prawda" zitiert. "Unsere Truppen halten ihr Stellungen." Zu der rund 100 Kilometer von Charkiw entfernten Stadt Isjum gibt es indes keine Verbindung mehr.
Die Lage in der belagerten Stadt sei schwierig, hieß es. Alle Bemühungen um einen humanitären Korridor seien bisher von russischer Seite abgelehnt worden. Im Umkreis der Stadt Riwne im Nordwesten der Ukraine beschoss das russische Militär nicht näher bezeichnete Militäranlagen mit Raketen. Insgesamt seien bei der Attacke am Dienstag drei Raketen eingeschlagen, erzählte der regionale Militärchef Vitali Kowalj der Agentur Unian.
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