Protokoll des Auftritts

"Der demütigendste Tag meines Lebens"

19.07.2011

Der Medien-Tycoon gab sich vor dem britischen Parlament zerknirscht.

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Stundenlang wurden Rupert Murdoch (80) und sein Sohn James von den Parlamentariern befragt – das TV übertrug live. Weltweit. Nur zu Beginn zeigte sich der Milliardär emotional: "Das ist der demütigste Tag meines Lebens", sagte der 80-Jährige zum Auftakt des Hearings, das den Krimi um den Abhörskandal lösen sollte.

"Wer hat die Affäre ins Rollen gebracht?", wird gefragt
James Murdoch: "Ich selbst habe die Polizei über den Abhörskandal informiert, als ich davon erfahren habe. Auch die Untersuchungen wurden von mir in die Wege geleitet. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass Rebekah Brooks (Ex-Chefredakteurin und Murdochs Ziehtochter) von den Abhörpraktiken gewusst hat."

Tom Watson, Labour-Abgeordneter, hakt nach: "Aber Rebekah Brooks hat 2003 über Schmiergeldzahlungen an die Polizei berichtet."

Rupert Murdoch (stoisch ruhig): "Davon ist mir nichts bekannt. Die News of the World stellte schließlich nur ein Prozent meines Unternehmens dar. Ich arbeite pro Tag 10 bis 12 Stunden, muss mich um sehr viele Angelegenheiten kümmern. Ich habe die Zeitung ein wenig aus den Augen verloren." Fragen über einzelne Reporter beantwortet Murdoch so: "Den kenne ich nicht."

Murdoch wird gefragt, ob er wisse, dass einer seiner Reporter wegen Erpressung verurteilt wurde?

Rupert Murdoch: "Nein, wusste ich nicht." Erbost ruft Murdoch zurück: "Warum haben Sie ihn nicht eingesperrt?" […] "Ich fühle mich für den Abhörskandal nicht persönlich verantwortlich, wohl aber für diejenigen, denen ich vertraut habe."

James Murdoch: "Die ethischen Standards im Journalismus gilt es nun neu zu definieren. Unser 'Code of Conduct' wurde verletzt."

Waren Sie oft in Downing Street Nr. 10 zu Gast?
Rupert Murdoch: "Ich tat das, was man mir befohlen hat. Ich bin von David Cameron auf eine Tasse Tee eingeladen worden. Ich habe auch seinen Vorgänger Gordon Brown mehrmals besucht. Ich kam immer durch den Hintereingang von Downing Street. Ich bedauere sehr, dass durch den Skandal meine Freundschaft mit Gordon Brown beendet wurde."

Dürfen Politiker Privatheit verlangen?
Rupert Murdoch: "Nein."

Detektive, die Handys anzapften, wurden auch nach Auffliegen des Skandals bezahlt. Strafzahlungen für Reporter wurden übernommen.
James Murdoch: "Ich war überrascht, als ich das erfahren habe. Ich weiß nicht, wer das ausgemacht hat. Es gibt auch keine Knebelverträge – weder mit Rebekah Brooks, noch mit Les Hinton (Geschäftsführer)."

Rupert Murdoch: "Ich würde gerne alle diese Zahlungen stoppen."

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