Protokoll des Auftritts

"Der demütigendste Tag meines Lebens"

Teilen

Der Medien-Tycoon gab sich vor dem britischen Parlament zerknirscht.

Stundenlang wurden Rupert Murdoch (80) und sein Sohn James von den Parlamentariern befragt – das TV übertrug live. Weltweit. Nur zu Beginn zeigte sich der Milliardär emotional: "Das ist der demütigste Tag meines Lebens", sagte der 80-Jährige zum Auftakt des Hearings, das den Krimi um den Abhörskandal lösen sollte.

"Wer hat die Affäre ins Rollen gebracht?", wird gefragt
James Murdoch: "Ich selbst habe die Polizei über den Abhörskandal informiert, als ich davon erfahren habe. Auch die Untersuchungen wurden von mir in die Wege geleitet. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass Rebekah Brooks (Ex-Chefredakteurin und Murdochs Ziehtochter) von den Abhörpraktiken gewusst hat."

Tom Watson, Labour-Abgeordneter, hakt nach: "Aber Rebekah Brooks hat 2003 über Schmiergeldzahlungen an die Polizei berichtet."

Rupert Murdoch (stoisch ruhig): "Davon ist mir nichts bekannt. Die News of the World stellte schließlich nur ein Prozent meines Unternehmens dar. Ich arbeite pro Tag 10 bis 12 Stunden, muss mich um sehr viele Angelegenheiten kümmern. Ich habe die Zeitung ein wenig aus den Augen verloren." Fragen über einzelne Reporter beantwortet Murdoch so: "Den kenne ich nicht."

Murdoch wird gefragt, ob er wisse, dass einer seiner Reporter wegen Erpressung verurteilt wurde?

Rupert Murdoch: "Nein, wusste ich nicht." Erbost ruft Murdoch zurück: "Warum haben Sie ihn nicht eingesperrt?" […] "Ich fühle mich für den Abhörskandal nicht persönlich verantwortlich, wohl aber für diejenigen, denen ich vertraut habe."

James Murdoch: "Die ethischen Standards im Journalismus gilt es nun neu zu definieren. Unser 'Code of Conduct' wurde verletzt."

Waren Sie oft in Downing Street Nr. 10 zu Gast?
Rupert Murdoch: "Ich tat das, was man mir befohlen hat. Ich bin von David Cameron auf eine Tasse Tee eingeladen worden. Ich habe auch seinen Vorgänger Gordon Brown mehrmals besucht. Ich kam immer durch den Hintereingang von Downing Street. Ich bedauere sehr, dass durch den Skandal meine Freundschaft mit Gordon Brown beendet wurde."

Dürfen Politiker Privatheit verlangen?
Rupert Murdoch: "Nein."

Detektive, die Handys anzapften, wurden auch nach Auffliegen des Skandals bezahlt. Strafzahlungen für Reporter wurden übernommen.
James Murdoch: "Ich war überrascht, als ich das erfahren habe. Ich weiß nicht, wer das ausgemacht hat. Es gibt auch keine Knebelverträge – weder mit Rebekah Brooks, noch mit Les Hinton (Geschäftsführer)."

Rupert Murdoch: "Ich würde gerne alle diese Zahlungen stoppen."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Murdoch: Milliardär, Mogul, Machtmensch

Murdoch ist Sohn eines angesehenen australischen Journalisten und arbeitete auch selbst als Journalist.

Mit dem Tod seines Vaters erbte der gebürtige Melbourner 1952 mit Anfang 20 zwei Zeitungen. „The Aidelaide News“ und die „Sunday Mail“.

Sein News-Corb-Konzern ist heute in Australien, Europa, Asien, Lateinamerika und den USA vertreten. Neben Zeitungen, Magazinen und Buchverlagen gehören auch zahlreiche Kabel-und Satellitensender zum Konzern.

Umsatz der News Corp. im Jahr 2010: 33 Milliarden US-Dollar (23 Milliarden Euro).

Nach der Eroberung des australischen Zeitungsmarktes begab sich Murdoch 1969 auf Einkaufstour nach Großbritannien. Jahre nach seinem Studium der Volkswirtschaft in Oxford kaufte er dort die „News of the World“ und „The Sun“.

Um auch auf dem Medienmarkt in den USA Fuß fassen zu können, erwarb Murdoch 1985 die US-Staatsbürgerschaft. Dort verleibte er seinem Konzern den Fernsehsender Fox News und die angesehenen Wirtschaftszeitung „Wall Street Journal“ ein.

Darüber hinaus gehört ihm fast die Hälfte der Anteile am Bezahlsender Sky Deutschland, der früheren Premiere AG.

Eines Tages will Rupert Murdoch sein Imperium an seinen jüngsten Sohn James übergeben, der seit März stellvertretender Geschäftsführer der News Corp ist.

Rupert Murdoch mit seiner Ziehtochter Rebekah Brooks, der mittlerweile gefeuerten Chefredakteurin.

Rupert Murdoch mit seiner 14-Monat alten Tochter Elisabeth und seiner zweiten Frau Anna Torv am 4 Oktober 1969 in London.

Murdoch in seinem Büro der IPC am 26 September 1969 in London.

Der Medienmogul am 2 Jänner 1969 mit seiner zweiten Frau Anna Torv.

Die Hauptfiguren im Abhörskandal

Zum Imperium des 80 Jahre alten Medienzars aus Australien gehören in Großbritannien neben dem inzwischen eingestellten Blatt "News of the World" auch die Boulevardzeitung "The Sun" sowie die Qualitätsblätter "The Times" und "Sunday Times". Murdoch kontrolliert 37 Prozent des britischen Zeitungsmarktes. Er wollte seine Medienmacht mit einem milliardenschweren Anteils-Zukauf beim Sender BSkyB weiter ausbauen, musste dies aber zunächst aufgeben. Murdoch pflegt engste Kontakte zu Spitzenpolitikern. Schon lange galt in Großbritannien als offenes Geheimnis: "Murdoch gewinnt Wahlen."

Er gilt als Kronprinz im Medienimperium seines Vaters. Bei der britischen Senderkette BSkyB, an der Murdoch 39 Prozent hält, war der 38-Jährige zunächst Vorstandschef, zuletzt Aufsichtsratsvorsitzender. Der in London geborene James leitet die Europa-Aktivitäten für Murdochs Medienkonzern News Corp. Sein Stern könnte mit der Abhöraffäre sinken. BSkyB-Aktionäre diskutieren offen seine Ablösung.

Die "Power-Frau" in der Macho-Welt des britischen Boulevardjournalismus war bis 2003 noch unter ihrem Mädchennamen Rebekah Wade Chefredakteurin von "News of the World" - just in der Zeit, in der das illegale Abhören bei der Zeitung zum System zu gehören schien. Die 43-Jährige mit der roten Lockenmähne wechselte dann zur "Sun" und leitete bis zu ihrem Rücktritt am vergangenen Freitag als Verlagsmanagerin die Medienholding News International, zu der alle britischen Murdoch-Zeitungen gehören. Mit ihren engen Kontakten in die Downing Street könnte sie für Regierungschef David Cameron zur Belastung werden.

Auch der Nachfolger von Brooks als Chefredakteur von "News of the World" könnte für Premierminister David Cameron zur Zeitbombe werden. Obwohl Coulson schon 2007 wegen des Skandals als Chefredakteur abtrat, gab Cameron ihm eine "zweite Chance" und machte ihn schließlich zum Kommunikationschef. Zum wohl einflussreichsten Fädenzieher der Downing Street aufgestiegen, musste Coulson im Jänner dieses Jahres auch dort gehen. Der 43-Jährige wird nicht nur beschuldigt, er habe von den Praktiken seiner Reporter gewusst - ihm wird sogar vorgeworfen, Schmiergeldzahlungen an Polizisten abgesegnet zu haben. Am 8. Juli wurde er vorübergehend von der Polizei festgenommen.

Der am Montag im Alter von 47 Jahren gestorbene Ex-Journalist hat Coulson als erster schwer belastet. Der "New York Times" hatte der ehemalige Showbusiness-Reporter von "News ot the World" erzählt, wie sein früherer Freund Coulson ihn persönlich animierte, "schwarze Künste" anzuwenden. Hoare galt als alkohol- und drogenabhängig und wurde aus diesem Grund schon 2005 von Coulson gefeuert. Dem "Guardian" hatte er vor seinem Tod erzählt, wie er täglich drei Gramm Kokain und Unmengen Alkohol konsumierte, um im Leben von Rockstars mitzuhalten. Sein Arzt habe sich schon vor Wochen gewundert, dass er überhaupt noch am Leben sei, sagte er der Zeitung.

Der 57-Jährige stand nur zweieinhalb Jahre an der Spitze der renommierten Polizeibehörde des Großraums London (Metropolitan Police Service), die landläufig Scotland Yard genannt wird. Er musste zurücktreten wegen seiner Nähe zu dem früheren "News-of-the-World"-Reporter Neil Wallis, den er als PR-Strategen anheuerte. Zusammen mit seiner Frau hatte Stephenson sich einen Kuraufenthalt teilweise bezahlen lassen. Auch für die Kureinrichtung machte Wallis die Werbung. Beamte von Scotland Yard sollen ferner Geld von Journalisten angenommen haben, um Informationen herauszugeben. Reporter sollen sogar Zugang zu spezieller Polizeitechnik bei der Ortung von Zielpersonen erhalten haben.

Der hohe Offizier bei Scotland Yard, der zuletzt als Chef der Antiterror- und Personenschutz-Einsätze tätig gewesen war, war im Jahr 2009 dafür verantwortlich, dass eine erneute Untersuchung des wieder aufgeflammten Abhörskandals unterblieb. Lediglich acht Stunden soll er das umfangreiche Material geprüft haben, ehe er die Akten vorschnell schloss. Yates sprach damals von "acht bis zwölf" Betroffenen der Abhöraffäre - in Wirklichkeit waren es 4.000. Yates wird ebenfalls eine ungesunde Nähe zu Neil Wallis nachgesagt. Auch dessen Tochter soll er einen Job bei Scotland Yard verschafft haben. Er selbst hat nach eigener Aussage ein "reines Gewissen" und fühlt sich als Opfer falscher Anschuldigungen.