Massen-Kidnapping

40 der Entführten sollen tot sein

16.11.2006

Bei der Entführung von sechs Kleinbussen in West-Bagdad am Donnerstag sind nach Angaben von Vizeministerpräsident Barham Saleh vom Freitag 40 Menschen getötet worden.

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Saleh sagte in einem Interview mit dem Nachrichtensender Al-Arabiya, diese Entführung und die Verschleppung Dutzender Beamter aus einem staatlichen Institut in Bagdad am vergangenen Dienstag seien Skandale, die man nicht herunterspielen solle. "Dass so viele Leute am helllichten Tag aus einer staatlichen Institution heraus entführt werden konnten, ist ein Skandal ", erklärte der kurdische Politiker.

Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte am Freitag lediglich den Tod von sieben der insgesamt rund 60 Insassen der Kleinbusse, in denen vor allem Schiiten aus dem Stadtteil Kadhimiya gesessen waren.

Was geschah:
Drei Augenzeugen berichteten im staatlichen Fernsehsender Al-Irakiya, bewaffnete Männer hätten im Adl-Viertel im Westen der Stadt die Fahrgäste von sechs Kleinbussen verschleppt und anschließend erschossen. Die Busse, in denen jeweils rund elf Menschen Platz finden, hätten sie mitgenommen. Das Innenministerium bestätigte die Entführung, machte aber keine Angaben zum Schicksal der Entführungsopfer. Diese stammen laut Al-Irakiya aus dem vorwiegend von Schiiten bewohnten Viertel Kadhimiya.

Straßensperren in West-Bagdad
Das irakische Verteidigungsministerium erklärte unterdessen, es wolle mit der Wiedererrichtung von Straßensperren in West-Bagdad derartige Verbrechen künftig verhindern. Die Straßensperren waren erst vor einigen Tagen auf Befehl von Ministerpräsident Nuri al-Maliki entfernt worden.

Neue Maßnahmen angekündigt
Maliki kündigte am Donnerstag neue Maßnahmen gegen die im Lande herrschende Gewalt an. Ein entsprechendes Paket werde in den kommenden Tagen in Kraft treten, sagte Maliki bei einem Besuch in Ankara. Worin die neuen Vorschläge genau bestehen sollen, sagte er nicht. Gleichzeitig sprach sich Maliki gegen " ausländische Interventionen" aus. "Um den Irak zu schützen, müssen wir 'Stopp' zu ausländischen Interventionen sagen", sagte er ohne weitere Erläuterungen.

Gefoltert und getötet
Am Dienstag hatten Unbekannte bis zu 150 Menschen aus dem Institut für Kulturforschung in Bagdad entführt. Rund 80 von ihnen sind nach Angaben des Hochschulministeriums noch in der Gewalt der Geiselnehmer. Mehrere Geiseln seien gefoltert und getötet worden, hieß es im Ministerium. Genauere Angaben machte das Ministerium jedoch nicht.

Ausbildungs-Dekan freigelassen
Es teilte am Donnerstag außerdem mit, der am Mittwoch in Süd-Bagdad entführte Dekan des Instituts für die Ausbildung von Lehrern im technischen Bereich, Ali Shakir, sei von seinen Kidnappern nach "intensiven Kontakten des Ministeriums mit den Parteien und politischen Bewegungen des Landes" freigelassen worden.

Vier US-Soldaten getötet
Die US-Armee berichtete, Aufständische hätten am Dienstag und Mittwoch in Bagdad und in der Provinz Diyala vier amerikanische Soldaten getötet. Damit starben seit Montag im Irak bereits zwölf US-Soldaten. Die Armee teilte außerdem mit, die US-Luftwaffe habe am Donnerstag mehrere Gebäude in Al-Jussifiya südlich von Bagdad bombardiert. Dabei seien neun "Terroristen" getötet worden, von denen mehrere Sprengstoffwesten getragen hätten. Die Soldaten nahmen neun Verdächtige gefangen.

Zusätzliche US-Soldaten in den Irak
US-Präsident George W. Bush könnte einem Zeitungsbericht zufolge bis zu 20.000 zusätzliche Soldaten in den Irak entsenden. Dies sei eine von vier Empfehlungen, die die ranghohe "Iraq Study Group" unter dem direkten Einfluss von Bush ausgearbeitet habe, berichtete die britische Zeitung "The Guardian" am Donnerstag. Mit der Entsendung solle die Sicherheit vor allem um Bagdad erhöht werden.

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