Obduktion ergab

Erste deutsche Geisel durch Schüsse getötet

13.08.2007

Die Obduktion der getöteten deutschen Geisel ergab, dass Rüdiger D. durch Schüsse getötet wurde. Das Video des zweiten Deutschen wurde gezielt verzögert.

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© (c) AFP
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Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin ergab die Obduktion des geöteten Bauingenieurs Rüdiger D., dass er durch Schüsse getötet wurde und ihm diese nicht nach seinem Tod zugefügt wurden. Der 43-Jährige erlitt beim Marsch einen Kreislaufkollaps, der aber noch nicht zum Tod führte. "Auf das noch lebende Opfer wurde nach dessen Zusammenbruch zwei Mal geschossen", worauf der Mann gestorben sei, hieß es. Erst nachdem der Tod eingetreten ist, wurde noch viermal auf den Leichnam geschossen.

Steinmeier erschüttert
Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat mit Erschütterung auf das Ergebnis der Obduktion reagiert. "Die letzten Stunden des Verstorbenen waren ein Martyrium. Seine Entführer haben ihn grausam in den Tod getrieben, seinem Leben schließlich in verbrecherischer Weise ein Ende bereitet", sagte Steinmeier am Donnerstag während seiner Westafrika-Reise in Accra (Ghana). Dies sei "zutiefst erschütternd". "Dieses Verbrechen darf nicht ungesühnt bleiben."

Nach der Obduktion gebe es für die Angehörigen endlich Gewissheit über die Umstände des Todes. Nun müssten die ganzen Anstrengungen darauf gerichtet sein, die Freilassung des in Geiselhaft verbliebenen Deutschen zu ermöglichen.

Video gezielt verzögert
Die Entführer der deutschen Geisel in Afghanistan haben das offenbar mehrere Tage alte Video nach Einschätzung des Terrorismusexperten Rolf Tophoven gezielt erst jetzt veröffentlicht. Auslöser sei vermutlich die Ankündigung des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, im Umgang mit den Entführern hart zu bleiben, sagte Tophoven am Mittwoch der Nachrichtenagentur AP. "Es kann gut sein, dass das Video vorab gedreht wurde, um es zur Stunde X zu veröffentlichen", erklärte er.

Video dürfte vom 28. Juli sein
"Das Timing ist entscheidend, wenn eine solche Aufnahme an die Öffentlichkeit kommt", sagte Tophoven. Mittlerweile würden viele Geiselnehmer von Medienprofis beraten, um die Wirkung solcher Videos gezielt einzusetzen und zu optimieren. "Das ist eine Art Psychokrieg, ein Nervenspiel." Dass sich die Gefahr für die deutsche Geisel mit der Veröffentlichung der Aufnahme deutlich erhöht hat, glaubt Tophoven nach eigenen Angaben jedoch eher nicht. Aus Sicht der Entführer sei es kontraproduktiv, die Geisel ausgerechnet kurz vor oder nach der Veröffentlichung zu ermorden. "Es ist eindeutig, dass man jetzt hier den Druck massiv erhöhen will", erklärte er.

Der Online-Dienst des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hatte unter Berufung auf erste Untersuchungen des Krisenstabs im Berliner Auswärtigen Amt berichtet, die vom arabischen Sender Al Jazeera ausgestrahlten Bilder stammten von einem Memory-Stick, dessen Daten zuletzt am 28. Juli verändert worden seien. Zudem hätten die Experten eine Fleece-Jacke auf dem Video erkannt, die die deutsche Botschaft in Kabul Ende vergangener Woche über Vermittler in die Berge geschickt habe.

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