Baa3 statt Baa1

Irlands Bonität auf dem Niveau Tunesiens

15.04.2011

Die Finanzkraft der irischen Regierung könne noch weiter sinken.

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Die Ratingagentur Moody's hegt große Zweifel an der Kreditwürdigkeit Irlands. Sie senkte am Freitag die Bonitätsnote für den hoch verschuldeten Staat um zwei Stufen auf "Baa3". Der einstige "keltische Tiger" wird damit genauso schlecht bewertet wie das arme und von Unruhen geschüttelte Tunesien. Investitionen in irische Staatsanleihen gelten gerade noch als "durchschnittlich gute Anlage". Moody's schließt aber eine weitere Herabstufung nicht aus, womit die Papiere nur noch Ramsch-Niveau hätten.

Herabstufung auf Ramschniveau droht

"Sollten die angestrebten Ziele bei der Haushaltskonsolidierung nicht erreicht werden, wird wahrscheinlich eine weitere Herabstufung folgen", warnte die Ratingagentur. "Sollten sich die Wachstumsaussichten weiter verschlechtern, würde dies das Rating ebenfalls unter Druck setzen." Die Probleme der heimischen Banken hatten Irland als erstes Land unter den Euro-Rettungsschirm EFSF gezwungen, der nach der Griechenland-Krise von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) aufgespannt wurde. 85 Mrd. Euro Hilfsgelder stehen bereit.

Ungünstige Schuldendynamik
Die Herabstufung, die mit der wachsenden Schuldenlast und dem schwachen Wirtschaftswachstum begründet wurde, kam überraschend. Die Ratingagentur Fitch hatte erst am Donnerstag den Ausblick angehoben, so dass kurzfristig keine Absenkung der Bonitätsnote drohe. Fitch und die dritte große Agentur Standard & Poor's bewerten die Bonität Irlands um zwei Stufen besser als Moody's. "Die Schuldendynamik ist derzeit nicht günstig, und das dürfte unserer Einschätzung nach erst mal so bleiben", sagte Moody's-Analyst Dietmar Hornung zu Reuters. "Es gibt Herausforderungen, weshalb wir uns heute für einen Ratingschritt entschieden haben."

Irland könnten weitere Sparmaßnahmen bevorstehen
Moody's befürchtet, dass Irland weitere Sparmaßnahmen einleiten muss. Die Staatsfinanzen könnten auch durch Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank unter Druck geraten, durch die sich die Refinanzierung verteuern dürfte. Langfristig habe Irland aber bessere Wachstumsaussichten als viele andere Industriestaaten. An den Märkten wird die Wahrscheinlichkeit einer Umschuldung Irlands - bei der Gläubiger auf Forderungen sitzen bleiben - inzwischen mit 40 Prozent bewertet.

Herabstufung setzt Euro unter Druck
Der Euro geriet nach der Herabstufung unter Druck. Gleichzeitig erhöhte sich der Renditeaufschlag für irische Staatsanleihen mit fünfjähriger Laufzeit im Vergleich zur deutschen Bundesanleihe auf 7,24 Prozent.

 

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