Krise vorbei

Lohn-Erhöhung: Im Schnitt 606 € für jeden

06.11.2010

Endlich darf wieder gejubelt werden:  Viele Branchen folgen den Metallern.

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Die Zeit der Krisen ist vorbei: Erst am Samstag einigten sich die Arbeitnehmer und Arbeitgeber der Metallbranche auf ein Gehaltsplus von 2,5 Prozent beim Mindestlohn. Die Lohnsteigerung bei den untersten Einkommensschichten beträgt sogar 3,0 Prozent. Im Krisenjahr 2009 lag die Steigerung nur bei mageren 1,5 Prozent.

Aber nicht nur die 165.000 Beschäftigen in der Metallbranche können nun deshalb aufatmen. Denn längst ist klar: Die Lohnabschlüsse gelten auch für andere Branchen als wichtiges Signal und bedeutende Richtschnur. Kaum eine Lohnverhandlung wird davon nun massiv abweichen.

Es wundert also nicht, dass Österreichs Angestellte nun endlich wieder aufatmen können. Mit einem Gehaltsplus von 2,5 Prozent bei einem durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen von 24.257 Euro wird sich heuer jede Österreicherin und jeder Österreicher über 606,43 Euro mehr auf dem Konto freuen können. Für das Geld bekommt man beim Reiseveranstalter joe24.at beispielsweise eine einwöchige Urlaubsreise in ein Fünf-Sterne-Hotel an der türkischen Riviera für zwei Personen.

Einzig Pensionisten und Beamte schlechter
Im Gespräch mit ÖSTERREICH freut sich daher auch GPA-Chefverhandler Karl Proyer über den Lohnabschluss: „Natürlich ist so ein Verhandlungsergebnis am Ende immer ein Kompromiss und natürlich hätten wir uns mehr gewünscht. Aber für niedrige Einkommen haben wir einen satten Dreier erreicht. Damit können wir sehr zufrieden sein.“

Und eben diese Abschlüsse werden nun auch in den anderen großen Branchen berücksichtigt. Am Mittwoch gehen so die Kollektivverhandlungen beim Handel in die vierte Runde, im Dezember wird über die Löhne der Gesundheits- und Sozialberufe verhandelt. Beide Male ist davon auszugehen, dass das Ergebnis über 2,0 Prozent liegt. „Bisher waren die Verhandlungen zäh. Warten wir ab, was am Mittwoch passiert“, erklärt GPA-Chefverhandler Manfred Wolf.

Einzige Ausreißer derzeit: Beamte und Pensionisten. Weil der Staat derzeit massiv sparen muss, fiel hier das Plus heuer deutlich geringer aus (siehe links). Für alle anderen aber gilt: Zwar sind die Nachwirkungen der Krise noch zu spüren, das Schlimmste scheint aber endlich überstanden.

Interview

ÖSTERREICH: Die Metaller legten jetzt ihre Lohnabschlüsse vor. Wie bewerten Sie sie?
Ulrich Schuh: Das Ergebnis entspricht der jetzigen Wirtschaftslage und liegt deutlich über den 1,5 Prozent des Vorjahres. Die Konjunkturlage stellt sich derzeit in Österreich relativ günstig dar, aber die Unsicherheit über die internationale Konjunkturentwicklung ist weiterhin sehr groß. Darum sind die Abschlüsse nicht noch besser ausgefallen.

ÖSTERREICH: Welche Bedeutung haben die Ergebnisse der Metaller für andere Branchen?
Schuh: Die Metall-Lohnrunde stellt jetzt die Weichen für die Abschlüsse in allen anderen privatwirtschaftlichen Sektoren. Daran orientieren sich nun alle anderen Verhandlungen. Aber sie legen nur die Richtschnur. Die anderen Branchen folgen nicht eins zu eins, sondern berücksichtigen natürlich auch immer besondere Gegebenheiten. Abweichungen kann es hier nach oben oder nach unten geben.

ÖSTERREICH: Welche Rolle spielt bei den Lohnverhandlungen noch die Krise?
Schuh: Heuer waren die Wirtschaftsdaten in Österreich endlich wieder besser und das hat stark zur Stimmungsverbesserung beigetragen. Insgesamt ist es so, dass sich der Arbeitsmarkt in Österreich überraschend rasch aus der Krise erholt hat. Wenn die Arbeitslosigkeit weiter sinkt, können auch noch höhere Löhne gefordert werden.

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