2 Vorstände müssen gehen

ÖBB-Chef setzt Pleite-Manager per sofort ab

25.11.2010

Die Cargo-Vorstände Macher und Riessland legen ihre Mandate zurück.

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Der defizitären Güterverkehrsbereich der ÖBB soll mit einem neuen Führungsteam saniert werden. Die beiden Vorstände der Rail Cargo Austria (RCA), Friedrich Macher und Günther Riessland, haben ihr Mandat gestern "nach einem Gespräch mit mir" zurückgelegt, sagte ÖBB-Holding-Vorstandschef Christian Kern am Donnerstagabend. Beide würden bis zum Ende ihrer Vertragslaufzeiten mit halben Bezügen im Konzern weiterarbeiten. Den RCA-Vorstand will nun Kern bis Ende Jänner interimistisch gemeinsam mit Personenverkehr-Finanzvorstand Andreas Fuchs führen. Die Posten würden ausgeschrieben.

Keine Sonderabfertigungen
Macher werde künftig bei Express Interfracht, den Speditionsunternehmen der RCA, tätig sein. Riessland soll sich um die kaufmännische Umsetzung des Sanierungsplans kümmern. Die Vorstandsverträge wären noch bis 2011 bei Riessland und 2012 bei Macher gelaufen. Sonderabfertigungen werde es für die zurückgetretenen Vorstände keine geben, ihre vertraglichen Abfertigungen bewegten sich bei einem Bruchteil ihres Jahresgehalts, sagte Kern.

Auch Beratervertrag mit Poschalko aufgelöst
Kern wünscht sich Manager auch mit internationaler Erfahrung. Parteipolitisches Kalkül habe bei der Entscheidung keine Rolle gespielt, betonte er. Macher gilt als ÖVP-nahe. Auch der Beratervertrag mit Ex-Holding-Vorstand Gustav Poschalko, der den Kauf der ungarischen Güterverkehrsbahn mitverantwortete, wird aufgelöst, sagte der ÖBB-Boss heute. Weitergehende Spekulationen über ein Köpferollen im Personenverkehr oder beim Postbus wies er heute zurück.

Bund soll 400 Mio. Euro investerien

Der Güterverkehr fährt tief in den roten Zahlen: Heuer wird ein operatives Ergebnis von bis zu minus 75 Mio. Euro erwartet. Zusammen mit Sondereffekten aus der Abwertung der ungarischen Beteiligung und Kosten für die Sanierung könne der Verlust bis zu 300 Mio. ausmachen, so der Bahn-Chef. Ab dem Jahr 2013 sollen wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Der Bund solle 400 Mio. Euro in die Bahn investieren, machte Kern heute den Wunsch nach einer Kapitalspritze deutlich. Die Bahn müsse ihre Hausaufgaben machen, dann werde sich das Investment für den Eigentümer durch Wertsteigerung rentieren.

Mitarbeiterabbau geplant
Das Sanierungskonzept für die Rail Cargo sieht Einschnitte in nicht profitablen Bereichen und Mitarbeiterabbau vor. Am stärksten trifft es die ungarische Güterverkehrsbahn Rail Cargo Hungaria, wo rund 1.000 Leute gehen müssen. Ein Restrukturierungsteam aus Österreich wird nach Ungarn geschickt, die Ungarn sollen stärker mit der österreichischen Mutter vernetzt werden. In Österreich sollen - nach Abbau von Überstunden und von 150 Leasing-Mitarbeitern rund 670 Cargo-Mitarbeiter in den nächsten fünf Jahren am Konzernarbeitsmarkt neue Beschäftigungen finden. Auch das Management soll gekappt werden, künftig sind nur mehr 6 statt bisher 10 Spitzenmanager vorgesehen.

Güterverkehr wird "redimensioniert"
Das "Turnaround"-Programm werde die Angebote im Güterverkehr redimensionieren. Dabei geht es um Kürzungen im Angebot und Einstellungen von nicht profitablen Strecken und Stationen. Die Rollende Landstraße solle sich auf die Hauptachsen am Brenner und von Wels nach Ungarn konzentrieren, vorübergehend sei daher mit Rückgängen zu rechnen. Im internationalen Vergleich werde Österreich beim Anteil der Schiene am Güterverkehr immer noch im Spitzenfeld bleiben, so der Bahn-Chef.

Betriebsrat begrüßt Ablöse
Zur Umsetzung der Maßnahmen hofft Kern auf Unterstützung des Betriebsrats. ÖBB-Betriebsratsobmann Wilhelm Haberzettl hat die Vorstandsablöse bereits begrüßt. Insbesondere freut den Gewerkschafter, dass durch das Weiterarbeiten der beiden Manager zu gekürzten Bezügen keine neuen Kosten entstünden.

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