E-Mail-Durchsuchung

Microsoft verklagt US-Regierung

15.04.2016

Software-Riese will User schützen und eskaliert den Streit mit den Behörden.

Zur Vollversion des Artikels
© Reuters
Zur Vollversion des Artikels

Microsoft hat das US-Justizministerium wegen heimlicher Durchsuchung privater E-Mails verklagt. Durchsuchungen von Mails, über die Kunden nicht unterrichtet werden dürfen, widersprächen der US-Verfassung, argumentiert der Software-Konzern in einer am Donnerstag (Otrszeit) in Seattle eingereichten Klage.

Auf der Grundlage eines entsprechenden Gesetzes hätten US-Bundesgerichte binnen 18 Monaten fast 2.600 Mal angeordnet, dass Microsoft Kunden über verdeckte Nachforschungen nicht unterrichten durfte.

Eindeutige Botschaft
"Microsoft strengt dieses Verfahren an, weil seine Kunden ein Recht haben zu erfahren, dass die Regierung die Befugnis zum Lesen ihrer Mails erhält", heißt es in einem Schreiben der Microsoft-Anwälte. Der Software-Gigant müsse das Recht haben, seine Kunden darüber zu informieren.

Mit dem Electronic Communications Privacy Act erhielten die Gerichte die Möglichkeit, Microsoft und andere Provider zum Schweigen zu verpflichten, wenn Daten angezapft werden. Damit wolle der Gesetzgeber sicherstellen, dass laufende Ermittlungen nicht behindert werden.

Mit der Gesetzesregelung, die den Provider zum Schweigen verurteile, werde das Recht auf freie Rede untergraben, erklärte Microsoft. "Wir glauben, dass Kunden und Unternehmen mit seltenen Ausnahmen das Recht haben zu wissen, wann die Regierung auf ihre E-Mails und Daten zugreift." Die Entwicklung der vergangenen Monate gehe "zu weit".

Apple sollte iPhone für FBI entsperren
Zwischen den Technologie-Konzernen und der US-Regierung hat ein Tauziehen um die Zugriffsrechte auf elektronische Daten eingesetzt. Der Apple-Konzern weigerte sich in zwei Fällen, bei der Entschlüsselung von iPhones behilflich zu sein.

Apple widersetzte sich einer gerichtlichen Anordnung, die Entschlüsselung des Smartphones eines der Attentäter von San Bernardino zu ermöglichen. Dieser hatte im Dezember mit seiner Frau bei einem islamistischen Anschlag 14 Menschen erschossen, ehe das Paar von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet wurde.

Der Streit in diesem Fall erledigte sich schließlich dadurch, dass es der Bundespolizei FBI gelang, das Smartphone des Attentäters ohne Hilfe von Apple zu knacken. Bei den Ermittlungen gegen einen mutmaßlichen Drogenhändler beharrt das Justizministerium nun auf seiner Forderung, Apple müsse beim Entschlüsseln der Handy-Daten behilflich sein.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel