Black Friday Burnout
Black Friday: So schädlich ist die Schnäppchen-Jagd für unser Gehirn
26.11.2025Neue Studien zeigen: Unser Gehirn ist am Limit. Expert:innen warnen jetzt vor einem „Black Friday Burnout“.
Es ist wieder soweit: Black Friday steht vor der Tür – und mit ihm unendliche Rabatt-Feeds, blinkende Banner und der Druck, jetzt sofort die besten Deals zu sichern. Doch heuer geht es um mehr als volle Warenkörbe. Drei der weltweit größten Unternehmensberatungen – Deloitte, PwC und Accenture – schlagen Alarm: Unser Gehirn hält diesen Shopping-Stress zunehmend schlechter aus. Das Ergebnis: Rekordwerte bei Stress, Überforderung und Entscheidungsblockade.
58 % finden Weihnachtsshopping „stressig“, 85 % brechen Online-Käufe ab
Laut der Deloitte Holiday Retail Survey 2025 bewerten bereits 58 % der Konsument:innen das Feiertagseinkaufen als belastend. Accenture wiederum zeigt, dass 85 % der Online-Shopper:innen ihren virtuellen Warenkorb abbrechen, aus Frust oder reiner Überforderung.
PwC berichtet parallel, dass 84 % der Menschen heuer sparen wollen. Dieser finanzielle Druck verstärkt das mentale Chaos zusätzlich.
„Wir stehen vor einem globalen kognitiven Burnout“
So formuliert es Dr. Hannah Nearney, klinische Psychiaterin und UK Medical Director bei Flow Neuroscience. Der Grund sei zwar simpel, aber alarmierend: Wir müssen in viel zu kurzer Zeit viel zu viele Entscheidungen treffen.
„Menschen sind nicht nur vom Kaufen überfordert. Sie sind mental erschöpft von ununterbrochenem Entscheiden“, erklärt Dr. Nearney. „Das lässt das Stresssystem regelrecht anspringen – und begünstigt Symptome wie Angst, Überforderung oder schlechte Konzentration.“
Die Ursache dafür liegt direkt im Gehirn: der präfrontale Cortex – jener Bereich, der für Planung und Emotionsregulation zuständig ist – ermüdet, wenn wir ständig auswählen, vergleichen, löschen, neu überlegen.
Wirtschaftliche Unsicherheit als Turbo-Stressor
Als wäre der klassische Geschenke-Wahnsinn nicht genug, kommt 2025 noch ein anderer Faktor dazu: wirtschaftliche Zukunftsangst. Deloitte zeigt: 57 % der Konsument:innen rechnen damit, dass die Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten weiter abkühlt, der negativste Wert seit fast 30 Jahren.
„Finanzielle Unsicherheit hält das Nervensystem permanent auf Alarmbereitschaft“, so Nearney. „Dadurch fällt es schwerer, die Feiertage zu planen – geschweige denn zu genießen.“
Gen Z bleibt überraschend cool
Doch eine Gruppe scheint dem Stress besser zu trotzen: Gen Z. Laut PwC plant die junge Generation ihre Ausgaben um satte 23 % zu reduzieren – stärker als alle anderen Altersgruppen. Gleichzeitig steigt das Interesse an allem, was mit Wohlbefinden und mentaler Gesundheit zu tun hat. „Jüngere Menschen erkennen langsam, dass mentale Energie begrenzt ist“, sagt Nearney. „Sie schützen ihre Konzentration wie eine Ressource.“
Dieser Trend zeigt sich auch im Verhalten: Immer mehr junge Erwachsene greifen laut Nearney zu digitalen Tools wie Mental-Health-Geräten und Gehirnstimulations-Headsets, um Stress rechtzeitig entgegenzuwirken. Klinische Forschung deutet tatsächlich darauf hin, dass solche Methoden emotionale Regulation und Fokus unterstützen können.
Und was hilft wirklich gegen den Black-Friday-Stress?
Um der digitalen Reizüberflutung, dem wirtschaftlichen Druck und dem Konsumtempo zu entkommen, empfiehlt Dr. Nearney einen Mix aus Selbstfürsorge und smarter Planung:
- Meditation oder Atempausen
- Bewegung
- „Batch-Decision-Making“: Entscheidungen bündeln, statt ständig neue zu treffen
- Shopping-Pausen einplanen
- Bildschirmzeiten begrenzen
- Methoden zur Stressregulation in den Alltag integrieren
Ihre wichtigste Erkenntnis: „Die Antwort auf kognitives Burnout ist nicht, Entscheidungen zu vermeiden, sondern sich selbst zu entlasten.“