Wiener Film-Festival

63. Viennale - "Miroirs No. 3": Ein kontemplativer Festivalstart

15.10.2025

Neo-Festivalpräsident Christian Petzold erzählt von zwei Frauen, die Halt aneinander suchen - Am Donnerstag als Eröffnungsfilm

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© APA/GEORG HOCHMUTH
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Die Viennale startet am Donnerstagabend wortarm in ihre 63. Ausgabe. Zum Auftakt des Filmreigens hat sich Direktorin Eva Sangiorgi mit Christian Petzolds "Miroirs No. 3" ein kontemplatives Werk herausgesucht - mit dem man dem neuen Festivalpräsidenten auch gleich die Ehre erweist. Schließlich vollendet der 65-jährige deutsche Regisseur mit dem Werk seine den Elementen gewidmete Trilogie und wird zum Amtsantritt gebührend empfangen in Wien.

Eine Geschichte der Luft

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So ist "Miroirs No. 3" in der windumtosten Landschaft Brandenburgs angesetzt - während die Vorgänger "Undine" dem Wasser und "Roter Himmel" dem Feuer gewidmet waren. Just hier hat die aus Berlin stammende Klavierstudentin Laura (Paula Beer) mit ihrem Freund einen Autounfall, bei dem dieser stirbt. Die nur leicht verletzte Laura hingegen wird von der ihr unbekannten Betty (Barbara Auer) gefunden und beschließt kurzerhand, bei der in einem etwas heruntergekommenen, aber doch gemütlichen Landhaus lebenden Frau zu bleiben.

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Die Gemeinschaft der ungleichen Frauen funktioniert anfangs, findet Laura doch Ruhe in der weiten Landschaft, während Betty von ihrem Gast unerklärlich angetan scheint. Zugleich stören von Beginn weg subtile Irritationen die vermeintliche Harmonie. Menschen bleiben stehen, beobachten die Protagonistinnen, zu denen alsbald Bettys Mann Richard (Matthias Brandt) und Sohn Max (Enno Trebs) stoßen. Langsam entblättern sich in ruhigen Szenen Ahnungen einer Tragödie, die über dem Geschehen lastet.

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Keine großen Worte

Dabei macht wie stets bei Petzold niemand große Worte, Geschwätz hat hier in der Lakonie des Moments keinen Platz. Das Ensemble, das sich im Wesentlichen aus Petzolds Stammpersonal zusammensetzt, erzählt die Geschichte über das Gesicht. Barbara Auer versteckt Schmerz hinter Fröhlichkeit, Paula Beer ist verloren und vermeint, Halt zu finden. Die Entschlüsselung der Geschichte erfolgt nonverbal, wenn Laura am Klavier das titelgebende "Miroirs No. 3" von Maurice Ravel spielt - nicht ahnend, welch Bedeutung das Stück für ihre Gastgeberin hat.

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Die Qualität von Christian Petzolds Erzählung, der auch das Drehbuch verfasst hat, liegt aber vielleicht darin, dass er am Ende von der Ebene der ungesagten Wünsche, der Utopie möglicher Annäherungen über die Grenzen der Einzelnen hinweg abweicht. Letztlich bleibt jede und jeder doch in seinem Weg, kann niemand den anderen retten. Die Zäune um die Anwesen sind hoch und doch meist geöffnet. Die Öffnung dauerhaft zu durchschreiten, gelingt jedoch nicht.

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