"Mamma Mia!"

ABBA-Musical feierte fulminate Premiere

20.03.2014

ABBA-Pastiche ist in deutscher Version Gute-Laune-Kracher.

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© APA/ARMIN BARDEL
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Ja, stimmt schon: "Mamma Mia!", die neueste Premiere im Wiener Raimund Theater, ist "nur" ein Jukebox-Musical mit den besten ABBA-Liedern, das seit 15 Jahren weltweit erfolgreich ist. Und ja, das Stück war als Tourneeproduktion auch schon in Österreich zu sehen. Aber wen kümmert's? "Mamma Mia!" hat sich am Mittwoch als Musicalkracher im besten Sinne erwiesen, der das Publikum von den Sitzen reißt.

Erfolgs-Musical in Wien zu Gast

Knapp 55 Millionen Zuschauer weltweit seit der Londoner Premiere 1999 können sich dann offensichtlich doch nicht irren. Und immerhin ist die Wiener "Mamma Mia!"-Fassung die österreichische Erstaufführung der deutschen Version des Stücks. Alle 22 ABBA-Hits des Abends werden also mit deutschen Texten gesungen. Klingt gruselig? Ist es aber überraschenderweise überhaupt nicht. Einerseits haben auch ABBA selbst in den 1970ern einen Teil ihrer Lieder wie "Ring Ring" oder "Waterloo" mit herzerwärmendem schwedischen Akzent auf Deutsch eingespielt. Und andererseits zeichnet für die deutschen Texte diesmal Michael Kunze verantwortlich, der österreichischen Musicalfreunden als Autor von Erfolgen wie "Elisabeth" oder "Rebecca" bekannt ist. Die Titelworte Money oder Honey bleiben, der Rest wird adaptiert und geht erstaunlich gut auf, auch wenn "Gimme a man after midnight" zu "Gib mir 'nen brauchbaren Lover" mutiert.

Viel Action auf der Bühne
Die Produktion selbst ist dabei vom Aufwand her äußerst schlicht gehalten - zwei drehbare Bühnenelemente stellen mal die Taverne der alleinerziehenden Mutter Donna auf ihrer griechischen Insel dar, mal das Innere des Hauses. Die Story ist ähnlich komplex: Als Donnas Töchterlein Sophie heiraten möchte, lädt sie kurzerhand hinter dem Rücken ihrer einst lockeren Mutter jene drei Männer ein, die als möglicher Vater für sie infrage kommen. Chaos ist vorprogrammiert.

Stimmung geht auf das Publikum über
Die Gute-Laune-Oldies der beiden ABBA-Männer Björn Ulvaeus und Benny Andersson wurden dabei von Catherine Johnson nahtlos in die Handlung integriert. So treiben "Super Trouper", "Chiquitita", "Dancing Queen" und Co. tatsächlich die Geschichte voran - und reizen das Publikum schon während der Show zum Mitklatschen. Das liegt nicht zuletzt an einem über weite Strecken großartigen Cast.

Hauptdarstellerin in Wien gefeierter Star
Die Hauptrolle der Donna, die in der Hollywood-Verfilmung des Stücks von Meryl Streep gespielt wurde, füllt die Wienern schon bestens aus "Sister Act" oder "Natürlich blond" bekannte Ana Milva Gomes mit ihrer warmen Soulstimme aus. Der Knaller des Abends war allerdings Volkstheater-Mitglied Susa Meyer als Jet-Set-Diva Tanja, die im Duo mit Jacqueline Braun als Rosie die schrägen Freundinnen von Donna in einer Mischung aus Spaß am Quatsch, ironischer Spielfreude und perfekter Choreografie mimte. Damit übertrafen die "Alten" die Jungen des Casts. Vielleicht liegt der Generation-40-Plus ABBA einfach doch näher. Jedenfalls spielt die junge Hamburgerin Madeleine Lauw die Rolle der Braut Sophie zwar äußerst charmant und liebreizend, erinnert stimmlich streckenweise leider jedoch an einen Schlumpf, dem man zu fest auf den Bauch drückt. Und auch die Stimme ihres Partners Andreas Wanasek als Sky steht an Volumen seinem trainierten Oberkörper nach. Aber egal: Wer auf Schlaghosen, die 70er Jahre oder einfach Spaß steht, für den führt derzeit eigentlich kein Weg vorbei am Wiener Raimund Theater.

Info
"Mamma Mia!" im Raimund Theater, Wallgasse 18-20, 1060 Wien. Musik und Text: Björn Ulvaeus und Benny Andersson, Buch: Catherine Johnson, Deutsche Liedtexte: Michale Kunze, Regie: Phyllida Lloyd. Mit: Ana Milva Gomes/Donna, Susa Meyer/Tanja, Jacqueline Braun/Rosie, Madeleine Lauw/Sophie, Boris Pfeifer/Sam, Ramin Dustdar/Harry, Martin Muliar/Bill, Andreas Wanasek/Sky, Oliver Aagaard-Williams/Eddie, Pierre Damen/Pepper, Sophia Gorgi/Lisa, Annakathrin Naderer/Ali, u.a. Aufführungen bis Dezember jeweils am Dienstag 18.30 Uhr, Mittwoch bis Samstag um 19.30 Uhr, sowie samstags um 15 Uhr und sonntags um 18 Uhr. www.vbw.at

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