Theater

Bechtolfs furiose Solo-Show

22.10.2010

Am 23. und 24.10 spielt Bechtolf Shakespeare.

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© Angerer/Thalia Theater
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Soeben hat er mit beachtlichem Erfolg Hindemiths Cardillac an der Wiener Staatsoper inszeniert, dieses Wochenende gastiert Sven-Eric Bechtolf mit seiner gefeierten Soloversion von Shakespeares Richard II. im Akademietheater.

"Vielen Stücken Shake­speares liegt die Ablösung des ptolemäischen – geozentrischen – Weltbilds durch das kopernikanische zugrunde", sagt der Bühnengigant. "Die Elisabethaner hatten die Vorstellung, dass die Welt in einem wohlgeordneten System aufgehoben ist: Im Mittelpunkt stand der Mensch, um die Erde bildeten sich konzentrische Sphären. In der Mitte stand der König, die Kristallisierung des 'gemeinten' Menschen." Und Bechtolf weiter: "Langsam gingen Haarrisse durch das Universum, und alles brach zusammen. Der Donnerknall hallt auch uns Heutigen noch in den Ohren. Wir sind plötzlich zu einer ,geworfenen‘ Existenz verurteilt, und diesen Verlust erleidet stellvertretend der stürzende König."

Solo
Vor einem Jahr hatte Bechtolf mit der jungen Regisseurin Cornelia Rainer am Hamburger Thalia Theater seine furiose One-Man-Show vorgestellt: "Ich hatte mich länger mit Richard II. beschäftigt und dachte mir, eigentlich müsste man das allein machen", so Bechtolf. "Als ich Cornelia Rainer kennenlernte, die am Burgtheater Assistentin war und so tolle Sachen wie das Taubenstück Heimfindevermögen gemacht hat, erzählte ich ihr von meinen Gedanken zu Richard II. Sie hat diese Fassung geschrieben, dann haben wir sechs Wochen geprobt und das Solo eines Königs herausgebracht."

Hybris
Shakespeares Richard II. erzählt vom Sturz des Königs aus der Höhe höchster Macht in die Tiefe politischer Ohnmacht. Die Monologe Richards bestechen durch hochstilisierte Rhetorik und ihre lyrische, bildhafte Sprache. Bechtolf: ",If not a king, how can I be Richard?", sagt Richard; er verliert seine Persönlichkeit. Ich spiele das Stück als innere Auseinandersetzung eines Menschen, der im Verlust zwischen Hybris und Erkenntnis taumelt. Man könnte Richard II. als Selbstgespräch Shakespea­res verstehen, das allen anderen Königsdramen zugrunde liegt. Denn die 'Sünde', die an Richard begangen wurde, rächt sich durch die Familien Lancaster und York hindurch: Dass man den König getötet und entthront hat, war ja ein Sakrileg."

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