Ioan Holender

,Hätte mich nicht gern als Chef gehabt‘

21.06.2010

Mit Standing Ovations dankte das Publikum der Staatsoper Ioan Holender am 20.6. für eine gelungene Matinee und 19 Jahre Direktion.

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© Kernmayer
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Ioan Holender inszeniert seinen Abschied als Direktor effektvoller und vor allem erfolgreicher als mancher der von ihm engagierten Regisseure ihre Opern. Am 20.6. hat er in einer Matinee das ziemlich volle Haus nicht nur mit klugen Anmerkungen zur eigenen Karriere, zu Kunst und Politik erfreut, sondern auch für einen enormen Unterhaltungswert gesorgt. Er saß Sony-Music-Chef Bogdan Roscic, vor allem aber ORF-Moderator Armin Wolf gegenüber, hatte sich also zwei der besten Fragesteller zugemutet.

Verlegenheit
Wolf, ab 21.6. wieder als ZiB 2-Anchorman aktiv, konnte dank der von ihm gewohnten perfekten Recherche den widerstandskräftigen Holender auch durch eine einzige Frage in Verlegenheit bringen. Der Direktor musste zugeben, dass er tatsächlich vor rund zehn Jahren ein paarmal unter Pseudonym für die Kronen Zeitung Kritiken über Aufführungen ausländischer Opernhäuser geschrieben hat. Warum unter Pseudonym? „Ich schreibe gerne“, so Holender, „ich wollte nicht, dass man weiß, dass ich das bin.“

Respekt
Im Wechsel von Frage und Antwort gab’s bei der Matinee viele Lacher und viel Beifall. Ob Holender sich selbst gern als Chef gehabt hätte? „Eher nein – aber ich hätte den Mann respektiert.“ Es sei „von den Politikern stupid, nicht zu merken, dass die Musik heute die letzte Strahlkraft dieses kleinen Landes ist“. Die Kino-Übertragungen aus der New Yorker „Met“ seien „Inzest-Opern“. Weshalb er heute bekannter sei als manche Regierungsmitglieder? „Das muss wohl an der Regierung liegen.“

ORF
Unverständlich, dass der ORF von dieser Matinee nur Ausschnitte verwenden will, statt eine vernünftig geschnittene einstündige Sendung daraus zu machen. Die Aufzeichnung ist in der Staatsoper vorhanden, beste Unterhaltung garantiert. Jetzt wollen wir doch sehen, ob der ORF noch flexibel genug ist und schnell reagieren kann.

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